Dringendste Sanierungsmaßnahmen der Fraunhofer-Institute in Baden-Württemberg sollen mit…
Dringendste Sanierungsmaßnahmen der Fraunhofer-Institute in Baden-Württemberg sollen mit Landesmitteln realisiert werden
In den kommenden zehn Jahren braucht die Fraunhofer-Gesellschaft mindestens 153 Millionen Euro, um die Leistungsfähigkeit der Institute in Baden-Württemberg zu erhalten. In der heutigen Kabinettssitzung haben sich Fraunhofer und der Ministerrat darüber verständigt, diese Investitionen gemeinsam zu realisieren.
»Wir können alles – außer Hochdeutsch«, lautete vor einiger Zeit ein Werbeslogan des Landes Baden-Württemberg. Dieser Erfolgskurs gilt auch für die Forschung des Landes: Baden-Württemberg ist einer der stärksten Standorte der Fraunhofer-Gesellschaft – ein Viertel aller Fraunhofer-Institute, 14 von 56 Instituten, sind hier angesiedelt. Das stärkt die regionale Wirtschaft. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen profitieren vom Technologietransfer durch die Fraunhofer-Institute. Etwa 3900 Mitarbeiter sind in den baden-württembergischen Fraunhofer-Instituten beschäftigt. »Da ich persönlich Baden-Württemberg sehr verbunden bin, erfüllt mich diese Entwicklung mit Stolz«, sagt Prof. Dr.-Ing. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Auch Ministerpräsident und Landesvorsitzender der CDU Günther H. Oettinger ist davon überzeugt, dass die Fraunhofer-Institute einen zentralen und unverzichtbaren Bestandteil der baden-württembergischen Forschungsinfrastruktur darstellen: »Die Fraunhofer-Institute haben durch ihren hervorragenden Wissens- und Technologietransfer in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich zum Erfolg der Unternehmen im Land beigetragen.«
Einige Erfolgsbeispiele der Fraunhofer-Forschung in Baden-Württemberg: Prof. Dr. Peter Gumbsch vom Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Freiburg erhielt im Jahr 2007 den renommierten Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis für Verformungs- und Bruchprozesse in Werkstoffen. Auch die Fraunhofer-Preise gingen in den vergangenen beiden Jahren nach Baden-Württemberg: 2007 an das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB für das semidezentrale Wassermanagement Deus 21, 2008 an das IWM für ein neuartiges Trennverfahren bei Glas. Weiterhin erhielt das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart den Wissenschaftspreis des Stifterverbandes 2008 für Biochips aus dem Drucker.
»Ohne die in der Vergangenheit tatkräftige Unterstützung des Landes wäre der Aufbau einer so erfolgreichen Forschungsinfrastruktur nicht möglich gewesen. In den vergangenen Jahren musste sich das Land Baden-Württemberg aufgrund der Zwänge der Haushaltslage bei der Förderung notwendiger Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen allerdings recht zurückhaltend zeigen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre hat Fraunhofer jedoch einen dringenden Investitionsbedarf von 153 Millionen Euro – allein um die dringendsten Maßnahmen durchzuführen und den Bestand zu erhalten«, sagt Bullinger. In der heutigen Kabinettssitzung haben sich der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und der Ministerrat über die Notwendigkeit dieser Investitionen – vorwiegend Baumaßnahmen – verständigt. Der Ministerrat hat zugesagt, zunächst im Zeitraum bis 2011 alle Hebel in Bewegung zu setzen, die landesseitige Kofinanzierung zur Verfügung zu stellen: Im Zeitraum bis 2011 sind dies 18,65 Millionen Euro. Die gleiche Summe investiert die Fraunhofer-Gesellschaft aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF. So könnten die dringendsten Sanierungen begonnen, Standorte erweitert und neue Forschungsgebiete aufgebaut werden – und die Leistungsfähigkeit der Institute erhalten werden. Unter anderem sind folgende Maßnahmen geplant:
Das Institutszentrum in Stuttgart IZS ist mit fünf Instituten einer der großen Standorte der Fraunhofer-Gesellschaft. Jedes Institut ist über die Jahre gewachsen – nun stoßen diese Erweiterungsmöglichkeiten an ihre Grenzen. Um den dringenden Bedarf der Institute nach weiteren Flächen zu decken, hat die Fraunhofer-Gesellschaft einen »Masterplan Infrastrukturmaßnahmen« ausgearbeitet. Ziel dieses Masterplans: Das Gelände wird umstrukturiert. Für das jetzige Parkhaus müssen Ausweichmöglichkeiten außerhalb des Campus gefunden werden, um die wertvollen Flächen im Campus für Arbeits- und Laborflächen zu nutzen. Auf dem Parkhausgelände sollen daher zwei dreigeschossige Neubauten entstehen. Zudem weicht das alte Technikum einem Neubau mit 4500 Quadratmetern Labor- und
Bürofläche. Das gesamte Bauvorhaben wird in zwei Bauabschnitten realisiert: Der erste startet 2009 und soll 2013 abgeschlossen sein.
Auf dem Gelände befindet sich auch das IGB. Hier entwickeln die Forscher unter anderem pharmazeutische Wirkstoffe, züchten Gewebe für die Transplantation und untersuchen im Bereich der weißen Biotechnologie, wie sich Zellen oder Mikroorganismen für die industrielle Produktion nutzen lassen. Arzneimittel dürfen die Forscher jedoch nur dann herstellen, wenn die Räume und Geräte bestimmte Vorschriften erfüllen und die Qualität der Wirkstoffe so gesichert ist. Das IGB braucht daher finanzielle Mittel, um neue Apparate anzuschaffen und die Laborräume auf den aktuellen Stand zu bringen.
Auch am Standort Freiburg muss kräftig investiert werden: Unter anderem ist am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg ein Kompetenzzentrum Thermoelektrik geplant. Hier sollen neue thermoelektrische Materialien und Technologien entwickelt und in industrielle Produkte umgesetzt werden. Am Fraunhofer-Institut für angewandte Festkörperphysik IAF muss die vorhandene Reinraumstruktur dringend dem aktuellen Stand der Technik angepasst und erweitert werden. Um dem stark wachsenden Bedarf der Industrie nach Technologietransfer gerecht werden zu können, müssen die multifunktionalen Räume am IAF erweitert und ausgebaut werden. Das IWM braucht neue Gebäude, um Labore für die Themenfelder Beschichtung und Tribologie unterzubringen. Darüber hinaus plant das IWM in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Universität und dem Karlsruher Institut für Technologie KIT ein Tribologiezentrum.
»Werden die geplanten Maßnahmen mit der tatkräftigen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg auch in der nächsten Legislaturperiode fortgesetzt, bin ich der festen Überzeugung, dass Baden-Württemberg sich im Wettbewerb der Länder weiterhin gut behaupten und in der wachsenden Dynamik mithalten kann«, ist sich Prof. Bullinger sicher.
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