Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im August 2008 [1]
Berlin
Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im August 2008 [1]
Die gesamtwirtschaftliche Leistung hat sich im zweiten Quartal dieses Jahres erwartungsgemäß abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging vorläufigen Angaben zufolge [2] preis-, kalender- und saisonbereinigt [3] um 0,5 % zurück. Dies ist aber auch vor dem Hintergrund des kräftigen und durch Sondereinflüsse gestützten Wachstums im ersten Quartal zu sehen, das nach den nun vorliegenden, leicht abwärts revidierten Angaben bei +1,3% lag. Über das erste Halbjahr hinweg zeigte sich die deutsche Wirtschaft trotz der Vielzahl der Belastungsfaktoren aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld, deren Bremseffekte zunehmend spürbar werden, in einer insgesamt befriedigenden Verfassung. Während die Binnenkonjunktur im ersten Quartal die entscheidenden Impulse lieferte, kamen von dieser Seite im zweiten Quartal bremsende Einflüsse. So dürften die Investitionen, insbesondere die Bauinvestitionen, zurückgegangen sein. Hier machte sich der Wegfall der im ersten Quartal positiv wirkenden Sondereinflüsse deutlich bemerkbar. Auch die privaten Konsumausgaben dürften im zweiten Quartal angesichts des anhaltend starken Preisauftriebs und der schwachen Entwicklung der Konsumindikatoren das Wachstum gedämpft haben. Positive Impulse kamen hingegen vom Außenbeitrag. Dies liegt aber weniger an der Exportentwicklung als vielmehr an einer schwachen Importdynamik. Allerdings haben sich auch die Perspektiven über das zweite Quartal hinaus deutlich eingetrübt. Die schwierige Lage im Immobiliensektor in den USA, trübere Konjunkturaussichten für wichtige Euroländer, anhaltende Finanzmarktanspannungen und der nach wie vor hohe Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe haben die Frühindikatoren – den Auftragseingang und die Unternehmens- und Verbraucherstimmung – auf Talfahrt geführt. Die konjunkturelle Dynamik dürfte daher auch in den kommenden Monaten verhaltener ausfallen. Positiv ist allerdings in Rechnung zu stellen, dass sich die Übertreibungen an den Rohstoffmärkten zuletzt zurückgebildet haben.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe lieferte in den letzten Monaten kaum noch Impulse. Nach einem deutlichen Rückgang um preis- und saisonbereinigt 1,8 % im Mai, kam es im Juni nur zu einer geringfügigen Belebung um 0,2 %. Im gesamten zweiten Quartal lag die Erzeugung mit -1,7 % deutlich unter dem Vorquartal. Auch das Vorjahresergebnis wurde im zweiten Quartal kalenderbereinigt nunmehr nur noch um 2,5 % überschritten. Ausschlaggebend waren im Verlauf sowohl die Produktionseinbußen in der Industrie als auch beim Bau. Erstere schwächte sich – trotz leichtem Anstieg im Juni um 0,5 % – im zweiten Quartal insgesamt um 1,6 % ab. Die Bauproduktion ging in weitaus stärkerem Maße um 2,1 % im Juni und um 8,1 % im gesamten zweiten Quartal zurück. Durch den milden Winter wurde allerdings insbesondere der Bau im ersten Quartal in dem Maße gestützt, wie die schwächer ausfallende Frühjahrsbelebung die Dynamik im zweiten Quartal nun unterzeichnet. Die anhaltend schwache Nachfrage nach industriellen Erzeugnissen und Bauleistungen sowie die trübere Stimmung der Unternehmen signalisieren allerdings auch über das zweite Quartal hinaus geringere Impulse vom Produzierenden Gewerbe. So haben sich die Industrieaufträge im Juni zum siebten Mal in Folge um 2,9% abgeschwächt. Im gesamten zweiten Quartal verzeichnete die Industrie ein Minus von 4,1 %. Die Auslandsnachfrage bremste in noch stärkerem Maße als die Inlandsnachfrage, die aber ebenfalls abwärts gerichtet ist (-5,8 % bzw. -2,2 %). Die schlechteren Aussichten spiegeln sich auch in der deutlich abgekühlten Stimmung der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe wider. Auch vom Bauhauptgewerbe sind angesichts der nachlassenden Nachfrage und schwächerer Stimmungsindikatoren kaum Impulse zu erwarten.
