Ein Hoch auf die Vernunft
Ein Hoch auf die Vernunft
Nach turbulenten Wochen an den Kapitalmärkten sieht Hans-Jörg Naumer wieder Potenzial für eine Stabilisierung. Als Leiter der Kapitalmarktanalyse von Allianz Global Investors setzt er auf die Rückkehr von Umsicht und Sachlichkeit bei den Marktteilnehmern.
Was sich in den vergangenen Wochen an den Finanzmärkten entlud, war eine Spirale aus Angst – Unsicherheit – steigender Risikoaversion – steigenden Risikoaufschlägen – steigenden Finanzierungskosten – fallenden Kursen. Ein Faktor griff dabei in den anderen über, mit dem Hang zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung. So stellt sich die Frage: Kann die Ratio diese Spirale von Angst und Unsicherheit durchbrechen?
Vier Faktoren gilt es besonders zu berücksichtigen:
Die wichtigsten Zentralbanken (Fed, EZB, BoJ, BoE) kooperieren rund um den Erdball miteinander und fungieren als Liquiditätsbrücke in einem Interbankengeldmarkt, der fast ausgetrocknet scheint. Besonders die Fed zeigt sich unorthodox, wenn es darum geht, den Finanzmärkten das Schmiermittel „Zentralbankgeld“ zur Verfügung zu stellen.
Mit der Verstaatlichung der beiden wichtigsten Hypothekenfinanzierer Freddy Mac und Fanny Mae sowie der Teilverstaatlichung des größten Versicherungskonzerns in den USA wurden weitere Stützpfeiler in das Finanzsystem eingezogen.
Die Übernahmen der letzten Wochen im Finanzsektor zeigen, dass es offensichtlich liquide Käufer gibt, das Finanzsystem also nicht einheitlich von den negativen Folgen der US-Hypothekenkrise befallen ist.
Zehn führende internationale Banken bildeten einen 70 Milliarden US-Dollar schweren Fonds, um sich gegenseitig aus möglichen Liquiditätsengpässen herauszuhelfen. Das sagt auch etwas darüber aus, wie sie ihre Bonitäten gegenseitig einschätzen.
Rettungspaket und Start der Berichtssaison bestimmen die Agenda
In den kommenden Wochen richtet sich jetzt die Aufmerksamkeit auf das vom US-Finanzminister ins Gespräch gebrachte Rettungspaket für die Banken. Das Rettungspaket sieht eine Auffanglösung für schlecht bediente Bankschulden in Höhe von bis zu 700 Milliarden US-Dollar vor. Nach der Zustimmung des US-Senats, nahm auch das Repräsentantenhaus das modifizierte Rettungspaket an, denn diese beiden Instanzen wissen, dass die gegenwärtige Spirale aus Angst und Unsicherheit durchbrochen werden muss, bevor sie noch weiter auf die Realwirtschaft übergreift.
Auch verschafft es den Banken Luft für die Vergabe neuer Kredite. Daneben rücken die Konjunktur- und Gewinnentwicklung wieder stärker ins Blickfeld, nicht zuletzt weil die Saison der Unternehmensberichte für das dritte Quartal eingeläutet wird. Die Indikatoren werden daraufhin untersucht, ob die Finanzkrise stärker als erwartet auf die Realwirtschaft durchschlägt.
Auch wenn das US-Rettungspaket ein Stabilitätsnetz für das Finanzsystem bietet und mit ihm die Risiken insgesamt gemindert werden sollen, dürfte es an den Kapitalmärkten weiterhin „holprig“ bleiben.
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen oben rechts zur Verfügung gestellt wird.
Kontakt für Presse
Marc Savani
Allianz Global Investors
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Stefanie Waldeck
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