Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im November 2008 [1]
Die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik Deutschland im November 2008 [1]
Die Auswirkungen der Finanzkrise sowie die zunehmende globale Abschwächung setzen die Wirtschaftsentwicklung weltweit einer doppelten und sich verstärkenden Belastung aus. Neben den USA befinden sich inzwischen eine Reihe von anderen Ländern, darunter wichtige deutsche Handelspartner in der EU sowie Japan, am Rande oder bereits in einer Rezession. Darüber hinaus hat sich auch das bisher kräftige Wachstum in wichtigen großen Schwellenländern zum Teil deutlich abgeschwächt. Insgesamt zeichnet sich für die Weltkonjunktur daher eine spürbare Abwärtsbewegung ab. Damit haben sich auch die Perspektiven für die deutsche Wirtschaft weiter merklich eingetrübt. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung, in Abstimmung mit den Partnerländern, Maßnahmenpakete zur Stabilisierung der Finanzmärkte und zur Sicherung der Wachstumsperspektiven auf den Weg gebracht.
Die im Verlauf des ersten Halbjahres 2008 einsetzende Abschwächung der gesamtwirtschaftlichen Leistung hat sich nach den nun vorliegenden vorläufigen Ergebnissen im dritten Quartal verstärkt fortgesetzt. Hiernach ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis, – kalender- und saisonbereinigt gegenüber dem zweiten Quartal um 0,5 % zurück. Leichte Wachstumsimpulse gingen von den privaten und öffentlichen Konsumausgaben sowie von positiven Vorratsveränderungen aus. Der Außenhandel dämpfte dagegen per saldo das Wachstum im dritten Quartal. In den kommenden Monaten deutet sich nach den vorliegenden Konjunkturindikatoren keine grundlegende Trendwende an. Die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe wird vor allem durch die anhaltende internationale, aber auch nationale Nachfrageschwäche beeinträchtigt. Entlastend wirkt vor diesem Hintergrund der in den letzten Monaten zu verzeichnende spürbare Rückgang der Preise für Energieträger und sonstige Rohstoffe. Hierdurch werden einerseits die Produktionskosten gesenkt und damit Anreize für Investitionen gesetzt, andererseits werden die Kaufkraft der Verbraucher gestärkt und Impulse für den privaten Konsum freigesetzt. Auch der rückläufige Eurowechselkurs korrigiert die zuvor starke Aufwertung und trägt zur Erhaltung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit bei. Andererseits führen fallende Rohstoffpreise zu sinkenden Einnahmen in den Exportländern und schwächen so die Nachfrage nach deutschen Produkten, insbesondere nach solchen des Maschinen- und Anlagenbaus.
Die schwächere weltwirtschaftliche Dynamik macht sich vor allem in der besonders stark vom Export abhängigen Industrie bemerkbar. Dies war ein maßgeblicher Faktor für die im dritten Quartal insgesamt rückläufige Entwicklung im Produzierenden Gewerbe. Die Gesamterzeugung schwächte sich hier saisonbereinigt im September kräftig um 3,6 % ab und lag im gesamten dritten Quartal spürbar um 1,3 % unter dem Vorquartal. In der Industrie verringerte sich der Ausstoß zuletzt um 3,8 %. Insgesamt setzte sich damit der Rückgang der Industrieproduktion im dritten Quartal mit -1,2 % verstärkt fort. Auch im Bauhauptgewerbe wurde die Erzeugung zuletzt eingeschränkt (-1,7 %), dabei kam es allerdings hier im Quartalsvergleich zu keiner nennenswerten Veränderung (+0,1 %). Binnen Jahresfrist lag die Produktion im dritten Quartal arbeitstäglich bereinigt in der Industrie noch leicht über (+0,2 %) und im Bauhauptgewerbe um 0,6 % unter dem Stand des Vorjahres. Die anhaltende Schwäche der Bestelltätigkeit sowohl in der Industrie als auch im Bauhauptgewerbe signalisiert für die kommenden Monate eine Fortsetzung der schwachen Entwicklungen. Wenngleich der im September zu verzeichnende Einbruch der Industrienachfrage um saisonbereinigt 8,0 % überzeichnet sein dürfte, so ist doch auch die Entwicklung der Bestellungen im gesamten dritten Quartal mit -3,9 % weiter sehr schwach. Im Bauhauptgewerbe kam es zuletzt im August zu einem kräftigen Nachfrageeinbruch (-10,0 %). Im Dreimonatsvergleich zeigt sich die Nachfrage ebenfalls abwärts gerichtet (-2,7 %). Auf eine anhaltend schwache Entwicklung in der Industrie und im Bauhauptgewerbe deutet auch die stark unterkühlte und zuletzt weiter eingetrübte Stimmung in diesen Wirtschaftsbereichen hin.
