Kapitalmarktausblick 2009: Basisszenario setzt auf Stabilisierung der Märkte

Frankfurt am Main

Kapitalmarktausblick 2009: Basisszenario setzt auf Stabilisierung der Märkte

„In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die Stabilisierung der Märkte in der Weltwirtschaft gelingen wird. Im Laufe der anstehenden Konsolidierungsphase wird es zu einer Rückbesinnung auf das originäre Bankengeschäft kommen. Gleichzeitig wird das Interesse an komplizierten Anlageformen schwinden, und das wird den klassischen Anlageformen zugute kommen“, erläuterte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, anlässlich der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks 2009. Die Rezession der Weltwirtschaft werde bis weit ins Jahr 2009 reichen. „Die Nachwirkungen der Banken- und Vertrauenskrise werden die entwickelten Industrienationen hart treffen. Auch die Schwellenländer müssen erhebliche Wachstumseinbußen hinnehmen“, betonte Traud.

Im Sog der Bankenkrise erfahre die keynesianische Konjunktursteuerung eine Renaissance: Weltweit stemmten sich die Regierungen mit einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik gegen die negativen Folgen der Finanzmarktkrise. „Je schneller das Vertrauen an den Kapitalmärkten wiederhergestellt werden kann, umso schneller werden sich die Volkswirtschaften von diesem Schock erholen“, so Traud. „Vertrauen lässt sich jedoch nicht auf Knopfdruck erzeugen, sondern braucht Zeit, um zu wachsen.“ Der angestoßene Prozess des Deleveragings bedinge, dass sich die wirtschaftliche Talsohle überdurchschnittlich lange hinziehe.

Inflation rückläufig
Die Inflationsraten gehen deutlich zurück. So entlasten die gesunkenen Rohstoff- und Energiepreise. Darüber hinaus führt das schwache Wachstum zu einer negativen Outputlücke, zumal die Krise im Finanzsektor wie ein deflationärer Schock wirkt. Im Jahr 2009 ist mit einer kräftigen Disinflation zu rechnen. In den USA werden die Inflationsraten temporär unter die Nulllinie fallen und damit das Risiko einer Deflation signalisieren. Im Jahresdurchschnitt 2009 ist mit einem Rückgang der Inflation auf 0,4 Prozent nach 3,9 Prozent zu rechnen. Im Euroraum hingegen wird der Anpassungsmechanismus träger verlaufen. Die Inflation der Eurozone wird von 3,3 Prozent auf 1,5 Prozent zurück gehen.

Auftrieb für US-Dollar, Belastung für Euro
Die Eskalation der Bankenkrise hat dem US-Dollar Auftrieb gegeben. Da seitens der EZB weitere Zinssenkungen anstehen, wird sich die transatlantische Zinsdifferenz einengen, was den Euro weiter belastet. Allerdings hält sich das Aufwertungspotenzial für den Greenback in Grenzen, da der wirtschaftliche Ausblick für die USA verhalten bleibt. Der Euro-Dollar-Kurs dürfte sich bis Ende 2009 auf 1,20 zu bewegen.

Rentenmärkte: rückläufige Preise und Belastung aus Finanzierungsbedarf der Staaten
Die Rentenmärkte stehen 2009 im Spannungsfeld von rückläufigen Preisen und der Belastung, die sich aus dem hohen Finanzierungsbedarf der Staaten ergibt. „In der ersten Jahreshälfte dürften die Rentenmärkte von drei Effekten profitieren: einer rezessiven Realwirtschaft, rückläufigen Inflationsraten bis hin zu deflationären Tendenzen und einer stark expansiven Geldpolitik“, so Traud. So ist mit kräftigen Zinssenkungen der EZB bis auf 1,5 Prozent zu rechnen, während die Fed fast auf eine Nullzinspolitik zusteuert. Deshalb wird im ersten Halbjahr 2009 die Verzinsung zehnjähriger US-Treasuries und zehnjähriger Bunds um ihre historischen Tiefstände der letzten 60 Jahre notieren. Bis Ende 2009 werden die zehnjährigen Bunds auf 3,7 Prozent ansteigen.

Aktienmärkte: Risiko weiterer negativer Überraschungen begrenzt
Dividendentitel haben inzwischen eine massive Wachstumsschwäche vorweggenommen. Dafür sprechen das Ausmaß der Kurskorrektur sowie die ausgesprochen niedrigen Bewertungsniveaus. Aktien sind in vielen Wertpapierportfolios massiv unterrepräsentiert. Dies sollte das Risiko weiterer negativer Überraschungen durch schwache Konjunkturdaten begrenzen. Traud: „Wir gehen davon aus, dass der DAX gegen Ende 2009 die 6.000-Punkte-Marke wieder ins Visier nehmen dürfte“.

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