Google-Suche liefert Arbeitsmarktzahlen
Google-Suche liefert Arbeitsmarktzahlen
Auswertung von Suchanfragen zeigt: Arbeitslosigkeit geht im Juni weiter zurück
Eine Vorhersage der Arbeitsmarktzahlen auf Basis von Suchanfragen bei Google: Hierfür hat jetzt das DIW Berlin ein neues Verfahren für kurzfristige Prognosen vorgestellt. Mit dem neuen Prognosemodell ist es möglich, die Zahl der Arbeitslosen im Schnitt bereits einen Monat vor Bekanntgabe der offiziellen Zahlen durch die Bundesagentur für Arbeit vorauszusagen – mit hoher Treffsicherheit. In Krisenzeiten sind zuverlässige frühzeitige Prognosen besonders gefragt. Mangels rechtzeitig verfügbarer Primärdaten und angesichts rascher struktureller Veränderungen gelingt dies aber mittels traditioneller Verfahren derzeit nicht.
„In Zeiten großer wirtschaftlicher Unsicherheit sind neue Prognoseverfahren wichtig“, sagte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann, der auch das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) leitet. „Gerade in der Krise stoßen die bisherigen Verfahren aufgrund struktureller Brüche an ihre Grenzen“, so Zimmermann, der das Modell gemeinsam mit dem Mathematiker und Informatiker Nikos Askitas am IZA entwickelte. „Nicht nur die Krise selbst, sondern auch die sich daraus ergebenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen, wie beispielsweise die massive Ausweitung der Kurzarbeit, erschweren die Arbeitsmarktprognosen“.
Die Umbrüche der vergangenen Monate hat das Modell gut erfasst. Ein Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen liefert einen weiteren Praxistest für das neue Verfahren. Zur allgemeinen Überraschung war die Arbeitslosigkeit im Mai nach offiziellen Angaben zurückgegangen – diesen Rückgang kann auch das auf Basis der Google-Daten entwickelte Prognosemodell anzeigen. Und für Juni – für den Zahlen der Bundesagentur noch nicht vorliegen – lautet die Prognose: Die Arbeitslosigkeit wird zunächst noch weiter zurückgehen.
In der Krise stoßen traditionelle Prognoseverfahren an ihre Grenzen
Das DIW Berlin hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, weil es angesichts der Wirtschaftskrise auf die zu diesem Zeitpunkt sonst übliche Veröffentlichung einer Konjunkturprognose für 2010 verzichtet hatte. Tatsächlich hatten sich in der gegenwärtigen Krise Prognosen als besonders schwierig erwiesen. In immer kürzerer Folge kam es zu Prognoserevisionen, die letztlich in einem Herdenverhalten der Prognostiker endete – ein typisches Zeichen für mangelnde Informationen im Markt. „Das Instrumentarium der traditionellen Konjunkturforschung und der amtlichen Statistik war überfordert“, so DIW-Präsident Zimmermann.
Internetdaten liefern eine wissenschaftlich bisher kaum genutzte Datengrundlage. Sie sind rasch und umfangreich verfügbar. Und sie reagieren flexibel auf Änderungen der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Diese Daten für Arbeitsmarktprognosen zu nutzen, ist vielversprechend, denn: Mehr als 86 Prozent der Arbeitslosen nutzen auch das Internet für ihre Jobsuche. Fast jeder der Arbeitssuchenden hinterlässt also Spuren im Internet.
Prognosen aus dem Internet: Weitere Erholung am Arbeitsmarkt erwartet. Von Nikos Askitas und Klaus F. Zimmermann. In: Wochenbericht 25/2009
Außerdem im Wochenbericht:
In Wachstum investieren – unabhängig von der Staatsquote. Kommentar von Tilman Brück.
Wochenbericht 25/2009
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/99409/09-25-1.pdf
Interview mit Klaus F. Zimmermann (mp3)
http://www.diw.de/documents/dokumentenarchiv_diwip/75/99435/WB25_2009_Interview_Zimmermann.mp3
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