Ethnische Identität entscheidet über wirtschaftlichen Erfolg von Zuwanderern

Berlin

Ethnische Identität entscheidet über wirtschaftlichen Erfolg von Zuwanderern

Der Erfolg eines Zuwanderers auf dem deutschen Arbeitsmarkt hängt stark von seiner individuellen ethnischen Identität ab. Gerade bei Frauen sind doppelstaatliche ethnische Identitäten kein Hindernis, sondern ein Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Im Gegensatz dazu bietet eine doppelstaatliche Orientierung bei Männern keinen Vorteil im Vergleich zur vollständigen Anpassung an die deutsche Kultur. Der Wille zur Integration und zur Assimilation wird jedoch bereits weitgehend bei der Einwanderung mitgebracht und nicht erst in Deutschland erworben. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des DIW Berlin auf Basis des von TNS Infratest Sozialforschung erhobenen Sozio-oekonomischen Panels.

„Überrascht hat uns besonders, dass Frauen, die in beiden Kulturen gleichermaßen zu Hause sind, deutlich mehr verdienen als Frauen, die kaum noch eine Bindung an ihr Heimatland haben“, sagte Prof. Klaus F. Zimmermann, Präsident des DIW Berlin und Mitautor der Studie. „Das heißt, dass eine vollständige Assimilation wirtschaftlich nicht unbedingt optimal ist. Die Zuwanderungspolitik muss diese Zusammenhänge stärker berücksichtigen.“

Im Gesamtbild zeigt sich, dass Frauen weniger integriert und assimiliert sind als Männer und öfter als diese entweder nur mit der Heimatkultur verbunden sind oder aber gar kein Zugehörigkeitsgefühl, weder zur Heimat noch zu Deutschland, haben. Türken und Muslime zeigen über alle Integrationsstufen hinweg die stärkste Identifikation mit der Kultur des Heimatlandes und die geringste Nähe zu Deutschland. Spanier und Katholiken haben dagegen die größte Nähe zur deutschen Kultur.

Die DIW-Analyse verlässt sich nicht nur auf die Selbsteinschätzung der befragten Migranten, sondern misst ihre ethnische Identität anhand von objektiven Kriterien wie Sprachkenntnisse, Mediennutzung, Struktur des Freundeskreises und Zukunftspläne wie zum Beispiel die Absicht, ins Heimatland zurückzukehren oder die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen.

Integration von Migranten: Ethnische Identität bestimmt ökonomischen Erfolg. Von Klaus F. Zimmermann und Amelie F. Constant. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 42/2008.

Hintergrundinformation SOEP:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine seit 25 Jahren laufende Langzeitbefragung von mehr als 10.000 deutschen Haushalten. Das am DIW Berlin angesiedelte SOEP gibt Auskunft über Faktoren wie Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden.

Außerdem im Wochenbericht:
– Hoch qualifizierte Zuwanderer brauchen Integrationsangebote. Sieben Fragen an Klaus F. Zimmermann.
– Deutsche allein zu Haus: Wandel der Lebensformen prägt die Haushaltsentwicklung. Von Erika Schulz.
– Rescuing our jobs and savings. What G7/8 leaders can do to solve the global credit crisis. Dokumentation.
– Konjunkturprognostiker unter Panik. Kommentar von Klaus F. Zimmermann.

Zum Wochenbericht: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/89605/08-42-1.pdf

Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
German Institute for Economic Research
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Tel. +49-30-897 89 249
Fax +49-30-897 89 119
mailto:presse@diw.de

342347