Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2008 [1]

Berlin

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Dezember 2008 [1]

Die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung haben sich weiter verschlechtert. Die Abschwächung der Weltkonjunktur wird stärker ausfallen, als bislang angenommen. Zugleich ist die Lage an den internationalen Finanzmärkten nach wie vor stark angespannt. Die von den Finanzmärkten ausgehenden Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben weiterhin virulent. Die Regierungen und die Zentralbanken haben erste weit reichende Maßnahmen zur Stabilisierung auf den Weg gebracht. Die Wirtschaftspolitik wirkt damit weltweit dem Abschwung entgegen. So hat der Europäische Rat vom 11. und 12. Dezember beschlossen, ein Maßnahmenpaket in Höhe von rund 200 Milliarden Euro auf den Weg zu bringen. In Europa gehen zudem von den rückläufigen Rohstoffpreisen und dem weniger starken Euro stützende Impulse aus. Gleichwohl bleiben die Perspektiven für die Weltkonjunktur vorerst deutlich gedämpft. Damit hat sich auch der Ausblick für die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft weiter eingetrübt.

Die gesamtwirtschaftliche Leistung der deutschen Wirtschaft hat sich nach gutem Start im Verlauf dieses Jahres merklich abgeschwächt. Im dritten Quartal nahm das Bruttoinlandsprodukt preis-, kalender- und saisonbereinigt [2] um 0,5 % ab. Die schwächere Auslandsnachfrage hat sich im Verlauf des Jahres negativ auf die Investitionstätigkeit ausgewirkt. Die privaten Konsumausgaben konnten diese Entwicklung bislang nicht kompensieren. Die Konjunkturindikatoren deuten an, dass sich der Rückgang des BIP im vierten Quartal sogar verstärkt fortgesetzt hat. Innerhalb des Prognosehorizonts der Indikatoren zeigt sich bislang keine Trendwende der derzeit schwachen Entwicklung.

Die Wachstumsabschwächung im Produzierenden Gewerbe setzt sich bislang nahezu ungebremst fort. Die Gesamterzeugung nahm dort im Oktober preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,1 % gegenüber der Vorperiode ab. Im Dreimonatsvergleich [3] lag sie um 0,8 % niedriger. Dabei nahm sie in der Industrie im Oktober um 2,2 % und im Dreimonatsvergleich um 0,9 % ab. Im Bauhauptgewerbe war bei einem Rückgang von 3,0 % im Oktober im Dreimonatsvergleich dagegen eine Zunahme um 0,5 % zu verzeichnen. In der Industrie vollzog sich der Rückgang im Oktober vor allem bei den Herstellern von Investitionsgütern (-3,1 %) bzw. von Vorleistungsgütern (-2,2 %). Diese sind auch bei der Tendenzbetrachtung am stärksten betroffen (im Dreimonatsvergleich: -1,1 % bzw. -1,6 %). Die Frühindikatoren deuten dabei eher noch auf einen beschleunigten Rückgang in den kommenden Monaten hin. In der Industrie ist die seit langem abwärts gerichtete Nachfrage im September mit -8,3 % und im Oktober mit nochmals -6,1 % geradezu eingebrochen und auch deutlich unter das Vorjahresniveau gesunken.

Dabei ist der Rückgang der Auslandsnachfrage in der Tendenz nochmals stärker als der der Inlandsnachfrage (im Dreimonatsvergleich: -7,7 % bzw. -3,9 %). Zugleich ist der Rückgang der Inlandsnachfrage bei den Investitionsgüterproduzenten um -3,2 % im Dreimonatsvergleich kein günstiges Signal für die nähere Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland. Auch im Bauhauptgewerbe entwickeln sich die Auftragseingänge trotz eines Anstiegs im September um preis-, kalender- und saisonbereinigt um 3,0 % in der Tendenz eher schwach, sodass von diesem Wirtschaftsbereich absehbar kaum konjunkturell stützende Impulse ausgehen dürften. Vor diesem Hintergrund hat sich die ohnehin bereits deutlich unterkühlte Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und im Bauhauptgewerbe von Oktober auf November weiter eingetrübt. Eine gewisse Entlastung vor allem für die Industrie bringt der spürbare Rückgang der Energie- und Rohstoffpreise. Auch sollten von dem 15-Punkte-Maßnahmenpaket der Bundesregierung positive Impulse ausgehen und dem Abwärtstrend im Produzierenden Gewerbe entgegen wirken.

