Deutsche Post DHL verzeichnet Rückgang bei Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal – Kostenabbau…
Deutsche Post DHL verzeichnet Rückgang bei Umsatz und Ergebnis im ersten Quartal – Kostenabbau wird beschleunigt
– EBIT vor Einmaleffekten fällt von 539 Millionen Euro auf 312 Millionen Euro; berichtetes EBIT bei 27 Millionen Euro
– Bewertung der Postbank-Verkaufsoptionen führt zum Anstieg des Konzernperiodenergebnisses auf 944 Millionen Euro
– Briefbereich berichtet um 25,5 Prozent niedrigeres EBIT vor Einmaleffekten aufgrund niedrigerer Volumen, höherer Löhne
– Postchef Appel: „Wir müssen handeln, um Jobs zu sichern.“
Der weltweit größte Logistikdienstleister Deutsche Post DHL verzeichnete infolge der globalen Wirtschaftskrise im ersten Quartal 2009 einen Umsatzrückgang von 12,9 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. Das EBIT vor Einmaleffekten ging um 42,1 Prozent auf 312 Millionen Euro zurück.
Hauptgründe waren der beispiellose Nachfrageeinbruch über alle Regionen und Branchen hinweg sowie geringere Volumen und höhere Lohnkosten im Unternehmensbereich BRIEF.
Das berichtete EBIT auf Konzernebene belief sich auf 27 Millionen Euro nach 539 Millionen Euro im Vorjahr. Hier wirkten sich hauptsächlich Einmalbelastungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung des DHL Express-Geschäfts in den USA negativ aus.
„Wir müssen jetzt handeln, um unsere Profitabilität und damit Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Dabei darf es keine heiligen Kühe geben,“ sagte Vorstandsvorsitzender Frank Appel.
„Die jüngsten Daten scheinen zwar auf ein Erreichen der Talsohle bei den Sendungsmengen hinzuweisen. Dennoch bereiten wir uns auf ein längeres Anhalten der weltweiten Nachfrageschwäche vor und konzentrieren uns mit aller Kraft darauf, unsere Kosten – vor allem bei BRIEF und EXPRESS – weiter zu senken und unsere solide Finanzlage zu erhalten. Die Krise ist gleichzeitig auch eine Chance für uns: Wir sind globaler Marktführer und haben die notwendige Größe und finanziellen Mittel, um aggressiv im Markt aufzutreten.“ Appel verwies hier auf 1 Milliarde Euro an Neugeschäft im ersten Quartal.
Herausforderungen werden angegangen
Die weltweite Wirtschaftskrise hat im Konzern Deutsche Post DHL Herausforderungen offen gelegt, die das Management in den kommenden Wochen und Monaten systematisch angehen wird. Dazu ist eine Neuorganisation des Unternehmensbereichs EXPRESS geplant, mit dem Ziel, das Expressgeschäft schlanker und schlagkräftiger zu machen.
Dabei sollen Managementebenen entfallen und Synergien sowohl auf globaler als auch auf regionaler Ebene gehoben werden. Aus fünf geographischen Regionen werden zukünftig drei; zusätzlich wird es eine neue Führungsstruktur mit einem sechsköpfigen Managementteam geben. Eine der ersten Aufgaben des neuen Teams wird sein, Lösungen für verlustreiche Inlandsgeschäfte zu finden und den Fokus auf das profitable Geschäft mit internationalen Expresssendungen sowie auf Kostensenkungen weiter voranzutreiben.
Auch im Briefbereich plant der Konzern, die Effizienz zu steigern, um vor dem Hintergrund sinkender Sendungsmengen das Geschäft fit für die Zukunft zu machen. Dabei sollen nicht nur die Kosten gesenkt, sondern auch strukturelle Änderungen vorgenommen werden. So muss mit den Sozialpartnern über Themen wie eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit oder eine Verschiebung der geplanten Lohnerhöhungen gesprochen werden.
Auch auf operativer Ebene will der Konzern die Produktivität weiter steigern, so sollen zum Beispiel Sendungen, die bisher über das Nachtluftpostnetz transportiert wurden, zukünftig auf dem kostengünstigeren und umweltfreundlicheren Landweg ohne nennenswerte Qualitätseinbußen transportiert werden. Alle Maßnahmen zusammen sollen sich im Jahr 2009 mit rund 300 Millionen Euro positiv auf das EBIT im Briefbereich auswirken.
Konzerngewinn und Cash Flow
Der Konzerngewinn nach Minderheiten stieg im ersten Quartal von 383 Millionen Euro auf 944 Millionen Euro. Hauptgrund hierfür ist die Bewertung der Verkaufsoptionen auf 26,4 Millionen Aktien der Deutschen Postbank, die das Finanzergebnis positiv beeinflusst hat. Das Ergebnis je Aktie stieg dementsprechend von 32 Cent auf 78 Cent.
