Attac und Noya blockieren Frankfurter Börse

Frankfurt/M

Attac und Noya blockieren Frankfurter Börse

– Globalisierungskritiker legen Forderungskatalog für Regulierung der Finanzmärkte vor

Mit einer symbolischen Blockade der Frankfurter Börse unter dem Motto „Das Casino schließen!“ haben Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac und seiner Jugendorganisation Noya am heutigen Mittwoch für eine echte Regulierung der Finanzmärkte demonstriert und einen entsprechenden Forderungskatalog von Attac vorgestellt.

„Wenn Merkel und Steinbrück uns jetzt glauben machen wollen, diese Jahrhundertkrise sei eine rein amerikanische Krise, dann ist das lächerlich. Die Krise hat ihren Ursprung in der neoliberalen Deregulierung der Finanzmärkte. Und die wurde in Deutschland genauso betrieben wie in den USA“, sagte Stephan Schilling, Finanzmarktexperte im Attac-Koordinierungskreis. In den USA müssten nun die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler hunderte Milliarden Dollar aufbringen, um den Zockern an der Wall Street aus der Misere zu helfen. Doch damit nicht genug: Die Finanzmarktkrise drohe die Weltwirtschaft mit sich nach unten zu reißen, der zu erwartende massive Einbruch der Realwirtschaft könne hunderttausende Arbeitsplätze kosten. „Die Banken haben mit ihrer Zockerei den Zusammenbruch des gesamten ökonomischen Systems riskiert – aktiv befördert von einer Politik der systematischen Deregulierung. Damit muss Schluss sein. Es ist Zeit, das Casino zu schließen“, stellte Stephan Schilling klar.

Attac forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf, sich endlich wirksam für verschärfte Finanzmarktgesetze einzusetzen. Zwar rede auch Merkel auf einmal von Regulierung, dahinter verberge sich aber der altbekannte wachsweiche Appell nach mehr Transparenz und Selbstdisziplin der Finanzakteure. So betonte die Kanzlerin am Montag beim Unternehmertag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, es müsse „nicht immer gleich ein neues Gesetz geben“, sofern die Wirtschaft bereit sei, „bestimmte Regeln für sich selbst zu akzeptieren“. Dazu Attac-Finanzmarktexperte Detlev von
Larcher: „Das ist ein schlechter Witz. Wer jetzt noch auf freiwillige Selbstverpflichtungen derjenigen setzt, die uns das Desaster eingebrockt haben, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Was wir jetzt brauchen, ist neues Finanzsystem. Die Vorschläge dafür liegen längst auf dem Tisch.“

In dem am Mittwoch vorgelegten Maßnahmenkatalog fordert Attac

– die Einführung eines effektiven Finanzmarkt-TÜVs, der neue Produkte standardisiert und prüft, bevor diese gehandelt werden dürfen,

– einen speziellen Krisenfonds, dessen Kosten die Finanzmarktakteure selbst tragen,

– wirtschaftliche Sanktionen gegen Steueroasen sowie

– eine Finanztransaktionssteuer auf europäischer Ebene, um die Spekulation zu reduzieren und die Kurzfristorientierung der
– Finanzmärkte zu schwächen.

Zeitgleich zu der Blockade der Frankfurter Börse demonstrierten Mitglieder des europäischen Attac Youth Network auch vor den Börsen in Paris, Helsinki, London und Oslo.

Bürgerinnen und Bürger, die den Attac-Forderungskatalog unterstützen möchten, können sich an einer E-Mail-Aktion beteiligen, die Attac am Mittwoch im Internet startet.

Im Internet:
* Attac-Forderungskatalog „Das Casino schließen!“: http://www.casino-schliessen.de/aktuell/casino-schliessen/forderungen/

* E-Mail-Aktion zur Unterstützung der Attac-Forderungen: http://www.casino-schliessen.de/aktuell/casino-schliessen/deine-stimme/

* Attac-Sonderseite „Das Casino schließen!“: http://www.casino-schliessen.de

* Fotos von der Aktion zum kostenfreien Download (ab ca. 13 Uhr): http://www.casino-schliessen.de/aktionen

Für Rückfragen:
* Stephan Schilling, Attac-Finanzmarktexperte, Tel. 0176-1002 0016
* Detlev von Larcher, Attac-Finanzmarktexperte, Tel. 0160-9370 8007
* Max Bank, Noya – Jugendnetzwerk in Attac, Tel. 0163-456 8741

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