Ingenieurunternehmen: Mit gut gefüllten Auftragsbüchern durchs erste Halbjahr 2009
Ingenieurunternehmen: Mit gut gefüllten Auftragsbüchern durchs erste Halbjahr 2009
Ingenieurbüros im Bauwesen sehen sich vorerst nicht von Krise betroffen / Auftragsrückgänge erst für 2010 erwartet
Von Susann Barczikowski
Gelnhausen, 12.2.2009 – Mit guten bisweilen sogar sehr gut gefüllten Auftragsbüchern sehen sich deutsche Ingenieurunternehmen vorerst nicht von der Krise betroffen. Dies ergab eine Umfrage des bauingenieur24 Informationsdienstes. Der unabhängige Online-Dienst für Bauingenieure informiert seit 2001 die Branche mit aktuellen und praxisbezogenen Themen.
Die meisten der befragten Ingenieure – 35 Prozent – bewerten die Auftragslage für das erste Halbjahr 2009 für gut. 10 Prozent halten die Lage sogar für sehr gut. 20 Prozent sind mit der Auslastung ihres Büros zufrieden. 12 Prozent erachten die Auslastung als noch ausreichend. Als schlecht beurteilen 25 Prozent der Befragten die derzeitige Projektsituation. Bauingenieur24 hatte Mitte Dezember nachgefragt, wie Geschäftsführer von Ingenieurbüros insgesamt die Auftragslage und Auslastung ihrer Büros für das erste Halbjahr 2009 einschätzten, und ob sie hofften, von den staatlichen Konjunkturpaketen zu profitierten. An der Befragung hatten 128 Ingenieure teilgenommen.
Optimistisch geht Dipl.-Ing. Markus Becker von Berthold Becker, Büro für Ingenieur- und Tiefbau GmbH, in das erste Halbjahr 2009. Klassische Ingenieurleistungen seien zwar derzeit weniger gefragt, zugenommen hätten dagegen Dienstleistungen aus dem Aufgabenbereich der Kommunen. Der 42-Jährige setzt daher verstärkt auf Nischen wie Energieberatung, das Erschließen alternativer Energieressourcen sowie die Bewertung kommunaler Anlagen. ‚Personell gibt es daher keine Veränderung. Künftig werden wir aber verstärkt auf Ausbildung von Lehrlingen setzen‘, betont der Geschäftsführer, des im Tief- und Landschaftsbau tätigen Ingenieurbüros mit 20 festen und 10 freien Mitarbeitern.
Zufrieden bis gut bewertet Dipl.-Ing. Manfred Krieger die Auftragslage für die SiB Ingenieurgesellschaft mbH im hessischen Ober-Mörlen. Im ersten Halbjahr 2009 seien dies überwiegend Projekte aus 2008. Man habe aber auch bereits neue Projekte gewinnen können, so dass man von einer insgesamt positiven Entwicklung für 2009 ausgehen könne. Mit insgesamt 12 festen und freien Mitarbeitern realisiert das seit 18 Jahren etablierte Büro zu 80 Prozent Aufträge der öffentlichen Hand. Für die bevorstehende Abschwächung der Auftragslage in 2010 setzt der Geschäftsführer auf entsprechende staatliche Förderprogramme. ‚Dann kommen hoffentlich die Konjunkturpakete in Schwung, die überall angestoßen werden und wovon letztlich auch die Ingenieurbüros profitieren sollten.‘
‚Wir sind mit der Auftragslage sehr zufrieden. Unser Büro ist für das erste Halbjahr 2009 voll ausgelastet‘, freut sich Dipl.-Ing. Gerd Grotemeier. Das seit 40 Jahren in Bielefeld ansässige Büro Grotemeier Ingenieure ist vornehmlich in der Tragwerksplanung im Hoch-, Ingenieur- und Tiefbau tätig. Etwa die Hälfte der aktuellen Aufträge rekrutierte sich aus 2008, dazu kämen etwa ebenso viele neu akquirierte Projekte, so dass Grotemeier von einer Vollauslastung für das Büro mit insgesamt 13 Mitarbeitern sprechen könne. Ähnlich gut beurteilt Dr.-Ing. Markus Hennecke die wirtschaftliche Situation für Zilch Müller Ingenieure GmbH in München, die mit 30 Mitarbeitern Projekte überwiegend im kommunalen Bereich abwickeln. ‚Im Infrastrukturbau ist derzeit die Auftragslage nicht schlecht. Schwieriger wird es erst 2010, wenn Altbestände aus den Vorjahren abgearbeitet sind.‘
Für den Wirtschaftsexperten und Präsidenten des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Ulrich Blum, ist die Bauwirtschaft sogar ein Motor für den Weg aus der Konjunkturkrise. Es gebe in Deutschland große Projekte, die bereits fertig geplant seien und lediglich realisiert werden müssten. Als Beispiele nannte Blum die ICE-Strecke München-Erfurt-Halle-Leipzig nach Berlin sowie den Ausbau der Autobahn 14 in Richtung Schwerin. Nach Meinung des Experten hätten solche Bauprojekte langfristig auch keine zusätzliche Verschuldung zur Folge.
Dass die Bauwirtschaft sich dennoch auf ein ’schwieriges Jahr 2009′ einstellen müsse, ist für den Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) Fakt. Mittelfristig werde sich allerdings die Gesamtkonjunktur wieder stabilisieren und damit auch die Baukonjunktur, hieß es kürzlich in einem Vortrag von Dr.-Ing. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des ZDB. Ob energetische Gebäudesanierung, der altersgerechte Umbau der Wohngebäude und Wohnumfelder, ob Ausbau, Umbau und Sanierung der öffentlichen Infrastruktur – Bauaufgaben gebe es zuhauf. Man müsse sie nur umsetzen, forderte Loewenstein im November 2008 anlässlich des Deutschen Baugewerbetags in Berlin.
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