BVL/DIW Logistik-Indikator im zweiten Quartal 2008: Stabilisierung auf hohem Niveau – Fachkräfte…
Berlin
BVL/DIW Logistik-Indikator im zweiten Quartal 2008: Stabilisierung auf hohem Niveau – Fachkräfte dringend gesucht
Die deutsche Logistikwirtschaft zeigt sich nach dem kräftigen Jahresauftakt weiterhin in sehr guter Verfassung. Dies geht aus dem vom DIW Berlin für die Bundesvereinigung Logistik (BVL) berechneten konjunkturellen Branchenindikator hervor. Der Indikator gibt gegenüber dem Vorquartal nur leicht um 0,9 Prozent nach und bewegt sich mit einem Indexstand von 146 Punkten immer noch in einem Bereich, der auf eine weiterhin kräftige Expansion der Geschäftstätigkeit hinweist. Die bisher gegenläufige Bewegung von Lage- und Zukunftseinschätzung (laufendes Quartal vs. Entwicklung in den kommenden 12 Monaten) setzt sich nicht fort, sondern beide Maße liegen nun nahezu gleich auf. Allerdings entwickeln sich die Teilindikatoren für die Bereiche ‚Logistikdienstleister‘ (Anbieterseite) sowie ‚Industrie und Handel‘ (Anwenderseite) weiter auseinander. Der Klimaindikator für die Anbieter legt gegenüber dem Vorquartal um 1,6 Prozent zu, sein Vorsprung beträgt mittlerweile 9 Indexpunkte. Der Klimawert für Industrie- und Handel gibt dagegen um 3,5 Prozent nach und setzt damit die leichten Abschwächungstendenzen aus den Vorquartalen fort.
Die leichte Klimaverbesserung bei den Dienstleistern geht darauf zurück, dass die seit einem Jahr rückläufigen Erwartungen erstmals wieder zulegen, und zwar um 6 Prozent. Hierdurch wird die etwas gedämpfte Lageeinschätzung (Rückgang um 2,5 Prozent) mehr als ausgeglichen. Ausgehend von einer unverändert hervorragenden Geschäfts- und Auftragslage im laufenden Quartal wird überwiegend sogar mit einer weiter anziehenden Nachfrage nach Logistikleistungen gerechnet. In der sich fortsetzenden Entspannung der Kapazitäten dürften sich nicht zuletzt der Personalaufbau und die Erweiterungsinvestitionen der zurückliegenden Quartale niederschlagen. Die Tendenz zum weiteren Ausbau sowohl der Sachkapazitäten und als auch des Personalbestandes bleibt auf hohem Niveau erhalten.
Für die Klimaeintrübung der Logistikanwender in Industrie und Handel ist eine etwas ungünstigere Lagebeurteilung verantwortlich, während die Erwartungskomponente nur geringfügig nachgab. Die Kapazitätsverfügbarkeit im Markt für Logistikdienstleistungen hat sich – bei leicht nachgebender Nachfrage und nicht mehr ganz so hohem Preisdruck- leicht entspannt. Dies bestätigt die gegenwärtige Potenzialbeurteilung der Dienstleister. Die eigenen Logistikkapazitäten werden hingegen weiterhin sehr stark beansprucht. Zugleich ist der erwartete, insbesondere grenzüberschreitende Logistikbedarf unverändert hoch. Dies und der positive Ausblick auf die eigene Geschäftsentwicklung erklärt die erneute Zunahme der Investitionsbereitschaft. Für den inländischen Logistikbedarf zeichnet sich ein etwas geringeres Expansionstempo ab. Auch wenn die Erwartungskomponente im Teilindikator der Anbieter mit 150,6 Indexpunkten merklich über dem entsprechenden Anwenderwert von 139,2 Punkten liegt, bestätigen doch beide Marktseiten das Bild einer weiterhin auf kräftige Expansion gerichteten Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten.
Sowohl für Anbieter als auch für Anwender von Logistikleistungen ist der Fachkräftemangel ein großes Problem: Etwa 74 Prozent der befragten Logistikexperten aus Industrie- und Handelsunternehmen geben an, dass die Besetzung offener Stellen mit qualifizierten Arbeitskräften schwierig ist, bei den Logistikdienstleistern sind es sogar fast 80 Prozent. Während in Industrie und Handel vor allem Ingenieure und kaufmännische Spezialisten fehlen, stellt für die Logistikdienstleister die Besetzung von Facharbeiterstellen das drängendste Problem dar.
Zum BVL/DIW Logistik-Indikator: www.diw.de/logistikindikator
Der BVL/DIW Logistik-Indikator ist ein konjunktureller Seismograph für die deutsche Logistikwirtschaft, dem mit 2,6 Millionen Beschäftigten drittgrößten Wirtschaftsbereich in Deutschland. Der Indikatorberechnung liegen die Einschätzungen zugrunde, die vierteljährlich im Rahmen einer Expertenbefragung unter den Top-200-Unternehmen erhoben werden, für die Logistik eine besondere Rolle spielt. Kennzeichnend für die Konstruktion des Indikators ist, dass beide Seiten des Logistikmarktes befragt werden – Logistikdienstleister einerseits, Anwender aus Industrie und Handel andererseits.
Logistik ist als System zur Optimierung von Wertschöpfungsketten weit mehr als Transport, Verkehr und Lagerung. Bislang wird dieser Sektor in seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung statistisch nicht adäquat erfasst. Der BVL/DIW- Logistik-Indikator schließt diese Lücke.
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