DIW Konjunkturbarometer: Schrumpfung der Wirtschaftsleistung setzt sich ungebremst fort

Berlin

DIW Konjunkturbarometer: Schrumpfung der Wirtschaftsleistung setzt sich ungebremst fort

„Früchte des letzten Aufschwungs sind aufgezehrt“ – Weiter keine Kreditklemme in Sicht

Das Bruttoinlandsprodukt wird im ersten Quartal 2009 um voraussichtlich 2,2 Prozent schrumpfen. Dies geht aus dem heute veröffentlichten Konjunkturbarometer des DIW Berlin hervor. „Das aktuelle Quartal bedeutet damit einen genauso starken Einbruch wie das letzte Quartal 2008“, sagte DIW-Konjunkturexperte Dr. Stefan Kooths. Das saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt war im vierten Quartal 2008 um 2,1 Prozent geschrumpft.

Die Wertschöpfungsverluste im Produzierenden Gewerbe (ohne Bauwirtschaft) dürften nach derzeitiger Einschätzung nochmals kräftiger ausfallen als im Vorquartal: nach einem Rückgang um 6,8 Prozent im Schlussquartal des Vorjahres zeichnet sich für die ersten drei Monate des laufenden Jahres eine Schrumpfung um 8,5 Prozent ab. Die kräftigsten Einbußen sind erneut in der stark exprtabhängigen in der Investitionsgüterindustrie zu verzeichnen. Insgesamt liegt die Kapazitätsauslastung nunmehr mit knapp 77 Prozent um 10 Prozentpunkte unter dem vorangegangenen Zwei-Jahres-Durchschnitt.

Auch im Bausektor stehen die Zeichen nach der leichten Erholung im Vorquartal wieder auf Rezession – die Wertschöpfung wird voraussichtlich um 3 Prozent sinken. Verantwortlich hierfür dürfte in erster Linie der Wirtschaftsbau sein. Verstärkte öffentliche Baumaßnahmen konnten dem Negativtrend beim Wirtschaftsbau noch nicht entgegenwirken. Die staatlichen Bauprojekte sind zwar mit dem Konjunkturpaket II beschlossen worden, sie können jedoch frühestens im zweiten Halbjahr wirksam werden.

Während der Bereich Handel, Gaststätten und Verkehr insgesamt stagnieren dürfte, ist die Wertschöpfungsentwicklung bei den Unternehmensdienstleistern weiterhin leicht rückläufig (Schrumpfung um 0,4 Prozent). Allerdings hat sich hier das Geschäftsklima zuletzt wieder etwas aufgehellt. Demgegenüber können die öffentlichen und haushaltsnahen Dienstleistungen als einziger Bereich geringfügig zulegen (plus 0,3 Prozent).

„Nach derzeitiger Schätzung fällt die Wirtschaftsleistung auf den Stand von vor drei Jahren zurück“, so DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths. „Ein Großteil der materiellen Früchte des letzten Aufschwungs ist damit wieder aufgezehrt.“ Deutlich länger dürften die Beschäftigungserfolge der letzten Jahre Bestand haben, auch wenn seit Jahresbeginn die Arbeitslosigkeit (unabhängig von Saisoneinflüssen) wieder ansteigt. Wie stark die äußerst kräftigen Produktionseinbußen auf die Zahl der Erwerbstätigen durchschlagen, hängt maßgeblich von der erwarteten weiteren Absatzentwicklung ab. Noch können und wollen die meisten Unternehmen an ihren Stammbelegschaften festhalten und nehmen daher eine betriebliche Unterbeschäftigung in Kauf, um qualifizierte Kräfte nicht vorschnell zu verlieren. Die Kreditvergabe der Banken ist weiterhin expansiv ausgerichtet; darüber hinaus entwickeln sich die Kreditzinsen weiter rückläufig. Eine unmittelbare konjunkturelle Belastung durch die Folgen der Finanzkrise über den Kreditkanal ist daher in Deutschland bislang nicht erkennbar.

www.diw.de/konjunkturbarometer

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