Forschungsstelle Rekultivierung wies bislang über 3.500 Tier- und Pflanzenarten im…

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Forschungsstelle Rekultivierung wies bislang über 3.500 Tier- und Pflanzenarten im Braunkohlenrevier nach

RWE Power unterstützt und dokumentiert Untersuchungen zu Flora und Fauna

Mehr als 3.500 Tier- und Pflanzenarten konnten bislang in den Rekultivierungsgebieten im Rheinischen Braunkohlenrevier nachgewiesen werden. Allein in den letzten fünf Jahren wurden rund 300 neue Pflanzenarten erfasst. Viele von ihnen zählen zu den gefährdeten Arten der Roten Liste. Dies sind Ergebnisse neuester Untersuchungen, die RWE Power heute in der Forschungsstelle Rekultivierung in Hackhausen bei Jüchen präsentierte. Um diese Erkenntnisse im Sinne der Langzeitforschung zu erfassen und zu analysieren, hat RWE Power bereits zu Beginn der 90er Jahre den Grundstein für die heutige Forschungsstelle Rekultivierung gelegt. Hier werden die Arbeiten dokumentiert und Interessenten zugänglich gemacht.

„Ohne die umfangreichen speziellen Artenschutzmaßnahmen und die ökologische Begleitforschung der Forschungsstelle Rekultivierung würden wir weder über unsere heutigen Erkenntnisse noch über eine derart lebendige und umfassende Tier- und Pflanzenwelt in der Rekultivierung verfügen“, betont Biologe Ulf-Rainer Dworschak von der Forstwirtschaft und Rekultivierung der RWE Power.

Viele spektakuläre Besonderheiten konnten in den letzten Jahren nachgewiesen werden. Darunter beispielsweise der in der Niederrheinischen Bucht für ausgestorben gehaltene Gelappte Schildfarn (Polystichum aculeatum). Daneben wurden vier weitere Arten erfasst, die nach der Roten Liste in der Niederrheinischen Bucht auf Stufe 1 als unmittelbar vom Aussterben bedrohte Arten geführt werden: das Knotige Mastkraut, das Gottesgnadenkraut, der Gewöhnliche Andorn und der Lauch Gamander.

Auch bei den Orchideen reißt die Reihe der Neu- und Erstnachweise in der Rekultivierung nicht ab. Nachdem in den zurückliegenden Jahren praktisch jedes Jahr eine neue Art gemeldet wurde, sind nun im Westen des Reviers rund um den Blausteinsee zwei für die Rekultivierung neue Arten entdeckt worden: Müllers Stendelwurz (Epipactis muelleri) und die Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia). Damit erhöht sich die Zahl der Orchideenarten in der Rekultivierung auf 18.

Weitere spektakuläre Neufunde gibt es auch bei den Libellenarten. Im Waldseengebiet bei Brühl gelang der Nachweis für die in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben betrachtete Art Zierliche Moorjungfer (Leucorrhinia caudalis). Insgesamt konnten bei den Libellen sechs neue Arten erfasst werden – fünf von ihnen stehen auf der Roten Liste. Darunter auch die Blauflügelige Prachtlibelle (Calypterix virgo) an der verlegten Neuen Inde. Damit findet man im Bereich des neuen Flusslaufes mit der dort bereits belegten Gebänderten Prachtlibelle (Calypterix splendens) beide Prachtlibellenarten.

Neue Erkenntnisse gibt es auch bei den Säugetieren: Für das Südrevier wurde nachgewiesen, dass ältere Rekultivierungswälder einen Lebensraum für Fledermäuse darstellen. Insgesamt ist der Nachweis von dreizehn Fledermausarten gelungen, von denen elf erstmals in der Rekultivierung erfasst wurden – darunter sogenannte „stark gefährdete Arten“, wie die Große und Kleine Bartfledermaus, oder „gefährdete Arten“, wie das Mausohr und die Fransenfledermaus. Diese beiden im Wald lebenden Fledermausarten konnten im Rahmen von Kontrollen an neu auf der Sophienhöhe aufgehängten Fledermauskästen in den rund 20jährigen Wäldern nachgewiesen werden.

Ein weiteres Säugetier war zwar schon für die Rekultivierung bekannt, konnte aber 2008 in neu aufgehängten Nistkästen gleich an neun Stellen auf der Sophienhöhe nachgewiesen werden: die streng geschützte Haselmaus.

Auch bei den Vogelarten gab es im letzten Jahr eine Vielzahl wichtiger Erkenntnisse: Im ehemaligen Tagebau Fortuna sowie in Inden wurden erstmals Blaukehlchen und in Frechen Beutelmeisen beobachtet. Direkt neben dem Papsthügel hat im letzten Jahr der Drosselrohrsänger seine Rufe erklingen lassen. In zwei Diplomarbeiten wurde speziell die Grauammer untersucht. Dieser Vogel war früher geradezu eine Charakterart in den Feldlandschaften der Börde. In den letzten Jahren ist der Bestand drastisch zurückgegangen. Für ganz Nordrhein-Westfalen geht man von deutlich unter 300 Brutpaaren aus. Gut 80 Paare dieser seltenen Art gibt es in den rekultivierten Feldlandschaften im Rheinischen Braunkohlenrevier.

Die Arbeiten der Forschungsstelle Rekultivierung finden weit über das Rheinische Revier hinaus Beachtung – nicht nur bei Forstwissenschaftlern der TU München oder der Fachstelle Naturschutz im Kanton Zürich, sondern auch bei Verwaltungsvertretern aus Vietnam und China. 2009 stehen erneut zahlreiche Untersuchungen an. Zudem werden wieder Führungen angeboten. Weitere Einzelheiten können unter dem neu gestalteten Internetauftritt www.ForschungsstelleRekultivierung.de abgerufen werden.

Hintergrundinfo zur Rekultivierung:
Seit Beginn des Abbaus der Braunkohle sind über 200 Quadratkilometer (20.000 Hektar) neue Landschaften entstanden. Mehr als 11.000 Hektar davon sind landwirtschaftliche Nutzflächen, rund 8.000 Hektar sind Wälder, Forste und landschaftsbegleitende Grünzüge. Hinzu kommen mehr als 800 Hektar neu entstandene Wasserflächen. Vergleicht man diese Zahlen mit dem Zustand vor der Landinanspruchnahme, hat sich die Fläche für Siedlungen, Industrie und Straßen um 700 Hektar reduziert. Dies unterstreicht die vorrangige Zielsetzung von RWE Power, eine Landschaft wiederherzustellen, die ihre vielfältigen Funktionen genauso erfüllt wie die ursprünglichen Landschaften und Ökosysteme.

Für Rückfragen:
André Bauguitte
Presse RWE Power
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