Der operative Cashflow belief sich auf minus 275 Millionen Euro im Vergleich 141 Millionen Euro im Vorjahr. Dabei wirkten sich hauptsächlich das niedrigere EBIT sowie ein höherer Verbrauch von Rückstellungen, vor allem im Zusammenhang mit der Restrukturierung des DHL U.S. Expressgeschäfts, negativ aus.
Fortschritte konnten hingegen weiterhin bei der Reduzierung des kurzfristigen Nettovermögens gemacht werden. Auch der Free Cashflow war mit 1,4 Milliarden Euro negativ, da neben dem Mittelabfluss aus operativer Geschäftstätigkeit ein Teil der liquiden Mittel aus dem Postbank-Verkauf kurzfristig am Kapitalmarkt angelegt wurde.
Die Zeichnung der Pflichtumtauschanleihe durch die Deutsche Bank sowie die Zahlung der Besicherung der Verkaufsoption für die verbleibenden Postbankanteile führten zu einem Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit in Höhe von 3,29 Milliarden Euro. Der Bestand flüssiger Mittel und Zahlungsmitteläquivalenten belief sich per Ende des Quartals auf 3,51 Milliarden Euro.
Unternehmensbereich BRIEF
Wie schon in den vergangenen Quartalen konnte der Briefbereich seine Stellung bei den wichtigen Schlüsselkunden im ersten Quartal behaupten und seinen Marktanteil in Deutschland ausbauen. Um seine Qualitätsführerschaft weiter zu stärken und die Produktivität zu erhöhen, hat die Deutsche Post im ersten Quartal außerdem in neue Sortiermaschinen für Standard- und Kompaktbriefe sowie für Groß- und Maxibriefe investiert, die über die nächsten drei Jahre die alten ersetzen sollen.
Der Umsatz ging im Briefbereich trotz 0,6 zusätzlicher Arbeitstage im Berichtszeitraum um 4,5 Prozent auf 3,49 Milliarden Euro zurück. Auch hier war die weltweite Wirtschaftskrise verantwortlich, die dazu führte, dass vor allem Versandhändler ihre Werbeausgaben drosselten. Das EBIT im Unternehmensbereich BRIEF reduzierte sich auf 407 Millionen Euro von 546 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Hierbei wirkten sich die niedrigere Nachfrage in den konjunkturabhängigen Geschäftsfeldern und höhere Lohnkosten negativ aus.
Unternehmensbereich EXPRESS
Der Umsatz im Unternehmensbereich EXPRESS ist in den ersten drei Monaten um 25,9 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zurückgegangen. Die weltweite Wirtschaftskrise führte dazu, dass die täglichen Sendungsmengen im Produktbereich Time Definite International um 13,3 Prozent zurückgingen. Außerhalb der USA gingen die Sendungsmengen desselben Produkts um 10,6 Prozent zurück.
Seit Anfang Februar bietet die DHL keine nationalen Expressprodukte innerhalb der USA mehr an, was im Zusammenspiel mit der schlechten konjunkturellen Lage zu einem Rückgang der täglichen Sendungsvolumen im Produktbereich Time Definite International um 35,7 Prozent in den USA führte.
Dieser Rückgang lag, ebenso wie die Restrukturierungskosten in Höhe von 243 Millionen Euro, voll im Rahmen der Planungen des Konzerns. Demzufolge ist die Deutsche Post DHL zuversichtlich, dass sie trotz der Wirtschaftskrise ihr angepeiltes Ziel einer Reduzierung des Verlustes auf Jahresbasis auf unter $400 Millionen ab dem vierten Quartal 2009 erreichen wird.
In Europa ging der Umsatz auf Grund geringerer Versandmengen um 16,9 Prozent zurück. In der Region Asien-Pazifik sank der Umsatz um 6,7 Prozent, wobei hier die Kursentwicklung des Euros den Umsatzrückgang abmilderte. Auch in der Region Osteuropa, dem Mittleren Osten und Afrika wirkte sich die Kursentwicklung des Euros positiv aus, was zur Folge hatte, dass der Umsatz in dieser Region stabil geblieben ist.
Der EBIT-Verlust vor Einmaleffekten belief sich im Unternehmensbereich EXPRESS auf 120 Millionen Euro im ersten Quartal. Außerhalb der USA verringerte sich das EBIT vor Einmaleffekten von 229 Millionen Euro auf 66 Millionen Euro. Der berichtete EBIT-Verlust belief sich auf Grund der Restrukturierungskosten im Bereich DHL U.S. Express auf 392 Millionen Euro. Im vergleichbaren Vorjahresquartal wurde ein Gewinn vor und nach Einmaleffekten von 8 Millionen Euro erzielt.
