Partner des „Hessischen Pakts für Ausbildung“ ziehen erfreuliche Bilanz 2008
Paktpartner stellen deutlich mehr als die vereinbarten 4.000 neuen Ausbildungsplätze bereit
Die Partner des „Hessischen Paktes für Ausbildung“ haben heute eine positive Abschlussbilanz des Ausbildungsjahres 2008 ziehen können. Der Hessische Ministerpräsident Koch lobte das Engagement der Paktpartner, das dazu geführt habe, dass im vergangenen Jahr über die angestrebte Zahl hinaus noch mehr jungen Menschen den Weg in eine berufliche Zukunft geebnet werden konnte. „Dies ist ein wichtiger Beitrag für die Zukunftssicherung der jungen Generation und auch für den Wirtschaftsstandort Hessen, für den die Hessische Landesregierung allen Beteiligten ihren Dank aussprechen möchte“, sagte der Ministerpräsident heute in Wiesbaden im Anschluss an ein Gespräch aller Beteiligten zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt.
Die Zahl der neuen Vertragsabschlüsse zum 30. September 2008 blieb zwar mit 38.626 sehr knapp unter dem Vorjahreswert für 2007. Dies ist allerdings nicht überraschend: Angesichts der Tatsache, dass 2007 mit zehn Prozent Zuwachs bei den Neuverträgen ein deutliches Plus erzielt wurde, stagniert die Zahl der neuen Verträge nun auf hohem Niveau. Das Ziel der Paktpartner, jährlich 4.000 neue Ausbildungsplätze zu akquirieren, ist mit 7.746 Plätzen auch sehr deutlich übertroffen worden. Die Zahl der unversorgten Bewerber ist im Zeitraum vom 30. September bis 31. Dezember 2008 deutlich von 1.011 auf 474 Personen zurück gegangen und hat damit seit Beginn des ersten Ausbildungspaktes im Jahr 2004 den niedrigsten Stand erreicht.
Dem Pakt gehören die Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, die Arbeitsgemeinschaft Hessischer Handwerkskammern, die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, der Verband Freier Berufe in Hessen, die Hessischen Kommunalen Spitzenverbände, die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit sowie die Hessische Landesregierung an. Im derzeit laufenden zweiten Ausbildungspakt für die Jahre 2007 bis 2009 haben sich die Paktpartner das Ziel gesetzt, die Zahl der bereitzustellenden Ausbildungsplätze im Vergleich zum vorangegangenen ersten Pakt auf jährlich 4.000 neue Stellen zu verdoppeln. Außerdem soll das Einwerben von Stellen für die Einstiegsqualifizierung von Jugendlichen (EQ-Plätze) auf unvermindert hohem Niveau – also 1.500 Plätze pro Jahr – fortgesetzt werden.
Von der hessischen Wirtschaft wurden bis zum 30. September 2008 insgesamt 7.746 neue Ausbildungsplätze im Sinne des Ausbildungspaktes bereitgestellt. Hierbei handelt es sich um Ausbildungsplätze von Unternehmen, die entweder bislang noch nicht ausgebildet haben oder die ihre frühere Ausbildungstätigkeit zurückgefahren hatten, nun aber wieder vermehrt Ausbildungsplätze angeboten haben. Bis zum 31. Dezember 2008 kamen 1.322 weitere neue Ausbildungsplätze hinzu. Auch bei der Akquise und Bereitstellung von Einstiegsqualifizierungen für Jugendliche (EQ) wurde das Paktziel deutlich übertroffen: Während 1.500 solcher Qualifizierungen als Paktziel vereinbart sind, wurden allein durch die Industrie- und Handelskammern sowie die Handwerkskammern knapp 2.500 Angebote bereitgestellt.
„Dass beide Zielzahlen übertroffen werden konnte, belegt, dass sich die kontinuierlichen Anstrengungen der Beteiligten und die intensive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Arbeitsagenturen, Kommunen wiederum bewährt hat und auch für die Zukunft ohne Alternative ist“, betonte Ministerpräsident Roland Koch.
