Investitionen bei Erdöl und Erdgas zahlen sich aus: Reservenzuwächse größer als Verbrauchsanstieg

Hamburg

Investitionen bei Erdöl und Erdgas zahlen sich aus: Reservenzuwächse größer als Verbrauchsanstieg

Die jüngste Studie ‚Oeldorado 2008‘ von ExxonMobil erlaubt einen Blick auf die Entwicklung der Fundamentaldaten von Öl und Gas über die letzten 50 Jahre und zeigt im Vorjahresvergleich, dass sich 2007 bei beiden Energieträgern weltweit sämtliche Kennzahlen erhöhten:

Entwicklung Erdöl in Mio t

2007 20061957
Reserven 180.718,0178.743,0 36.062,0
Förderung 3.917,6 3.914,3910,8
Verbrauch 3.937,1 3.895,1876,0
Raffineriekapazität4.265,64.254,91.040,7

Entwicklung Erdgas in Mrd m3

2007 2006 1957
Reserven175.005,0174.939,0 10.000,0
Förderung2.944,22.915,1340,2
Verbrauch 3.032,7 2.920,6 368,1
Raffineriekapazität — — —


Erdöl

Das gilt auch für den Ölpreis, der im Jahresdurchschnitt mit 72 US Dollar pro Barrel nur sieben US Dollar über dem Vorjahreswert lag. Der im Verhältnis zum Vergleichszeitraum 2006 gegenüber 2005 um drei US Dollar pro Barrel abgeschwächte Anstieg verhinderte das von selbsternannten Experten prognostizierte Knacken der 100-Dollar-Schwelle. Stattdessen wurde im November die Rekordmarke vorerst bei 93 Dollar pro Barrel gesetzt. Die Turbulenzen auf dem von einer großen Spekulationsblase preislich verzerrten Ölmarkt erhielten zusätzlich Nahrung von Anhängern der Peak-Oil-Theorie, die das Öl nun endgültig zur Neige gingen sahen, ohne den Reservenzuwachs von zwei Milliarden Tonnen zur Kenntnis zu nehmen. Die Opec hatte diese Situation erkannt und beschlossen, ihre Fördermengen nicht zu erhöhen, weil Ware ausreichend am Markt vorhanden wäre, der zunehmend durch psychologische Faktoren geprägt wurde: Da die preisdämpfenden Signale prinzipiell überhört wurden, führte diese Entscheidung zu einem erneuten Hoch an den internationalen Börsenplätzen.

Nach jahrelangem Stagnieren wurden im Jahr 2007 die Raffineriekapazität um knapp 11 Millionen Tonnen erhöht. Davon sind 82 Prozent zurückzuführen auf die in den USA getätigten Erweiterungsinvestitionen, die dem Neubau einer mittelgroßen Raffinerie entsprechen.

Zwar wurde auch die Förderung gegenüber Vorjahr um mehr als drei Millionen Tonnen auf 3.918 Millionen Tonnen gesteigert, blieb aber rund 20 Millionen Tonnen, also 0,5 Prozent, hinter dem Verbrauch zurück, obwohl die Reserven auf 181 Milliarden Tonnen gestiegen waren.

Angesichts dieses Zuwachses der sicheren Reserven wird deutlich, dass nicht alle Maßnahmen durchgeführt wurden, die unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll gewesen

wären: Gerade in einigen der ölreichsten Länder wird die Förderung von Bodenschätzen zunehmend der nationalstaatlichen Kontrolle unterzogen. Solche geopolitischen Entwicklungen gehen üblicherweise einher mit etlichem Verlust an Effizienz und Knowhow.

Das trifft mittelfristig ebenso die Reservenentwicklung, denn im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen ziehen Staatshaushalte es vor, ihre Petrodollars auch in soziale Projekte

zu investieren anstatt in Explorations- und Forschungsvorhaben. Relativ erhöhten sich 2007 die sicher bestätigten Reserven mit dem Verbrauch im Gleichschritt um 1,1 Prozent. Absolut betrugen die

Zuwächse der Reserven das 50fache des Verbrauchsanstiegs, der mit nur 42 Millionen Tonnen 3.937 Millionen Tonnen erreichte. Als Folge von Investitionen, die vor etwa acht bis zehn Jahren in die Exploration getätigt wurden, reicht allein der Reservenzuwachs des letzten Jahres aus, um den derzeitigen weltweiten Bedarf von sechs Monaten zu decken.