Unternehmensbereich GLOBAL FORWARDING, FREIGHT
Auch die Zahlen des Speditionsgeschäfts reflektieren die rückläufigen Handelsvolumen im ersten Quartal. So reduzierte sich der Umsatz im gesamten Unternehmensbereich um 18,2 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro. Einen ähnlichen Umsatzrückgang verzeichnete das Geschäftsfeld Global Forwarding mit 18,6 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro.
Die Luftfrachtvolumen im Exportbereich sanken um 26,2 Prozent – vor allem der deutliche Rückgang im Technologiebereich wirkte sich hier negativ aus. In der Seefracht schnitt der Unternehmensbereich mit einem Volumenrückgang von 10 Prozent besser ab als der Markt, in dem sich die Volumen um 16 Prozent verringerten. Im Geschäftsfeld Freight ging der Umsatz währungsbedingt um 15,5 Prozent auf 762 Millionen Euro zurück.
Das EBIT im Unternehmensbereich GLOBAL FORWARDING, FREIGHT fiel im ersten Quartal von 78 Millionen Euro im Vorjahr auf 45 Millionen Euro.
Unternehmensbereich SUPPLY CHAIN
Das Kontraktlogistikgeschäft entwickelte sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Flaute recht erfreulich im ersten Quartal. Der Umsatz im gesamten Unternehmensbereich ging zwar um 6 Prozent zurück, dieser Rückgang ist jedoch hauptsächlich auf negative Wechselkurseffekte zurückzuführen. Bereinigt um diese Effekte betrug der organische Rückgang lediglich 2,4 Prozent. Vor allem Williams Lea entwickelte sich angesichts des aktuellen Marktumfeldes mit einem organischen Umsatzwachstum von 6 Prozent ausgesprochen gut.
Auch in Bezug auf neue Verträge mit bestehenden und neu gewonnenen Kunden entwickelte sich das Geschäft besser als im Vorjahr. So konnten auf Jahresbasis gerechnet, trotz des schwachen wirtschaftlichen Umfelds, Aufträge mit einem Volumen von rund 300 Millionen Euro hinzugewonnen werden. Die Vertragsverlängerungsquote liegt unverändert bei über 90 Prozent.
Dank gesunkener Overheadkosten konnte das berichtete EBIT im ersten Quartal stabil bei 34 Millionen Euro gehalten werden. Rechnet man Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 8 Millionen Euro heraus, verbesserte sich das EBIT sogar um 23,5 Prozent.
Ausblick
Nachdem der Konzern im ersten Quartal einen signifikanten Rückgang der Volumen gesehen hat, wird davon ausgegangen, dass nun die Talsohle in Bezug auf die Volumenrückgänge erreicht sein könnte. Sollte dies der Fall sein, erwartet der Vorstand, dass die Deutsche Post DHL ab der zweiten Hälfte des Jahres 2009 und im Jahr 2010 zunehmend von ihrem Kosteneinsparungsprogramm profitieren wird.
Hierbei geht es um das im November 2008 gesetzte Ziel, nicht-operative Kosten in Höhe von mindestens 1 Milliarde Euro bis Ende 2010 einzusparen. Der Expressbereich, der mit 460 Millionen Euro den Löwenanteil zu den Kostensenkungen beiträgt, erwartet, dass er sein Ziel bereits Ende 2009 erreichen wird. Auch die anderen Unternehmensbereiche – BRIEF mit 180 Millionen Euro, GLOBAL FORWARDING, FREIGHT mit 160 Millionen Euro, SUPPLY CHAIN mit 130 Millionen Euro und Corporate Center mit 70 Millionen Euro – streben an, ihre Einsparziele früher zu erreichen.
Vor allem im Unternehmensbereich EXPRESS werden die guten Fortschritte bei der Restrukturierung des DHL U.S. Expressgeschäfts die Verbesserung in der zweiten Hälfte des Jahres unterstützen. Daher sollten auch die Rückgänge im EBIT vor Einmaleffekten in der zweiten Hälfte des Jahres im Vergleich zu den Referenzwerten im Jahr 2008 geringer ausfallen als die Rückgänge, die der Konzern im ersten Quartal gesehen hat und die er für das zweite Quartal dieses Jahres erwartet.
Die positiven Effekte, die sich aus der Postbank-Transaktion ergeben, sollten zu einem positiven Nettoergebnis im Gesamtjahr 2009 führen – hier wird von einer substantiellen Verbesserung gegenüber 2008 ausgegangen.
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