Finanzierung des Grundwasserschutzes ist gesichert

Hannover

Finanzierung des Grundwasserschutzes ist gesichert

Land Niedersachsen schließt Rahmenvertrag mit der Stadtwerke Hannover AG über fünf Jahre

Freude bei der Stadtwerke Hannover AG: bis zum Jahr 2012 ist die Finanzierung des Grundwasserschutzes gesichert. In einer Feierstunde am 6. November 2008 im enercity expo Café würdigten der Niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz Hans-Heinrich Sander und Harald Noske, Technischer Direktor der Stadtwerke Hannover AG, sowie Vertreter der Land- und Forstwirtschaftlichen Kooperation und des Niedersächsischen Landesamts für Wasserwirtschaft, Küstenschutz und Naturschutz (NLWKN) den Rahmenvertrag zur Finanzierung des Grundwasserschutzes.

Im Wasserschutzgebiet Fuhrberger Feld gewinnt die Stadtwerke Hannover AG jährlich 40 Millionen Kubikmeter Trinkwasser für die Landeshauptstadt Hannover und Umlandgemeinden – das entspricht rund 90 Prozent des Gesamtbedarfs. Das Grundwasser besitzt aufgrund der hervorragenden Filter- und Umsetzungseigenschaften des Bodens eine sehr gute Qualität.

„Damit die hohe Qualität des Grundwassers als Grundlage unserer Trinkwasserversorgung auch langfristig sicher gestellt werden kann, arbeiten wir bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit Land- und Forstwirten im Rahmen einer Trinkwasserschutzkooperation zusammen“, erläutert Harald Noske. Mit dem Abschluss von so genannten „Freiwilligen Vereinbarungen“ zur grundwasserschutzorientierten Flächenbewirtschaftung und einer flankierenden Beratung wurden Nährstoffüberschüsse erfolgreich reduziert und das Grundwasser so vor künftigen Schadstoffeinträgen geschützt. Die den Landbewirtschaftern für die Umsetzung der Maßnahmen entstehenden Mehrkosten sowie die Kosten für die Beratung werden seit 1994 aus der Wasserentnahmegebühr des Landes finanziert. „Wir freuen uns sehr, dass das erfolgreiche Kooperationsmodell zwischen Wasserversorger und Land- und Forstwirtschaft für die nächsten fünf Jahre gesichert ist“, so Noske weiter.

Insgesamt stellt das Land Niedersachsen für alle Kooperationen im Zeitraum 2008 bis 2012 rund 90 Millionen Euro bereit. Die Verteilung der Finanzhilfe auf die Trinkwassergewinnungsgebiete erfolgt transparent nach einem an der Belastung orientierten Prioritätenprogramm. Das Fuhrberger Feld erhält über den Rahmenvertrag bis 2012 insgesamt eine Finanzhilfe von 5,3 Millionen Euro. Davon entfallen 1,4 Millionen Euro auf die Wasserschutzberatung und das Erfolgsmonitoring. 3,9 Millionen Euro stehen für die Umsetzung von Grundwasserschutzmaßnahmen in Land- und Forstwirtschaft zur Verfügung.

„Das niedersächsische Kooperationsmodell im Trinkwasserschutz hat sich seit Mitte der neunziger Jahre zu einem absoluten Vorzeigemodell entwickelt. Sogar im europäischen Maßstab nehmen wir dabei eine Vorreiterrolle ein. An dieser Erfolgsgeschichte haben die Stadtwerke Hannover AG und ihre Kooperationspartner einen beträchtlichen Anteil“, betont Umwelt- und Klimaschutzminister Sander im Rahmen der Feierstunde.

Die nachhaltige Sicherung der Rohwasserqualität auch für kommende Generationen, die Verbesserung der Grundwasserqualität, so dass keine zusätzlichen Aufbereitungsschritte für die Entfernung von Schadstoffen erforderlich werden und die Minimierung der mittleren Nitratkonzentration im Sickerwasser des gesamten Wassergewinnungsgebietes auf einen Zielwert von unter 50 Milligramm Nitrat pro Liter sind die wesentlichen Ziele des kooperativen Grundwasserschutzes. Zur Erreichung dieser Ziele sind in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen umgesetzt worden, wie die Beratung von Landwirten auf Grundlage von einzelbetrieblichen Nährstoffbilanzen, Nährstoffanalysen von Wirtschaftsdüngern, Regelungen zum Zwischenfruchtanbau, Umwandlung von Acker zu Grünland, Verzicht auf Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Förderung des Ökolandbaus, Begrenzung der Düngemengen zu Anbaukulturen, Aufforstung von Ackerflächen oder Umwandlung von Nadel- zu Laubmischwäldern.

