Duisenberg-Fellowship für Volker Wieland
Duisenberg-Fellowship für Volker Wieland
Frankfurter Wirtschaftswissenschaftler wird für elf Monate an der EZB forschen können
FRANKFURT. Volker Wieland, Professor für Geldtheorie und -politik an der Goethe Universität Frankfurt und Direktor des Center for Financial Studies, wurde von der Europäischen Zentralbank mit dem Wim Duisenberg Research Fellowship ausgezeichnet. Ausgewählt für dieses Programm werden nur Wissenschaftler, die internationale Anerkennung in ihrem Forschungsgebiet genießen, es ermöglicht ihnen, sich von ihrer Universität für einen Forschungsaufenthalt beurlauben zu lassen. ‚Ich werde diese einmalige Chance nutzen, um für elf Monate an der EZB meiner Forschung zur Rolle der Geldmenge in der Zinspolitik nachzugehen, und dabei auch einen Blick hinter die Kulissen der praktischen Geldpolitik werfen können‘, freut sich Wieland über die Auszeichnung.
Wieland gilt als der einflussreichste deutsche Forscher im Bereich der Geldpolitik und gehört weltweit zu den renommiertesten Forschern auf diesem Gebiet. Er ist unter anderem bekannt für seine wissenschaftliche Arbeiten über Strategien zur Vermeidung von Deflationsrisiken und zur Entwicklung robuster Regeln für die Zinspolitik. Aktuell rollt Wieland die umstrittene Frage, welche Rolle Geldmengenaggregate in der Strategie einer Zentralbank spielen sollten, neu auf. Die Ergebnisse seiner Arbeit stehen im Gegensatz zu der Empfehlung von Columbia-Professor und Deutsche-Bank-Preisgewinner Michael Woodford an die EZB, die monetäre Säule aus ihrer Strategie zu streichen. Wieland entwickelt zusammen mit seinem Ko-Autor, dem Frankfurter Juniorprofessor Günter W. Beck, eine Empfehlung des Nobel-Preisträgers Robert Lucas weiter. Die beiden Forscher zeigen, wie die langfristige Beziehung zwischen Geldmengenwachstum und Inflation eine nützliche Rolle als Korrekturmechanismus in der Geldpolitik spielen kann.
Einen zweiten Schwerpunkt legt Wieland auf die Entwicklung eines internetbasierten Archivs für makroökonomische Modelle, die für die Analyse geld- und fiskalpolitischer Strategien verwendet werden können. Auf diesem Weg sollen Forscher, Studenten und Praktiker einen direkten Zugang zu vergleichender Modellanalyse und Politikberatung bekommen. Dabei werden nicht nur Modelle für die USA oder den Euro-Raum berücksichtigt, sondern auch solche die mehrere Wirtschaftsräume umfassen, und der Globalisierung der Güter- und Finanzströme gerecht werden. Damit wollen Wieland und sein Forscherteam, das zum Teil von der EU finanziert wird, quantitativ verlässliche Antworten auf die Frage geben, inwieweit optimale Geldpolitik auf Inflationsprognosen, Konjunktur, Geldmengenwachstum, Wechselkurse und Preisentwicklungen an Finanzmärkten reagieren sollte.
Seit 2000 lehrt und forscht der 42-Jährige als Professor für Geldtheorie und -politik an der Universität Frankfurt; er gehört zu den wenigen deutschen Wissenschaftlern, die das für die deutsche Wissenschaft so bedrohliche ‚brain-drain‘-Phänomen umgekehrt haben: Trotz bester Perspektiven für seine wissenschaftliche Karriere in den USA kehrte er 2000 nach Deutschland zurück. Schon nach kurzer Zeit stieß er mit seinen Forschungsarbeiten auf großes internationales Interesse – nicht nur in der wissenschaftlichen Community, sondern zudem bei den internationalen Währungshütern. So pflegt Wieland in Frankfurt fruchtbare Kontakte zur Europäischen Zentralbank und Deutschen Bundesbank, aber auch zur amerikanischen Zentralbank, seinem früheren Arbeitgeber. Einen Ruf an die Universität Mannheim lehnte Wieland 2003 ab.Seit April 2003 ist Wieland ausserdem Direktor am ›Center for Financial Studies‹, das im ›House of Finance‹ mit dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Universität Frankfurt eng verbunden ist, und aus der Frankfurter ›financial community‹ nicht wegzudenken ist. Ein Highlight seiner praktischen Arbeit am Finanzplatz Frankfurt ist die jährliche Konferenz ›The ECB and its Watchers‹ auf der sich EZB-Ratsmitglieder öffentlich der Kritik von Wissenschaftlern und Marktexperten stellen. Dieses Event der Szene, das seit 2007 auch Nachahmung in den USA gefunden hat, feiert am 5. September sein zehnjähriges Jubiläum.
Mit dem Duisenberg Fellowship, das nach dem ersten Präsidenten der Europäischen Zentralbank benannt wurde, verfolgt die EZB unter anderem das Ziel, politikrelevanter Forschung, die den höchsten akademischen Standards genügt, zu fördern. Zudem sollen einerseits die EZB-Ökonomen direkten Zugang zu neuesten Ergebnissen der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung bekommen, und andererseits soll herausragenden Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben werden, Einblick in die Politikvorbereitung an der Europäischen Zentralbank zu gewinnen. In den vergangenen Jahren wurden international führende Wissenschaftler wie Prof. Albert Marcet (Universitat Pompeu Fabra), Prof. Phillipe Weil (Universite Libre de Bruxelles) und Prof. Alex Cukierman (Tel Aviv University) mit dem Wim Duisenberg Fellowship ausgezeichnet. Das Fellowship wird gesponsert von der Europäischen Zentralbank.
Informationen: Prof. Volker Wieland, Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Geldtheorie und -politik, Campus Westend, Tel: (069) 798-30051, wieland@wiwi.uni-frankfurt.de
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt am Main. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro der schönste Campus Deutschlands. Mit 45 eingeworbenen Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Universität als eine der forschungsstärksten Hochschulen Deutschlands.
Herausgeber: Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation, Postfach 11 19 32,
60054 Frankfurt am Main
Redaktion: Ulrike Jaspers, Referentin für Wissenschaftskommunikation
Telefon (069) 798 – 2 32 66, Telefax (069) 798 – 2 85 30,
E-Mail jaspers@ltg.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de
336614
Abteilung Marketing und Kommunikation, Postfach 11 19 32,
60054 Frankfurt am Main
Redaktion: Ulrike Jaspers, Referentin für Wissenschaftskommunikation
Telefon (069) 798 – 2 32 66, Telefax (069) 798 – 2 85 30,
E-Mail jaspers@ltg.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de