Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Februar 2009

Berlin

Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im Februar 2009

Der globale Abschwung hat die umfassend in die Weltwirtschaft integrierte deutsche Volkswirtschaft voll erfasst. Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresschlussquartal 2008 deutlich eingeschränkt. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm gegenüber dem Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt um 2,1 % ab. Im Verlauf des letzten Jahres ging das BIP nach einem kräftigen Anstieg im ersten Quartal um 1,5 % bereits im zweiten und dritten Quartal 2008 jeweils um 0,5 % zurück. Gleichwohl erhöhte sich das BIP im Gesamtjahr 2008 preisbereinigt noch um 1,3 %. Von der Verwendungsseite aus gesehen waren im vierten Quartal vor allem ein stark negativer Außenbeitrag aufgrund des Einbruchs der Exporte sowie die damit einhergehende verstärkte Zurückhaltung der Unternehmen bei ihrer Investitionstätigkeit ausschlaggebend. Die privaten Konsumausgaben gingen ebenfalls geringfügig zurück. Die Unternehmen haben im vierten Quartal dem schon länger zu verzeichnenden starken Einbruch der Nachfrage aus dem In- und Ausland Rechnung getragen und ihre Produktion kräftig zurückgefahren. Dennoch nahmen die Lagerbestände deutlich zu. Die Beschäftigung erhöhte sich zwar saisonbereinigt im Quartalsdurchschnitt noch einmal leicht auf 40,4 Mio. Erwerbstätige im Inland und damit auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Hierzu dürfte allerdings beigetragen haben, dass die Unternehmen flexible Arbeitszeitregelungen sowie das Instrument der Kurzarbeit nutzten. Im Quartalsverlauf kam es dagegen bereits zu Anpassungen bei der Beschäftigung und zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Die Perspektiven für das laufende Jahr bleiben zunächst stark eingetrübt. Die Konjunkturindikatoren am aktuellen Rand signalisieren, dass sich der Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität im ersten Quartal 2009 fortsetzen wird. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirken weiter belastend. Hinzu kommen die zunehmenden unmittelbaren Auswirkungen der Finanzmarktkrise insbesondere durch eine Verschärfung der Konditionen der Banken bei der Finanzierung der Unternehmen. Die Weltwirtschaft wird durch die expansiv ausgerichtete Fiskal- und Geldpolitik gestützt. Die umfangreichen nationalen Konjunkturmaßnahmen werden im laufenden Jahr zunehmend Wirkung entfalten und zur Stabilisierung der Entwicklung beitragen.

Das Produzierende Gewerbe schränkt seine Erzeugung weiter ein und passt sich damit der rückläufigen Nachfrage an. Im Dezember wurde die Produktion preis- und saisonbereinigt um 4,6 % und im gesamten vierten Quartal um 6,8 % zurückgefahren. Gegenüber dem Vorjahresquartal betrug der Rückgang arbeitstäglich bereinigt 7,4 %. Ausschlaggebend war die Industrieproduktion, die im Dezember saisonbereinigt um 5,3 % und im vierten Quartal insgesamt um 7,5 % zurückging. Dämpfende Impulse kamen dabei sowohl vom Auslandsgeschäft wie auch von der Entwicklung im Inland. Dagegen ist die Produktionstätigkeit im Bauhauptgewerbe derzeit noch vergleichsweise stabil. Sie schwächte sich – bei einer Zunahme im Dezember um 1,4 % – im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal lediglich um 0,2 % bzw. arbeitstäglich bereinigt gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,4 % ab. Auf Sicht bleiben die Aussichten für die Entwicklung der Gesamterzeugung im Produzierenden Gewerbe angesichts der Talfahrt der Bestelltätigkeit in der Industrie und im Bauhauptgewerbe zunächst stark eingetrübt. In der Industrie wurde im Dezember erneut ein kräftiges Auftragsminus von preis- und saisonbereinigt 6,9 % eingefahren. Damit ergibt sich ein Rückgang im vierten Quartal von -15,7 % gegenüber dem Vorquartal bzw. kalendermonatlich ein Rückgang von -23,0 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Nachfragerückgang erfolgt auf breiter Front sowohl bei den Auftragseingängen aus dem In- als auch aus dem Ausland und nahezu gleichermaßen stark bei Vorleistungs- und Investitionsgüterherstellern. Auch im Bauhauptgewerbe bleibt die Bestelltätigkeit bis zum aktuellen Rand im November schwach (Dreimonatsvergleich: -4,9 %). Einzelne Stimmungsindikatoren haben sich dagegen insbesondere bei den Erwartungskomponenten – ausgehend von äußerst niedrigen Niveaus – zuletzt leicht verbessert. Hierbei könnten die konjunkturpolitischen Maßnahmen eine Rolle gespielt haben. Es wäre allerdings weit vorgegriffen, hierin bereits Anzeichen einer sich abzeichnenden Trendwende zu sehen.