Die privaten Konsumausgaben haben sich im dritten Quartal dagegen leicht belebt. Vor allem das ruhigere Preisklima in Deutschland und die stärkere Entwicklung der Tariflöhne- und -gehälter dürften derzeit den privaten Konsum stützen. Die Einzelhandelsumsätze (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen) – einer der wichtigsten Indikatoren für den privaten Konsum – schwächten sich im September zwar um preis- und saisonbereinigt 1,0 % ab (August: +1,6 %), im gesamten dritten Quartal ergibt sich allerdings ein leichtes Plus von 0,2 % gegenüber dem äußerst schwachen Vorquartal. Allerdings ist wohl nur mit einer allenfalls moderaten Belebung des privaten Konsums in näherer Zukunft zu rechnen. Dies scheinen auch die Stimmungsindikatoren zu bestätigen. Während sich die Geschäftserwartungen der Einzelhändler im Oktober weiter deutlich eintrübten, zeigte sich das Verbrauchervertrauen von Oktober auf November unverändert.
Vom Außenhandel gingen im dritten Quartal bei schwachen Exporten und stark gestiegenen Importen per saldo negative Wachstumsimpulse aus. Die nominalen Warenexporte nahmen im September saisonbereinigt um 0,7 % zu, nach -0,3 % im Vormonat. Gegenüber dem zweiten Quartal blieben die Ausfuhren im dritten Quartal unverändert (+0,0 %). Das Niveau des Vorjahresquartals wurde zuletzt nur noch um 4,1 % (Ursprungszahl) übertroffen. Die nominalen Wareneinfuhren nahmen im September um 0,9 % zu. Im gesamten dritten Quartal blieb die Importdynamik ausgesprochen kräftig, die Einfuhren erhöhten sich saisonbereinigt um 4,9 %. Vom Außenbeitrag insgesamt dürften angesichts der weiter eingetrübten konjunkturellen Perspektiven der Weltwirtschaft auch absehbar keine nennenswerten Wachstumsimpulse für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ausgehen.
Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich angesichts der noch nachwirkenden guten Konjunktur zu Beginn dieses Jahres und der Herbstbelebung in einer noch recht soliden Verfassung. Die Arbeitslosigkeit ging im Oktober saisonbereinigt weiter zurück (-26.000), die Erwerbstätigkeit nimmt, wenngleich weniger stark als in den letzten Monaten, weiter zu (September: +20.000). Die Zahl der Arbeitslosen ging zuletzt erstmals seit 1992 auf unter drei Millionen (2,997 Mio.) Personen zurück. Im Vorjahresvergleich wurden 437.000 Arbeitslose weniger registriert. Die Arbeitslosenquote sank bundesweit auf 7,2 %. Die Dynamik beim Abbau der Arbeitslosigkeit und beim Beschäftigungsaufbau hat sich aber weiter verringert. Mit 40,40 Mio. Erwerbstätigen (Inlandskonzept) waren im September 545.000 Personen mehr erwerbstätig als vor einem Jahr (August: +591.000).
Das Preisklima in Deutschland hat sich im Oktober weiter entspannt, und auch in den kommenden Monaten ist angesichts des deutlich beruhigten Preisauftriebs an den internationalen Rohstoffmärkten mit weiterer Entspannung zu rechnen. Der Rohölpreis der Sorte Brent ist in den Monaten seit seinem Höchststand Anfang Juli von rd. 145 US-Dollar bis Mitte November auf rund 50 US-Dollar je Barrel gesunken. Gegenüber dem Vormonat gingen die Verbraucherpreise im Oktober um 0,2 % zurück. Ausschlaggebend war hier der deutliche Preisrückgang bei Kraftstoffen und Heizöl. Die Jahresteuerungsrate der Verbraucherpreise sank auf +2,4 %. Der Preisauftrieb auf Jahressicht ist damit zwar immer noch beachtlich, hat seit seinem Höhepunkt im Juli/August (+3,3 %) aber bereits deutlich abgenommen. Die Kernrate – also die Preissteigerungen ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel – verringerte sich im Oktober auf 1,6 %.
Hinweis:
Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird in der Dezemberausgabe des Monatsberichts „Schlaglichter der Wirtschaftspolitik“ veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe ist ab dem 24. November auf der Internetseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zu finden
[1] In diesem Bericht werden statistische Daten verwendet, die bis zum 17. November 2008 vorlagen.
Das Internetangebot des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie: http://www.bmwi.de
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