Forderungen nach Hilfe für Autoindustrie
Forderungen nach Hilfe für Autoindustrie
Porsche zockt und gewinnt allein gestern 40 Milliarden Euro / VCD: Keine Subventionen für überholte Produkte
Berlin, 28.10.08: Nach Berechnungen des Verkehrsclubs Deutschland e.V. (VCD) hat der Autohersteller Porsche durch rasante Kurssteigerungen der VW-Aktie allein gestern knapp 40 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Um diesen Betrag stieg der Wert der Anteile des Sportwagenherstellers am größten deutschen Autobauer, nachdem Porsche angekündigt hatte, über 74 Prozent an VW übernehmen zu wollen. Auch heute setzt sich der enorme Kursanstieg fort. *Diese Kurssprünge sind absolut verrückt. Sie veranschaulichen, wie viel Chaos und Orientierungslosigkeit derzeit herrscht – am Markt wie auch in der Autobranche“, meint Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD und fordert: *Statt jetzt nach Staatshilfe zu rufen, sollten sich die Autohersteller hinsetzen und zukunftsfähige Produkte und Geschäfts*modelle entwickeln, die den Anforderungen des Klimaschutzes gerecht werden. Nur so haben sie eine Chance, im Markt zu bestehen. Subventionen für eine Branche, die in großen Teilen auf überholte Produkte setzt, darf es hingegen nicht geben.“
Der VCD weist die Forderung von VDA-Präsident Matthias Wissmann nach verbilligten Krediten für den Neuwagenkauf deshalb entschieden zurück. Es sei nicht verantwortbar, in einem derartigen Umfeld Verbraucher mit Hilfe verbilligter Kredite dazu zu verleiten, sich auf Pump neue Autos zu kaufen. Damit bestehe nicht nur für viele Haushalte die Gefahr, sich finanziell zu übernehmen. Es sei auch nicht gewährleistet, dass ein neues Auto tatsächlich deutlich weniger Kraftstoff verbrauche als ein altes. *Insbesondere die deutsche Autoindustrie hat in den letzten Jahrzehnten zwar enorme Fortschritte in der Motortechnik gemacht. Doch Effizienzgewinne sind durch mehr Gewicht, stärkere Motorisierung und höhere Geschwindigkeit der Fahrzeuge weitgehend aufgefressen worden“, erklärt Hermann-Josef Vogt vom VCD-Bundesvorstand. *Damit haben wir die fatale Situation, dass viele Modellnachfolger keineswegs deutlich sparsamer sind als ihre Vorgänger. Klimabelastung und Spritkosten sinken deshalb durch die Erneuerung des Fahrzeugbestandes nicht annähernd so schnell wie notwendig.“
Um Mobilität für alle zu ermöglichen, sei es notwendig, Alternativen zum Auto flächendeckend zu stärken. Denn sowohl Umweltbelange als auch gesellschaftliche Veränderungen in Altersstruktur und Wirtschaftskraft machten einen anderen Mix der Verkehrsmittel unverzichtbar. *Wir brauchen viel mehr Bus und Bahn, mehr Rad- und Fußverkehr und mehr Car-Sharing in Deutschland, damit auf Dauer alle Menschen bei vertretbarer Klimabelastung und tragbaren Kosten unterwegs sein können“, erklärt Vogt. Staatliche Subventionen seien nur dann sinnvoll, wenn sie nachhaltige Wirkung entfalteten – sowohl ökologisch als auch ökonomisch. *Diese Bedingung ist im Öffentlichen Verkehr sowie beim Rad- und Fußverkehr erfüllt – ganz im Gegensatz zum Autoverkehr“, so Vogt abschließend.
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