Im Berichtsjahr 2007/2008 waren am 30. September 2008 bei den hessischen Agenturen für Arbeit insgesamt 41.542 Bewerber auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemeldet. Die Quote der Altbewerber an allen gemeldeten Bewerbern betrug 55,2 Prozent (absolut: 22.924; 2007: 28.114). Somit sank die Zahl der Altbewerber im Vergleich zum Vorjahr um 18,5 Prozent. Von den 41.542 gemeldeten Bewerbern galten am 30. September 2008 noch 1.011 (2007: 2.538) als unversorgt, dies bei gleichzeitig 918 (2007: 1.496) noch unbesetzten Plätzen. Die Quote der Altbewerber an den zum 30. September 2008 unversorgten Bewerbern betrug 56,2 Prozent. Die Zahl der unversorgten Altbewerber – 659 – konnte gegenüber dem Vorjahr – damals betrug diese Zahl 1.598 – um knapp 58,8 Prozent (939) gesenkt werden.
Von der eigentlichen Zielgruppe des Ausbildungspaktes, d.h. den am 30. September 2008 gemeldeten Bewerbern ohne Ausbildungsstelle, konnten durch Nachvermittlungsaktionen bis zum 31. Dezember 2008 weitere 325 ein Angebot annehmen. Damit haben 35 Prozent der Paktbewerber vom 30. September 2008 bis zum 31. Dezember 2008 ein Angebot erhalten. Es verblieben noch 474 Paktbewerber ohne Angebot; im Vorjahr hatte diese Zahl noch 1.409 betragen.
„Auch wenn sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter schließt, ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt immer noch nicht entspannt. Vor dem Hintergrund dieser Situation werden auch in diesem Jahr alle Paktpartner verstärkte Anstrengungen unternehmen müssen, um jungen Menschen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt aufzuzeigen“, sagte Wolfgang Forell, Leiter der Regionaldirektion Hessen.
Bilanzen der Paktpartner im Einzelnen
Die IHK-Unternehmen konnten für das Ausbildungsjahr 2007/2008 insgesamt 26.628 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge verzeichnen. „Im vergangenen Jahr hatten junge Menschen bei der Ausbildungsplatzsuche häufig die Möglichkeit zur Auswahl; oftmals konnten Unternehmen die angebotenen Plätze nicht besetzen“, sagte Matthias Gräßle, Hauptgeschäftsführer der IHK Frankfurt am Main. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in diesem Jahr wollen viele Unternehmen diese Lehrstellen erneut anbieten. „Ich bin daher zuversichtlich, dass die hessischen Industrie- und Handelskammern, wie in den vergangenen Jahren, ihr Leistungsversprechen aus dem Ausbildungspakt erfüllen und jedem Ausbildungswilligen und -fähigen ein Angebot machen können.“
„Das Handwerk hat sich zu keinem Zeitpunkt aus der gesellschaftspolitischen Verantwortung für die Ausbildung zurückgezogen“, stellte Präsident Gerhard Repp von der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern fest. „In all den Jahren konnte die überdurchschnittlich hohe Ausbildungsquote – also das Verhältnis von Beschäftigten zu Lehrlingen – von rund 9 Prozent immer gehalten werden. Dies ist auch aktuell so. Kein anderer Ausbildungsbereich im dualen Ausbildungssystem erreicht diese überdurchschnittliche hohe Ausbildungsquote. Wir sind stolz auf diese hohe Ausbildungsleistung unserer Betriebe“, sagte Repp. In dem für den Berufsbildungsbericht der Bundesregierung maßgeblichen Zeitraum 1. Oktober 2007 bis 30. September 2008 wurde mit 11.603 neuen Verträgen im hessischen Handwerk nahezu das gleiche Ergebnis wie im Vorjahreszählzeitraum erzielt. Vergleicht man den maßgeblichen Zeitraum für den hessischen Ausbildungspakt, also das Kalenderjahr, so ging hier die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von 11.272 im Vorjahr auf 10.669 neue Ausbildungsverträge im Jahr 2008 zurück. „Dem stehen aber eine Vielzahl von unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätzen im Handwerk gegenüber. Das bedeutet, dass weiter der Grundsatz gilt, dass im Handwerk jeder ausbildungsfähige und -willige Jugendliche eine Lehrstelle erhalten kann.“
Prof. Dieter Weidemann, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) betonte: „Die Wirtschaft hat 2008 die Ausbildungszahlen auf hohem Niveau gehalten. Mit Blick auf die demografische Entwicklung, die ab 2011 zu zurückgehenden Schulabgängerzahlen führen wird, bleibt das Engagement der Unternehmen für Ausbildung auch 2009 trotz der aktuellen Krise erhalten. Wir bilden heute die Mitarbeiter aus, die wir für den nächsten Aufschwung brauchen.“ Wer jetzt und in den nächsten beiden Jahren nicht in Ausbildung investiere, werde es danach schwerer haben, junge Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Deshalb seien die Unternehmen gut beraten, jetzt ihre Chancen zu nutzen. Beispielhaft seien die Zahlen der Metall- und Elektroindustrie in Hessen, die – entgegen dem Trend und trotz nicht mehr steigender Schulabgängerzahlen – 2008 die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge um 7 Prozent gesteigert haben. Dies sei besser als der Bundestrend.