Der starke Preisauftrieb auf der Verbraucherstufe trug maßgeblich dazu bei, dass sich der private Konsum im zweiten Quartal nicht weiter erholen konnte. Er zehrte die aus der Erhöhung der Tarif- und Effektivlöhne und der nach wie vor erfreulichen Beschäftigungsentwicklung gewonnenen nominalen Einkommenszuwächse weitgehend auf und belastete die Konsumneigung spürbar. So ist das Umsatzvolumen im Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und Tankstellen) zuletzt im Juni spürbar um saisonbereinigt 1,4 % zurückgegangen und auch im Quartalsvergleich nahm das Umsatzvolumen um 0,8 % ab. Der Handel mit Kraftfahrzeugen, gemessen an der Zahl der privaten Neuzulassungen, verlief im zweiten Quartal ebenfalls eher schleppend. Das deutlich eingetrübte Verbrauchervertrauen und der Einbruch bei der Stimmung im Einzelhandel signalisieren auch für die kommenden Monate keine nachhaltige Besserung. Impulse sind allenfalls dann zu erwarten, wenn sich der Preisauftrieb merklich zurückbildet.
Die Exportentwicklung hat angesichts der Belastungsfaktoren aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld – trotz stärkerem Anstieg zuletzt im Juni um saisonbereinigt 4,2% – tendenziell an Kraft eingebüßt. Die nominalen Warenexporte gingen im zweiten Quartal um 0,4% zurück. Ihren Vorjahresabstand übertrafen die Exporte in diesem Zeitraum aber nach wie vor deutlich um 8,0% (Ursprungszahl). Da die Importe im zweiten Quartal aber noch stärker zurückgingen (-1,8%) als das Exportgeschäft, dürfte der Außenbeitrag im zweiten Quartal positiv ausgefallen sein und das gesamtwirtschaftliche Wachstum gestützt haben. Zuletzt im Juni blieben die nominalen Warenimporte weitgehend unverändert (-0,1%). Ihr Vorjahresabstand lag im zweiten Quartal bei +8,3%. In der Perspektive belasten die schwächeren weltwirtschaftlichen Wachstumsaussichten und die etwas weniger stützend wirkende preisliche Wettbewerbsfähigkeit den Außenhandel. Die auf kurze Sicht ausgerichteten Indikatoren deuten auf tendenziell kleinere außenwirtschaftliche Impulse hin.
Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt setzte sich fort. Die Dynamik ging aber aufgrund der kleiner werdenden konjunkturellen Impulse zurück. Zum Teil machten sich auch noch die Folgen der schwächeren Frühjahrsbelebung bemerkbar. Die Zahl der Erwerbstätigen (Inlandskonzept) erhöhte sich im Juni um saisonbereinigt +13.000 Personen und damit weniger deutlich als im Durchschnitt der vergangenen sechs Monate (+48.000). Binnen Jahresfrist stieg die Zahl der Erwerbstätigen um 561.000 auf 40,32 Mio. (Ursprungszahl). Die Beschäftigungsdynamik zum Vorjahr schwächte sich damit weiter ab. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Juli saisonbedingt um 50.000 Personen auf 3,210 Mio. (Ursprungszahl) an. Saisonbereinigt setzte sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit -20.000 Personen fort. Er war weniger ausgeprägt als im Durchschnitt der vergangenen sechs Monate (-40.000). Allerdings wird die tatsächliche Dynamik nach wie vor durch Sonderfaktoren – neben der schwächer ausfallenden Frühjahrsbelebung auch durch das Auslaufen der vorruhestandsähnlichen Sonderregelungen für Ältere – überlagert. Die Arbeitslosenquote lag im Juli bei 7,7%. Angesichts des schwächeren Wirtschaftswachstums dürften auch die Impulse vom Arbeitsmarkt absehbar weiter kleiner werden.
Der Preisauftrieb bleibt weiter kräftig. Auf der Verbraucherstufe lag die Jahresteuerungsrate im Juli unverändert hoch bei 3,3%. Maßgeblichen Einfluss auf die Jahresrate haben nach wie vor die starken Preissteigerungen bei Heizöl, Kraftstoffen und Nahrungsmitteln. Die auf der Import- und Erzeugerstufe bereits angelegten bzw. angekündigten Preissteigerungen dürften auch in den kommenden Monaten noch Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreise ausüben. Entlastung dürfte hingegen zeitverzögert von den Rückbildungsprozessen an den Rohstoffmärkten ausgehen. Der Rohölpreis ging seit seinem Höchststand Anfang Juli deutlich um 25 % auf bis zu rd. 110 Dollar je Barrel Mitte August zurück.
[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 18. August 2008 vorlagen.
[2] Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes vom 14. August 2008. Die ausführlichen Ergebnisse werden am 26. August 2008 veröffentlicht.
[3] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.
[2] Schnellmeldung des Statistischen Bundesamtes vom 14. August 2008. Die ausführlichen Ergebnisse werden am 26. August 2008 veröffentlicht.
[3] Wenn nicht anders vermerkt, handelt es sich bei den in diesem Bericht verwendeten saisonbereinigten Angaben um Berechnungen nach dem Verfahren Census X-12-ARIMA.
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