Die privaten Konsumausgaben haben sich im dritten Quartal preis-, kalender- und saisonbereinigt leicht um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal belebt. Neben der weiterhin günstigen Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung trug hierzu die Beruhigung des Preisauftriebs durch die Trendwende bei den Energiepreisen wesentlich bei. Die leicht positive Entwicklung beim privaten Konsum dürfte sich im Jahresschlussquartal fortsetzen. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat sich trotz der kurzfristig eher freundlicheren Perspektive angesichts der generellen konjunkturellen Abschwächung weiter stark eingetrübt. Zwar gingen die Einzelhandelsumsätze im engeren Sinne, also ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen, im Oktober um preis- und saisonbereinigt 2,2 % zurück. Die Dreimonatsrate blieb gegenüber der Vorperiode mit 0,5 % leicht positiv. Der Absatz von Personenkraftwagen, gemessen an der Zahl der privaten Neuzulassungen, hat sich in den letzen Monaten allerdings sehr schwach entwickelt.

Vom Außenhandel gingen im dritten Quartal bei schwachen Exporten und stark gestiegenen Importen per saldo negative Wachstumsimpulse aus. Dies könnte sich im vierten Quartal fortsetzen. Die Warenexporte nahmen im Oktober saisonbereinigt in jeweiligen Preisen um 0,5 % ab, nach +0,8 % im Vormonat. Im Dreimonatsvergleich legten sie lediglich um 0,2 % zu. Das Niveau des Vorjahres wurde im Dreimonatsvergleich zuletzt nur noch um 2,1 % (Ursprungszahl) übertroffen. Die nominalen Wareneinfuhren nahmen im Oktober saisonbereinigt um 3,5 % ab. Im Dreimonatsvergleich stiegen sie um 1,0 %. Preisbereinigt fällt die Zunahme wegen des Preisrückgangs bei Rohstoffen stärker aus. Vom Außenbeitrag dürften deshalb und angesichts der weiter eingetrübten konjunkturellen Perspektiven der Weltwirtschaft absehbar keine nennenswerten Wachstumsimpulse für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ausgehen.

Die konjunkturelle Abschwächung wird mehr und mehr auch am Arbeitsmarkt sichtbar. Zwar erhöhte sich die Beschäftigung weiter dynamisch. Die Erwerbstätigkeit nahm im Oktober im Inland saisonbereinigt um 37.000 Personen zu. Damit gab es 40,91 Millionen Erwerbstätige (Ursprungszahl), 518.000 mehr als im Vorjahr. Jedoch hat die Kurzarbeit bereits merklich zugenommen. Die Zahl der Arbeitslosen unterschritt im November mit 2,988 Millionen nochmals die Dreimillionen-Marke. Gegenüber dem Vorjahresstand waren dies 390.000 Arbeitslose weniger. Die Arbeitslosenquote sank bundesweit auf 7,1 %. Der Abbau der Arbeitslosigkeit verlief aber bereits mit einem Rückgang um saisonbereinigt 10.000 deutlich ruhiger. Stark verzögert wird damit die konjunkturelle Abschwächung, die sich seit dem Frühjahr vollzieht, nun auch am Arbeitsmarkt immer sichtbarer. Die Perspektiven für den Arbeitsmarkt – dies zeigt auch das ifo-Beschäftigungsbarometer – haben sich erheblich eingetrübt.

Das Preisklima in Deutschland hat sich im November weiter entspannt. Diese Tendenz dürfte sich angesichts des Preisrückgangs an den internationalen Rohstoffmärkten bis weit in das kommende Jahr hinein fortsetzen. Der Rohölpreis der Sorte Brent ist in den Monaten seit seinem Höchststand Anfang Juli von rund 145 US-Dollar je Barrel zeitweilig im Dezember sogar unter die 40 US-Dollar-Marke gesunken. Gegenüber dem Vormonat gingen die Verbraucherpreise im November deutlich um 0,5 % zurück. Ausschlaggebend war erneut der starke Preisrückgang bei Kraftstoffen und Heizöl. Die Jahresteuerungsrate der Verbraucherpreise sank drastisch auf +1,4 %. Hierzu trug ein kräftiger Basiseffekt bei. Die Kernrate – also die Preissteigerungen ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel – sank im November auf ebenfalls 1,4 %.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Januarausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe ist ab dem 22. Dezember auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden.

[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 17. Dezember 2008 vorlagen.
[2] Saisonbereinigung mit dem Verfahren Census X-12-Arima.
[3] Dreimonatsvergleich: Monate August/September/Oktober gegenüber Mai/Juni/Juli.

Das Internetangebot des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie: http://www.bmwi.de

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