Hintergrund
Bereits 1989 wurde auf Initiative der Stadtwerke Hannover AG und innovativen Landwirten die „Arbeitsgemeinschaft Grundwasser schonende Landwirtschaft im Fuhrberger Feld (AGF)“ aus der Taufe gehoben. Ziel der AGF war, unter anderem über die Durchführung gemeinsamer Feldversuche, Weiterbildungs- und Informationsveranstaltungen, der Vermarktungsförderung von Grundwasser schonend erzeugten Lebensmitteln und einem Beratungsangebot den Grundstein für eine grundwasserschutzorientierte Landbewirtschaftung zu legen. Die Kosten wurden in dieser Pionierzeit des Grundwasserschutzes vollständig von der Stadtwerke Hannover AG getragen. Die Landwirtschaft unterstützte durch Arbeitszeit und die Bereitschaft, umweltorientierte Bewirtschaftungsansätze auszuprobieren sowie praxistaugliche Grundwasser schonende Bewirtschaftungsmaßnahmen anzuwenden.

Im Jahr 1994 wurde der Kooperationsgedanke im Niedersächsischen Wassergesetz (NWG) verankert. Mit Einführung der Wasserentnahmegebühr und der Schaffung eines rechtlichen Rahmens wurde im Wassergewinnungsgebiet Fuhrberger Feld unter Leitung der damaligen Bezirksregierung eine der ersten Grundwasserschutzkooperationen gegründet. Damit war der Grundstein für eine breit angelegte Umsetzung von Grundwasserschutzmaßnahmen im Wassergewinnungsgebiet gelegt.

Als Novum in Niedersachsen wurde 1996 die landwirtschaftliche Kooperation um eine forstwirtschaftliche Kooperation erweitert. Durch den Unterbau von Nadelwald mit Laubbäumen wird die Sickerwasserspende mit Wasser höchster Qualität nachhaltig erhöht. Für die Finanzierung der land- und forstwirtschaftlichen Grundwasserschutzmaßnahmen und für die Zusatzberatung wurden von 1994 bis 2007 rund eine Million Euro pro Jahr vom Land zur Verfügung gestellt.

Die Erfolge der Kooperation können sich sehen lassen: Auf rund 9.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche werden regelmäßig Freiwillige Vereinbarungen zur Grundwasser schonenden Bewirtschaftung abgeschlossen. Insgesamt konnten bisher circa 2.000 Hektar Nadelwald mit Laubbäumen unterbaut werden. Zudem konnten durch die land- und forstwirtschaftlichen Maßnahmen zum Grundwasserschutz Nitratkonzentrationen im Sickerwasser von 80 Milligramm pro Liter auf rund 56 Milligramm pro Liter gesenkt werden.

Mit der Novellierung des NWG hat die Landesregierung 2007 die Weichen in Richtung höherer Eigenverantwortung der in den Kooperationen organisierten Partner gestellt. Nachdem bisher maßgeblich das Land die Umsetzung der Trinkwasserschutzmaßnahmen und der Grundwasserschutzberatung organisiert hat, sind jetzt die Wasserversorgungsunternehmen in der Verantwortung. Was für viele Wasserversorger einen Paradigmenwechsel bedeutet, stellt für die Stadtwerke Hannover AG kein Problem dar, da der Abschluss und die Abrechnung von Freiwilligen Vereinbarungen für das Fuhrberger Feld bereits in der Vergangenheit in den Händen der Stadtwerke Hannover AG lag.

Mit der Kooperationsverordnung vom 13. September 2007 wurden die Voraussetzungen für die zukünftige Finanzierung der Grundwasserschutzmaßnahmen geregelt. Zur Deckung der mit den Land- und Forstwirten vereinbarten Leistungen gewährt das Land dem Wasserversorger für den Abschluss erfolgsorientierter Maßnahmen und für die Zusatzberatung eine l ängerfristige Finanzhilfe. Voraussetzung für den Rahmenvertrag ist die Vorlage eines qualifizierten Schutzkonzeptes, mit dem die zu erreichenden Ziele, der Maßnahmenumfang und die Erfolgsmessgrößen für den Vertragszeitraum beschrieben werden. Noch stärker als in der Vergangenheit wurden Ziele und Inhalte des Schutzkonzeptes von allen Kooperationspartnern erarbeitet.

Stadtwerke Hannover AG
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Walter Meinhold
Vorstand: Michael G. Feist (Vorsitzender), Harald Noske, Jochen Westerholz Sitz der Gesellschaft ist Hannover, Amtsgericht Hannover, HRB 6766345324