Diagnose Krebs muss nicht das berufliche Aus bedeuten
Diagnose Krebs muss nicht das berufliche Aus bedeuten
Disability Management im Betrieb hilft Erkrankten, weiter oder wieder ihrer Arbeit nachzugehen
Bei rund 40 Prozent aller Krebserkrankten wird der Tumor im erwerbsfähigen Alter festgestellt. Darauf weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen hin. Zu dem Schicksalsschlag kommt gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Angst, den Beruf aufgeben zu müssen. Denn die Begleiterscheinungen der Therapie lassen eine Berufsausübung oft kaum zu. Krebs ist daher die dritthäufigste Ursache für Frühverrentungen. Ein professionelles Disability Management im Betrieb kann es Betroffenen jedoch ermöglichen oder erleichtern, trotz der Erkrankung im Berufsleben zu bleiben.
Jährlich wird bei mehr als 430.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Krebs gestellt, und die Zahl steigt weiter. Eine der Ursachen für die Zunahme liegt in den modernen Früherkennungsmethoden, mit denen schon bei verhältnismäßig jungen Patienten kleinste Tumore identifiziert werden können. „Das bedeutet auch, dass immer häufiger Menschen im erwerbsfähigen Alter mit Krebs konfrontiert sind“, erläutert Prof. Dr. Monika Reuss-Borst, Ärztliche Direktorin der Klinik am Kurpark Bad Kissingen (Rehazentren Baden-Württemberg), die sich unter anderem auf das Thema „Krebserkrankungen und Arbeitswelt“ spezialisiert hat. „Viele müssen als Folge der Krankheit und der Therapie ihre berufliche Tätigkeit aufgeben. Gerade bei jüngeren Menschen kommt so zur gesundheitlichen Belastung auch noch die wirtschaftliche hinzu.“
Überlebenschance deutlich gestiegen
Dank der frühen Erkennung ist aber auch die Heilungsrate und Überlebenschance nach Krebs deutlich gestiegen: Rund 60 Prozent aller Tumorpatienten leben länger als fünf Jahre mit oder trotz ihrer Erkrankung. Viele können, wollen oder müssen daher nach der Akuttherapie – manchmal sogar während dieser – wieder arbeiten. In der kritischen Phase des Wiedereintritts in den Beruf ist es nach Ansicht der Expertin dann vor allem wichtig, dass den Patienten signalisiert wird, wie sehr ihre Arbeitskraft geschätzt wird. Eine entscheidende Rolle komme hierbei dem Arbeitgeber zu, der den Mitarbeiter etwa durch stufenweise Wiedereingliederung, reduzierte oder flexible Arbeitszeiten und die Anpassung der Arbeitsaufgaben an die Leistungsfähigkeit unterstützen kann.
Disability Manager als Lotse und Vermittler Sehr hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, wenn im Unternehmen ein gut funktionierendes Disability Management besteht. Seit 2004 haben Unternehmen die Pflicht, für die Wiedereingliederung langzeiterkrankter Beschäftigter zu sorgen. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) qualifiziert so genannte Disability Manager, die Unternehmen hierbei unterstützen (weitere Infos: www.disability-manager.de). Sie sind vor allem Vermittler zwischen den verschiedenen Beteiligten – Mitarbeiter, Arbeitgeber, Ärzte, Kliniken, Sozialversicherungsträger, Ämter -, koordinieren den Wiedereingliederungsprozess und lotsen die Betroffenen durch das für Laien kaum durchschaubare Netz an sozialen Leistungen und Anlaufstellen.
Leistungsfähigkeit häufig eingeschränkt
Ein professionelles Disability Management kann insbesondere deshalb gute Dienste leisten, weil die meisten Krebsrehabilitanden, die in den Beruf zurückkehren, in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind: Über 90 Prozent aller Patienten mit einer Tumorerkrankung klagen über Müdigkeit und Erschöpfung, die so genannte „Fatigue“, die über Jahre oder Jahrzehnte andauern kann und auch die Belastbarkeit, Ausdauer und Muskelkraft in Mitleidenschaft zieht. „Die Fatigue hat den größten negativen Einfluss auf die Bereitschaft, nach der Krebserkrankung wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren“, beobachtet Prof. Reuss-Borst. Weitere mögliche Folgen einer Krebstherapie sind erhöhte Infektanfälligkeit (z.B. bei Chemo- oder Strahlentherapie, die die Immunabwehr schwächen), neurologische Störungen sowie Konzentrations-, Gedächtnis- und Wortfindungsprobleme (sog. „Chemobrain“ durch Chemotherapie). Auch Inkontinenz (bei Prostatakrebs), künstlicher Darmausgang (Darmkrebs) und Lymphödeme (Br
ustkrebs) können im Einzelfall auftreten.
Frühverrentung darf nicht länger die gängige Lösung sein „Viele Krebspatienten ziehen jedoch trotz belastender Folgeerscheinungen eine – unter Umständen eingeschränkte – berufliche Tätigkeit der Frühverrentung vor“, weiß Prof. Reuss-Borst. „Gerade in ihrer Situation ist das Gefühl wichtig, weiterhin am Arbeitsleben teilhaben zu können, gebraucht zu werden und aktiv zu sein. Häufig wirkt sich dies auch positiv auf den Gesundheitszustand aus.“ Allerdings sei die Arbeitswelt noch zu wenig auf dieses Bedürfnis eingestellt und die – oft unfreiwillige – Frühverrentung leider immer noch die gängige Lösung. Dies sei weder günstig für die Betroffenen noch für die Gesellschaft. Professionelles Disability Management in den Unternehmen könne hier erhebliche Verbesserungen bringen.
Weitere Informationen zum Thema: www.disability-manager.de
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Pressestelle Stefan Boltz
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