Steuern marktwirtschaftliche Prozesse die Investitionen, trägt ein deutlicher Preisanstieg dazu bei, dass Entwicklungen bereits bekannter Vorkommen vorgezogen werden. Außerdem werden solche Bohrungen wieder rentabel, die sonst als ausgefördert hätten abgeschrieben werden müssen.

Auch dieser Aspekt wird bei den Anhängern der Peak-Oil-Theorie übersehen, die weitestgehend auf statischen Parametern basiert: Derzeitiger Verbrauch, heutige Preise und Technik werden als unverändert angenommen. Aufgrund dieser Hypothese wären die Ölreserven 1960 zum ersten Mal und im Jahr 2000 zum zweiten Mal erschöpft gewesen.

Diese Vorhersagen haben sich als Irrtum erwiesen, denn es gibt Schwankungen sowohl bei Rohölpreisen als auch beim Verbrauch. Und vor allem gibt es Fortschritte in der Technik, an deren Entwicklung ExxonMobil maßgeblich beteiligt war: Sei es, dass sie zu Kostensenkungen bei der Exploration und Produktion führten, sei es, dass sie erlaubten auch Ölbohrungen in solchen Gebieten zuzulassen, die vor ein paar Jahren noch als technisch unzugänglich galten oder sei es, den Entölungsgrad der Lagerstätten zu erhöhen.

Welche Auswirkungen die hohen Investitionen nach sich ziehen, erkennt man insbesondere im Rückblick über die letzten 50 Jahre: 1957 betrugen die Reserven lediglich 36 Milliarden Tonnen und haben sich seitdem verfünffacht. Demgegenüber wuchsen Verbrauch, Raffineriekapazität und Fördermengen nur um das Vierfache – und das auch noch in einer anderen Größenordnung: 1957 überstiegen die Reserven den Verbrauch um das 41fache, während sie 2007 das 46fache betrugen. Bereits vor 50 Jahren verfügte der Nahe Osten mit 64 Prozent konkurrenzlos über die meisten Reserven, wobei Kuwait mit knapp neun Milliarden Tonnen vor Saudi Arabien das reservenreichste Land war, gefolgt von den USA, die heute nicht mehr zu den zehn ölreichsten Staaten gehören.

Erdgas

Beim Erdgas ist eine ähnliche Entwicklung festzustellen wie beim Erdöl. Die Erdgasreserven blieben 2007 im Vergleich zum Vorjahr auf dem hohen Niveau von 175 Billionen Kubikmetern, während sich der Verbrauch um 112 Milliarden Kubikmeter auf drei Billionen Kubikmeter steigerte. Das heißt: Die weltweiten Reserven übersteigen den aktuellen Verbrauch um das 57fache. Die Fördermengen hielten mit dieser Entwicklung nur tendenziell Schritt und erhöhten sich um 30 Milliarden Kubikmeter.

In den letzten 50 Jahren haben sich die Reserven um mehr als das 17fache vergrößert, während sich sowohl der weltweite Bedarf als auch die Fördermengen nur auf ihr jeweiliges Achtfache gesteigert haben. Waren es vor 50 Jahren noch die USA, die mit knapp sieben Billionen Kubikmetern unangefochten über die meisten Reserven verfügten, sind sie heute von Russland und Ländern im Nahen Osten auf den sechsten Platz verwiesen worden.

Sowohl beim Erdgas als auch beim Erdöl gibt es zahlreiche und große Ressourcen, die der Branche zwar bekannt sind, aber nicht als Reserve ausgewiesen werden dürfen, weil noch nicht alle Kriterien erfüllt sind, die von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC verlangt werden. Aber selbst der Teil der Ölvorkommen, der in der Studie ‚Oeldorado 2008‘ von ExxonMobil als sichere Reserve ausgewiesen ist, macht deutlich, dass es auf absehbare Zeit keinen Mangel an Öl und Gas gibt.

Die Herausforderungen der nächsten Jahre wird also gleichermaßen sein, die Techniken für die Förderung der Öl- und Gasvorkommen zur Verfügung zu stellen und die geopolitischen Spannungen zu überwinden.


Eine downloadbare Version des Oeldorado 2008 können Sie hier herunterladen: http://www.exxonmobil.de/unternehmen/service/publikationen/downloads/index.html

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