Seit dem Inkrafttreten des zweiten hessischen Ausbildungspaktes 2007 konnte der Verband Freier Berufe in Hessen (VFBH) eine massive Steigerung der Ausbildungszahlen um rund 18 Prozent verzeichnen. Im Jahr 2008 sind die Zahlen erneut um 9,8 Prozent gestiegen. Der Präsident des VFBH, Dr. Giesbert Schulz-Freywald, ergänzte, dass auch bei den Freien Berufen mehr Stellenangebote vorhanden seien als von den Ausbildungsplatzsuchenden tatsächlich nachgefragt werden.
Robert Becker, Vizepräsident des Hessischen Landkreistages, wies auf die trotz der schwierigen Lage erneut sehr hohe Anzahl von Ausbildungsplätzen und Beamtenanwärterstellen bei den hessischen Landkreisen hin. „Insbesondere in Krisenzeiten wie der gegenwärtigen muss die öffentliche Hand ihre Verantwortung wahrnehmen und den jungen Menschen Perspektiven eröffnen. Mit über 1.900 Ausbildungsplätzen, 54 Beamtenstellen sowie den weiteren beruflichen Fördermaßnahmen leisten die Landkreise einen wichtigen Beitrag zur Ausbildung junger Menschen“, so Vizepräsident Becker abschließend.
Auch die hessischen Städte haben sich im Jahre 2008 erneut verpflichtet, eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausbildungsplätzen für junge Menschen anzubieten. Die Städte und Gemeinden haben zudem regionale Netzwerke gefördert und in den ARGEN und den Optionskommunen sehr viel daran gesetzt, junge Menschen umfassend zur Berufsorientierung zu informieren, zu fördern und zu befähigen, einen Beruf ergreifen zu können. „Um die Berufsorientierung an Schulen zu stärken, haben die beiden beteiligten Ministerien, der Hessische Städtetag, der Hessische Landkreistag und die Bundesagentur für Arbeit handlungsorientierte Empfehlungen zur Zusammenarbeit im Übergang Schule – Beruf gemeinsam beschlossen. Die handlungsleitenden Prinzipien für die Zusammenarbeit sind dabei in erster Linie die frühzeitige Förderung, die Begleitung von Übergängen, die Förderung innovativer Ansätze und die Stärkung regionaler Netzwerke“, sagte der Direktor des Hessischen Städtetages, Dieter Schlempp.
Ihre Verpflichtung mehr als erfüllt hat auch die Landesverwaltung. Während das Paktziel vorsieht, über die veranschlagten drei Jahre 835 Auszubildende jährlich einzustellen, konnte im Jahr 2008 mit insgesamt 841 jungen Menschen ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen werden, oftmals in so genannten Kammerberufen oder im Rahmen einer Verbundausbildung, so dass auch außerhalb der öffentlichen Verwaltung Einstellungschancen bestehen. Hinzu kommen die sonstigen Berufe außerhalb des dualen Systems, wie die Berufe des Gesundheitswesens, und die Ausbildung im Beamtenbereich. Während im Zeitraum 2004 bis 2006 im Durchschnitt 732 neue Beamtenanwärterverhältnisse begründet wurden, ist 2008 gegenüber dem Vorjahr (774 Einstellungen) nochmals eine Steigerung der Einstellungszahlen um 34,75 Prozent auf insgesamt 1.043 Einstellungen zu verzeichnen.
