Ernüchternde Bilanz – schleppende Reformbereitschaft

Berlin

Ernüchternde Bilanz – schleppende Reformbereitschaft
Anlässlich der Vorstellung des 2. Nationalen Bildungsberichtes erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock am Donnerstag in Berlin:
‚Die Bilanz unseres Bildungssystems ist ernüchternd: Einige sammeln Zeugnisse und Diplome, andere sammeln Niederlagen. Der Bildungsbericht zeigt, dass wir in Deutschland immer noch zu viele Kinder und Jugendliche ausgrenzen. Nach wie vor verlassen 80.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss. Da sind Armut und Perspektivlosigkeit programmiert. Dagegen hilft nur eine individuelle Förderung, die rechtzeitig beginnen muss. Darüber kann auch die wachsende Bedeutung frühkindlicher Bildung nicht hinwegtäuschen.
Es ist skandalös, dass die Hälfte der Hauptschülerinnen und -schüler auch 13 Monate nach Ende der Schulzeit noch keine berufliche Ausbildung gefunden hat. Und wer ohne Hauptschulabschluss bleibt, hat praktisch keine Chance auf eine Ausbildung. Aus früheren Studien wissen wir, dass 70 Prozent der Hauptschülerinnen und -schüler für sich keine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt sehen. Es ist daher höchste Zeit, dass die Länder ein abgestimmtes Konzept zum Abbau der Schulabbrecherquoten vorlegen und es dann auch schnell umsetzen.
Um weiterer sozialer Polarisierung entgegenzuwirken, müssen wir Kinder aus bildungsschwächeren Gruppen durch Ausbildung beruflich integrieren. Kinder aus armen Familienverhältnissen und aus Migrationsfamilien haben viel schlechtere Bildungschancen als Kinder aus privilegierten Haushalten. Denn das deutsche Bildungssystem trennt nach wie vor nach sozialer und ethnischer Herkunft. Integration gelingt jedoch nur, wenn die Schule individuelle Angebote macht und die Schülerinnen und Schüler in ihren Stärken fördert. Nachahmenswerte Beispiele dafür gibt es jedoch immer noch zu wenig.‘
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