Neuer Auftrag von der Energiewirtschaft: Italienische Schmiede Societá delle Fucine fertigt…
Neuer Auftrag von der Energiewirtschaft: Italienische Schmiede Societá delle Fucine fertigt Turbinen- und Generatorwellen für moderne Kraftwerke
Turbinen- und Generatorwellen für Kraftwerke werden aus einem Stück in sogenannten Freiformschmieden hergestellt. Eines der weltweit führenden Unternehmen in diesem Bereich ist die italienische Societá delle Fucine, eine Tochtergesellschaft des Edelstahlproduzenten ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni. Im Auftrag von Siemens Energy hat der Schmiedebetrieb jetzt Wellen für ein Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk in Belgien gefertigt, das 2011 die Stromproduktion aufnehmen soll. Vor Kurzem ist im Stahlwerk in Terni der mit 500 Tonnen größte Gussblock Europas in 15 Stunden erschmolzen worden. Diesen hat die Societá delle Fucine weiterbearbeitet. Er ist für ein Walzwerk in Russland bestimmt und wiegt in seiner endgültig bearbeiteten Form rund 230 Tonnen.
Die italienische Schmiede produziert unter anderem bis zu 20 Meter lange Wellen und Rotorwellen insbesondere für den Kraftwerksbau. Im Gegensatz zu einer Gesenkschmiede, bei der das Material in eine vorgegebene Form quasi gestanzt wird, wird das Werkstück beim Freiformschmieden von zwei Backen (Sättel) gepresst, wobei der Stahl zur Seite ausweicht. Dabei sind enorme Kräfte im Einsatz: Mit einer Geschwindigkeit von nur 50 Millimetern pro Minute senken sich die 12.600 Tonnen Presskraft nach unten. Dort wartet ein rotglühendes, auf 1.200 Grad Celsius erhitztes, Schmiedestück mit einem Gesamtgewicht von mehr als 200 Tonnen. Ein riesiger Manipulator – eine computergesteuerte „Greifzange“ – hat den Koloss millimetergenau unter der Hydraulikpresse platziert. Vier Hydraulikpumpen stemmen mit einer Kraft von sechs Megawatt und einem Druck von 510 Bar 4.500 Liter Wasser pro Minute durch die Presszylinder und erzeugen so diese Riesenkraft. Mit ihrer Hilfe verwandelt die Societá delle Fucine die glühenden Blöcke in große Schmiedestücke – die größten in Europa, vergleichbare finden sich nur in Japan. Da die Teile bei diesem Prozess abkühlen, werden sie in Schmiedeöfen immer wieder auf die erforderliche Temperatur gebracht und in mehreren Schritten weiterbearbeitet.
Mit verschiedenen Maßnahmen ist der Schmiedebereich der ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni zuletzt weiter gestärkt worden. Durch den Bau des Manipulators mit einer Hubkraft von 250 Tonnen und der innovativen VOD-Anlage (Vacuum Oxygen Decarburisation) im Stahlwerk, die zur Herstellung von speziellen, hochfesten Stahlgüten benötigt wird, erzielte die Societá delle Fucine nicht nur eine enorme Effizienz- und Qualitätssteigerung, sondern erreichte auch eine Erweiterung des Produktportfolios in hoch profitable Segmente. Bei der Umsetzung zeigten die Mitarbeiter ihr unternehmerisches und pragmatisches Handeln. In Zusammenarbeit mit dem Anlagenbauer fertigte das Team um Produktionsleiter Ambro Carpinelli die einzelnen Bauteile für den Manipulator selbst direkt im Werk. „Damit erreichten wir eine Senkung der Anschaffungskosten und eine erhebliche Zeitersparnis“, erläutert Carpinelli. „Da wir über 90 Prozent des Manipulators selbst gebaut haben, werden wir auch in Zukunft bei Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten weitere Kosten einsparen.“
Mittlerweile zählt die Societá delle Fucine zur Weltspitze im Schmiedegeschäft. Die Zukunft des Unternehmens mit seinen rund 220 Mitarbeitern liegt nach wie vor in der Energiewirtschaft. Hierfür ist die Schmiede bestens aufgestellt, obwohl es extrem schwierig ist, Zugang zum Kraftwerksbau zu erhalten. Denn die Anforderungen an die Bauteile sind immens. Die neuen Generatoren für Kernkraftwerke beispielsweise müssen 1.600 Megawatt Strom liefern. Dafür benötigen sie einen höchst belastbaren Schmiedekern, der nicht nur in der Qualität sondern auch in seinen Ausmaßen außergewöhnlich ist. Außer einem Mitbewerber in Japan kann weltweit nur die Societá delle Fucine genau diesen Ansprüchen genügen.
Mehr als 50 Prozent ihres Kerngeschäftes liegt in der Herstellung von Generatoren und Niederdruck-Wellen für den Energiesektor. Auch große Wellen für Walzwerke oder speziell geschmiedete Behälter für petrochemischen oder Kernenergie-Sektor gehören mittlerweile zum Standardprogramm der Schmiede. Und damit erreicht sie die Kunden auf der ganzen Welt: nicht nur nach Europa, auch nach Asien, in den Mittleren Osten und nach Amerika werden die italienischen Schmiedestücke verschifft. „Selbst nach Japan liefern wir unsere Produkte“, berichtet Massimo Calderini, Geschäftsführer der Societá delle Fucine. „Der 500 Tonnen-Gussblock unterstreicht die herausragende Bedeutung der Schmiedkapazität in Terni“, so Calderini weiter. Eine Bedeutung, der sich auch die Kunden bewusst sind. „Die Societá delle Fucine hat eine Ausnahmestellung unter den Lieferanten für Schmiedteile – besonders bezüglich der Größe der Schmiedstücke“, bestätigt Carsten Hellweg, Einkäufer für Schmiedteile bei der Siemens AG. „Unsere Dampfturbinen und Generatoren finden weltweit ihren Einsatz in Kraftwerken und müssen höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Hier hat sich die Societá delle Fucine sowohl in Bezug auf Vertragserfüllung als auch die Lieferzeiten als zuverlässiger Partner erwiesen. Deshalb auch haben wir langfristige Lieferverträge mit dem Unternehmen abgeschlossen.“
Die Societá delle Fucine ist eine Tochtergesellschaft der ThyssenKrupp Acciai Speciali Terni und gehört damit zur ThyssenKrupp Stainless-Gruppe (Duisburg). Das Schmieden hat im italienischen Terni eine lange Tradition: 1886 weihte das zwei Jahre zuvor gegründete Unternehmen „Il grande maglio“ ein, den damals größten Schmiedehammer der Welt. Derzeit sind rund 220 Mitarbeiter bei der Societá delle Fucine beschäftigt. Die Versandmenge lag im Geschäftsjahr 2007/08 bei rund 14.000 Tonnen.
Ansprechpartner:
Erik Walner
Leiter Unternehmenskommunikation
ThyssenKrupp Stainless AG
Telefon: +49 203 52-45130
Telefax: +49 203 52-45130
E-Mail: erik.walner@thyssenkrupp.com
nternet: www.thyssenkrupp-stainless.de
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