Das Hessische Wirtschaftsministerium und das Hessische Sozialministerium setzten die Programme zur Förderung des Angebots an Ausbildungsplätzen und zur Berufsvorbereitung auf hohem Niveau fort. In verschiedenen Programmen konnten mit einem finanziellen Volumen von rund 39 Mio. Euro 4.673 Ausbildungsplätze gefördert werden. Mit weiteren rund 20 Mio. Euro wurden darüber hinaus fast 4.900 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Maßnahmen der Berufsvorbereitung des Hessischen Sozialministeriums sowie des Hessischen Kultusministeriums zur Berufsvorbereitung gefördert. Intensiv weiter gearbeitet hat das Kultusministerium am Projekt „Sprache und Integration“ zur vertieften Berufsorientierung sowie an Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität des Unterrichtes in den allgemeinbildenden und den Berufsschulen.
Äußerst erfolgreich verlief auch das gemeinsame Vorhaben der Paktpartner zur „Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit bei der Schaffung und Besetzung von Ausbildungsplätzen in Hessen – OloV“. Im Rahmen von OloV wurden die unter aktiver Beteiligung lokaler Akteure erarbeiteten Qualitätsstandards zur Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung im Jahr 2008 erprobt und umgesetzt. Es beteiligen sich alle 21 Landkreise, fünf kreisfreie Städte und zwei Sonderstatusstädte. OloV hat sich vom Projekt zu einer landesweiten Strategie entwickelt. Hessen ist damit das erste Bundesland, welches ein flächendeckendes Konzept zur Verbesserung des Übergangs von der Schule in den Beruf umsetzt. Darauf wies der Hessische Ministerpräsident Roland Koch hin.
Eine Pionierrolle übernimmt das Land auch mit dem Vorhaben einer Integrierten Ausbildungsstatistik. Mit dieser Ausbildungsberichterstattung wird eine Gesamtschau aller relevanten Ausbildungsgänge in Hessen auf einen Blick ermöglicht. Ziel ist die Beschreibung des Übergangsverhaltens in die beruflichen Bildungsgänge und die Sekundarstufe II der allgemeinbildenden Schulen. Dazu wird ein Indikatorenset für Hessen und die kreisfreien Städte und Landkreise aufgebaut, das auch über das Projektende hinaus zukünftig regelmäßig bereitgestellt werden soll. Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung wird im Hessischen Statistischen Landesamt ein entsprechendes Projekt durchgeführt.
Ausblick auf 2009:
Der insgesamt positive Rückblick auf das Jahr 2008 wird durch die jüngste Entwicklung im vierten Quartal 2008 getrübt. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise haben sich die Aussichten für das laufende Jahr signifikant verschlechtert. Es wird große Anstrengungen aller Beteiligter erfordern, das Ausbildungsangebot auch 2009 auf einem hohen Niveau zu halten und die Paktziele zu erreichen. Im Hinblick auf den drohenden und zum Teil schon deutlich spürbaren Mangel an Fachkräften waren sich die Paktpartner darüber einig: An der Ausbildung darf nur zu allerletzt gespart werden.
Die Paktpartner appellierten ferner erneut an die Gewerkschaften, ihren Handlungsspielraum zu nutzen: „Die betriebliche Ausbildung würde sicher davon profitieren, wenn sich die Gewerkschaften an der Entwicklung einer langfristigen Strategie aktiv beteiligten. Wir laden die Gewerkschaften daher nochmals ein, durch eine Beteiligung am Hessischen Ausbildungspakt Mitverantwortung zu übernehmen.“
Hinweis: Den Hessischen Pakt für Ausbildung für die Jahre 2007 bis 2009 finden Sie als Download-Angebot im Internet unter www.hessen.de
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