Die privaten Konsumausgaben sind – nach der moderaten Zunahme im dritten Quartal – im Jahresschlussquartal 2008 geringfügig zurückgegangen, obwohl abnehmende Verbraucherpreise für eine Stärkung der realen Kaufkraft gesorgt haben. Die leichte Zunahme der Einzelhandelsumsätze im engeren Sinne (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) im Dezember um preis- und saisonbereinigt 0,1 % hat den Rückgang im gesamten vierten Quartal um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal nicht verhindert. Die Perspektiven für den privaten Konsum bleiben angesichts der Wirtschaftsschwäche zwar gedämpft. Er könnte in den kommenden Monaten – gestützt durch die konjunkturpolitischen Maßnahmen und eine weitere Beruhigung bei den Verbraucherpreisen – aber zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.

Der Außenhandel hat im vierten Quartal das Wirtschaftsgeschehen erheblich negativ belastet. Dafür spricht die Entwicklung der nominalen Warenexporte, die im Dezember weiter um saisonbereinigt 3,7 % zurückgingen und im gesamten vierten Quartal um 8,4 % unter dem Ergebnis des Vorquartals lagen. Das Niveau des Vorjahres wurde – gemessen an den Ursprungswerten – im vierten Quartal um 6,1 % unterschritten. Die Wareneinfuhren in jeweiligen Preisen gingen im Dezember ebenfalls deutlich um saisonbereinigt 4,1 % zurück, nach -5,8 % im November. Im vierten Quartal schwächten sie sich um 8,9 % ab. Preisbereinigt fiel der Rückgang allerdings geringer aus. Die Indikatoren deuten weiterhin auf eine schwache Entwicklung des Außenhandels hin. Angesichts der ausgeprägten Konjunkturschwäche der wichtigen Absatzgebiete sind erst einmal keine außenwirtschaftlichen Impulse für die deutsche Wirtschaft zu erwarten.

Am Arbeitsmarkt ist die Trendwende vollzogen. Die Beschäftigung nimmt nach den revidierten Angaben saisonbereinigt seit November 2008 ab und die Arbeitslosigkeit zu. Im Dezember ging die Beschäftigung im Inland saisonbereinigt weiter um 10.000 Personen zurück. Insgesamt gab es 40,58 Mio. Erwerbstätige (Ursprungszahl), noch 353.000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag im November um 442.000 höher als vor Jahresfrist. Die Zahl der Arbeitslosen stieg in saisonbereinigter Rechnung im Januar weiter beschleunigt um 56.000 Personen an. Insgesamt waren im Januar 3,489 Mio. Personen arbeitslos registriert, nur noch 170.000 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich auf 8,3 %. Die deutlich steigenden Anträge auf Kurzarbeit sowie die abnehmende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen unterstreichen die verschlechterte Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Das Preisklima hat sich im Januar weiter entspannt. Die Jahresteuerungsrate der Verbraucherpreise ging auf 0,9 % zurück. Maßgeblich für die sinkende Jahresrate ist vor allem die Entwicklung der Energiepreise. Der Rohölpreis der Sorte Brent lag zur Monatsmitte im Februar bei rund 44 US-Dollar je Barrel. Die Kernrate – also die Preissteigerungen ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel – sank im Januar auf +1,2 %. Gegenüber dem Vormonat verringerten sich die Verbraucherpreise um 0,5 %. Dies war vornehmlich saisonbedingten Preisrückgängen geschuldet.

Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Märzausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe ist ab dem 20. Februar 2009 auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden.

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