Thailand: Politische Wirren – Konjunktur eingetrübt

Frankfurt am Main

Thailand: Politische Wirren – Konjunktur eingetrübt

In Thailand ist derzeit kein Ausweg aus der innenpolitischen Krise in Sicht. Nachdem die Nebeneinkünfte Premierminister Samaks als Fernsehkoch zu seiner Amtsenthebung geführt haben, will er dieses Amt nicht erneut anstreben. Der ohnehin umstrittene Politiker und die Regierungspartei People’s Power Party (PPP) gelten als Kopien der alten Machthaber und werden entsprechend von anderen Gruppierungen bekämpft. Schon der vorige Premierminister Thaksin, dem Korruption und Wahlbetrug vorgeworfen werden, wurde 2006 von Militär und Polizei aus dem Amt geputscht. Nun nominierte die PPP einen Schwager Thaksins, den bisherigen Vize-Premierminister Somchai Wongsawat, für den Parteivorsitz. Gleichzeitig droht mehreren Parteien, auch der PPP, die Auflösung, wenn ihnen Wahlbetrug nachgewiesen werden kann. Der knapp zwei Wochen dauernde Ausnahmezustand wurde von Somchai vor einigen Tagen aufgehoben.

Die innenpolitische Unsicherheit beeinträchtigt auch die wirtschaftlichen Aussichten des Landes. Zum einen ist die Börse in Mitleidenschaft gezogen: So fiel der SET Mitte September mit rund 600 Punkten auf den tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Perspektiven für die Börse Bangkok, die bei geringer Marktkapitalisierung international bislang keine bedeutende Rolle spielt, werden durch die Krise zusätzlich begrenzt. Zum anderen fiel das BIP-Wachstum im zweiten Quartal schwächer aus (5,3 % nach 6,1 % in Q 1). Insbesondere bei der Investitionsnachfrage und dem Tourismus sind negative Spuren der innenpolitischen Wirren absehbar. Das BIP könnte somit 2008 durchaus eine noch geringere Rate aufweisen als die bislang erwarteten 4,8 %. Die abgebremste Konjunkturdynamik in den USA wird sich dabei eher indirekt in den thailändischen Handelsdaten niederschlagen, da nur rund 13 % der Exporte in die USA gehen. Die wichtigsten Handelspartner in Asien – Japan, China und Singapur – vereinen knapp 30 % der thailändischen Exporte auf sich, so dass die nachlassende Dynamik in dieser Region größere Bedeutung hat und sich v.a. 2009 im thailändischen BIP niederschlagen dürfte (knapp 4 % Wachstum).

Die Inflation wird 2008 mit rund 6,5 % etwa dreimal so hoch sein wie im Vorjahr, getrieben v.a. durch höhere Energie- und Nahrungsmittelkosten. Da sich der Preisdruck jedoch – auch durch Regierungsmaßnahmen – verringert hat (6,4 % im August nach 9,2 % im Juli), sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinsanhebung. Zuletzt wurde im August der Repo-Satz auf 3,75 % angehoben, die zweite Straffung nach der Zinswende im Juli. Die hohe Inflation, die geringeren Leistungsbilanzüberschüsse und Kapitalzuflüsse sowie die politischen Turbulenzen haben die thailändische Währung in diesem Jahr gegenüber dem Dollar unter Druck gehalten. So hat er in den vergangenen Monaten deutlich an Wert eingebüßt bis auf aktuell knapp 35 Baht je Dollar. Die Rahmenbedingungen (u.a. politische Unsicherheit, die weitere Verschlechterung der Leistungsbilanz) werden den Baht noch weit bis ins nächste Jahr schwächen.

Bei der Auslandsverschuldung Thailands weist der Trend wieder aufwärts. 2008 wird sie rund 65 Mrd. US-Dollar erreichen, rund 40 % davon ist kurzfristig terminiert. Allerdings stehen dem auch nach Interventionen der Notenbank auf dem Devisenmarkt noch immer deutlich höhere Währungsreserven gegenüber, so dass von dieser Seite derzeit keine Gefahr droht.

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