CFS-Finanzplatzindex signalisiert Trendwende ? Index der Finanzindustrie in Deutschland weist…

Frankfurt am Main

CFS-Finanzplatzindex signalisiert Trendwende ?
Index der Finanzindustrie in Deutschland weist erstmals seit 2006 nach oben

FRANKFURT, 16. Juli 2009. Der CFS-Finanzplatzindex weist zum ersten Mal seit Ende 2006 mit einem aktuellen Wert von 98,4 Punkten eine positive Entwicklung auf. Im Vorquartal war er noch auf 97,3 Punkte gesunken.
Die befragten Finanzplatzakteure haben jetzt eine deutlich positivere Prognose ihrer zukünftigen Geschäftstätigkeit abgegeben als dies noch im Vorquartal der Fall war. Eine Aufwärtsbewegung ist vor allem bei den Erträgen (+1,9) und den Investitionen (+2,7) zu erkennen. Auch die Gruppe der finanzplatzorientierten Dienstleister, insbesondere Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberatungen, die im Vorquartal von den Folgen der Finanzkrise besonders stark negativ betroffen war, positioniert sich nun wieder optimistischer. Dies spiegelt sich bei den Umsätzen, den Erträgen und den Investitionen wider, jedoch noch nicht in der Personalentwicklung. Hingegen scheinen nun die finanzplatzbezogenen Institutionen, zu denen Aufsichtsbehören, Berufs- und Interessenverbände sowie Forschungseinrichtungen gehören, von der Finanzkrise eingeholt zu werden. Bei ihnen betrifft die negative Bewertung alle Indexkomponenten. Die Beschäftigungssituation wird dabei besonders schlecht eingeschätzt. „Die ursprüngliche Euphorie nach dem G20-Gipfel ist verflogen. Es hat sich Ernüchterung bei den finanzplatzbezogenen Institutionen ausgebreitet.“, sagt CFS-Direktor Professor Dr. Jan Pieter Krahnen.
Eindeutiges Votum für international einheitliche Finanzmarkt-Regulierung
Der erste Teil der aktuellen Sonderfragen beschäftigt sich mit der Regulierung des internationalen Finanzsystems. Nahezu drei Viertel aller Teilnehmer unterstützt den Beschluss des Europäischen Rates für ein europäisches System der Finanzaufsicht (ESFS), obwohl daraus eine Abgabe nationaler aufsichtsrechtlicher Kompetenz resultiert. Die Übermittlung individueller Daten einzelner Kreditinstitute an eine internationale Organisation wird ebenfalls mehrheitlich (52%) befürwortet, auch von den Kreditinstituten. Von einem Großteil der Befragten werden Bankenstresstests auch in Europa als effektives Mittel angesehen, um die Stabilität der Banken und deren Rekapitalisierungsbedarf zu überprüfen. Trotz der intensiven Bemühungen, die Regulierung der Finanzbranche international einheitlich zu gestalten, befürchtet die Mehrzahl, dass nationale Alleingänge zu einer weiteren Zersplitterung des internationalen Finanzsystems führen können. 53% der Befragten stufen diese Gefahr als hoch oder gar sehr hoch ein. Eine negative Konsequenz verstärkter Regulierung wird von der Mehrheit der Befragten in einem sinkenden Wertschöpfungsbeitrag der globalen Finanzindustrie gesehen.
Fair Value-Bewertung ohne Alternative
Der zweite Teil der aktuellen Sonderfragen ist dem Themenblock Fair Value-Bewertung gewidmet. Mit 72% Zustimmung besteht Einigkeit darüber, dass der Übergang zur Fair Value-Bilanzierung prozyklisch, d.h. krisenverschärfend gewirkt hat. Die Mehrheit der Befragten (59%) plädiert daher für eine Beschränkung der Marktbewertung auf das Handelsbuch von Kreditinstituten. Allerdings wird eine grundsätzliche Abkehr von der Fair Value-Bewertung mit 56% der Stimmen abgelehnt. Diese Haltung zeigt sich bei den Wirtschaftsprüfern und Beratern mit 73% und unter den Asset Managern mit 67% am ausgeprägtesten. „Ungeachtet der krisenverstärkenden Rolle von Fair Value-Bilanzierung wird ihre Bedeutung für einen transparenten Kapitalmarkt unverändert hoch erachtet.“, erklärt Krahnen.

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