Arbeitslose Hartz IV-Empfänger: Nicht arbeitsunwilliger als andere Erwerbslose, aber schlechter…

Berlin

Arbeitslose Hartz IV-Empfänger: Nicht arbeitsunwilliger als andere Erwerbslose, aber schlechter qualifiziert

Arbeitslose Hartz IV-Bezieher sind nicht weniger leistungsbereit als andere Arbeitslose. Sie sind aber oft gering qualifiziert und haben deshalb schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des DIW Berlin auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Seit den Arbeitsmarktreformen lassen sich die Arbeitslosen in solche aufteilen, die Hartz IV erhalten, und in solche, die Arbeitslosengeld I bekommen oder überhaupt keine Unterstützung erhalten. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im jüngsten Aufschwung fiel bei den arbeitslosen Hartz IV-Beziehern schwächer als bei den übrigen Arbeitslosen aus. „Vermutlich liegt es an deren vergleichsweise schlechten Qualifikation“, sagte Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte des DIW Berlin.

Aufgrund der gegenläufigen Beschäftigungsentwicklung bei Hartz IV-Empfängern und den übrigen Arbeitslosen stellt die Gruppe der Hartz IV-Arbeitslosen inzwischen bundesweit bereits mehr als 70 Prozent aller Arbeitslosen. In den Stadtstaaten liegt dieser Anteil oft noch darüber: „Ein hoher Anteil von Hartz IV-Arbeitslosen scheint ein Phänomen der großen Städte zu sein“, sagte Karl Brenke.

Der Nachteil von Hartz IV-Arbeitslosen im Vergleich mit den übrigen Arbeitslosen zeigt sich bei der schulischen Qualifikation: Jeder Fünfte hat keinen Hauptschulabschluss. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Berufsabschlüssen: Jeder Dritte kann keine Berufsausbildung vorweisen. Bei den übrigen Arbeitslosen ist dagegen nur jeder fünfzehnte ohne Schulabschluss und nur jeder sechste ohne Berufsausbildung. In Westdeutschland sind diese Unterschiede besonders auffällig. In Ostdeutschland sind die Arbeitslosen im Schnitt besser qualifiziert.

Zudem zeigt die Studie, dass die Hartz IV-Arbeitslosen im Schnitt nicht weniger leistungsbereit sind als die übrigen Arbeitslosen. Allerdings ist ein Drittel aller Arbeitslosen als „arbeitsmarktfern“ zu bezeichnen, weil sie entweder einen angebotenen Job nicht annehmen würden, oder weil sie sich selbst nicht um eine Stelle bemühen. Ältere Arbeitslose sind zu einem erheblichen Teil nicht mehr bereit, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. In Ostdeutschland gibt es nicht wenige Arbeitslose, die sich nicht aktiv um eine Anstellung bemühen. Dort sind angesichts der immer noch hohen Arbeitslosigkeit die Chancen, eine Beschäftigung zu finden, aber auch vergleichsweise stark eingeschränkt.

Hintergrundinformation SOEP:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine seit 25 Jahren laufende Langzeitbefragung von mehr als 10.000 deutschen Haushalten. Das am DIW Berlin angesiedelte SOEP gibt Auskunft über Faktoren wie Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden. Die Daten werden von TNS Infratest Sozialforschung erhoben.

Arbeitslose Hartz IV-Empfänger: Nicht weniger arbeitswillig als die übrigen Arbeitslosen, aber schlechtere Arbeitsmarktchancen. Von Karl Brenke. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 43/2008.

Außerdem im Wochenbericht:
– Verbriefungen: Eine Finanzinnovation und ihre fatalen Folgen. Von Georg Erber.
– Verbriefungen: Eine Finanzinnovation und ihre fatalen Folgen. Sechs Fragen an Georg Erber.
– Kreditverbriefung hat auch Vorteile. Kommentar von Dorothea Schäfer.

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