Konjunkturerholung ab zweiter Jahreshälfte
Konjunkturerholung ab zweiter Jahreshälfte
– Voraussichtlich keine lang anhaltende Krise
– Starkes Konjunkturgefälle zwischen den einzelnen Ländern
– Asiatisches Wachstumsmodell vor gravierenden Veränderungen
Die Allianz hat in Frankfurt eine Studie über die Herausforderungen und Chancen Asiens nach der Krise vorgestellt.
Asien wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise besonders hart getroffen, da hier boomende Exporte in den vergangenen Jahren die Wirtschaftentwicklung maßgeblich bestimmt haben. Zwischen 2004 und 2008 wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Region um durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr, was Asien zur mit Abstand dynamischsten Region der Welt gemacht hat. Die hohe Exportabhängigkeit führte in der Finanz- und Wirtschaftskrise zu einem Konjunktureinbruch wie zuletzt in der Asienkrise 1997/1998. Für 2009 prognostizieren die Ökonomen der Allianz ein für die Region sehr geringes Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. „Eine lang anhaltende Krise wird Asien aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erspart bleiben“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe. Neben den wieder besseren weltweiten Konjunkturaussichten liegen die Gründe hierfür in einem relativ widerstandsfähigen Bankensystem, hohen Devisenreserven, einer geringen Auslandsverschuldung sowie in den substanziellen Leistungsbilanzüberschüssen der letzten Jahre.
Auffällig an der aktuellen Lage ist das starke Konjunkturgefälle zwischen den einzelnen Ländern. Staaten mit einem großen und robusten Binnenmarkt erleben in diesem Jahr zwar ebenfalls eine deutliche Wachstumsverlangsamung, ein Schrumpfen der Wirtschaft bleibt ihnen aber anders als den kleineren und stärker exportabhängigen Ländern erspart. Mit der Stabilisierung des Welthandels in der zweiten Jahreshälfte 2009 geht die Allianz von einer wirtschaftlichen Belebung in der gesamten Region aus. Für 2010 prognostizieren die Ökonomen mit 5,6 Prozent ein mehr als doppelt so hohes Wirtschaftswachstum als in diesem Jahr.
Wegen der massiv schrumpfenden amerikanischen Importe und der hohen Bedeutung der USA als Absatzmarkt steht das asiatische Wachstumsmodell vor gravierenden Veränderungen. Die asiatischen Länder können nicht mehr so viel exportieren und ihre Handelsbilanzüberschüsse gehen zurück. Um zukünftig auch weiterhin kräftig wachsen zu können, werden die asiatischen Schwellenländer mittelfristig die Binnennachfrage stärken müssen. Denn es ist nicht damit zu rechen, dass die USA auf absehbare Zeit die alte Importdynamik wieder erreichen.
China
Für China gehen die Ökonomen der Allianz davon aus, dass die Wirtschaft den konjunkturellen Tiefpunkt insgesamt zwar bereits hinter sich gelassen hat. Mit einem kräftigen Aufschwung ist aber nicht zu rechen. Dämpfend dürfte sich insbesondere die noch auf Monate hin zu erwartende schwache Exportnachfrage auswirken. Auch ist nicht davon auszugehen, dass das Kredit getriebene inländische Nachfragewachstum lange anhalten wird. Dafür dürfte die Sorge der Regierung vor einer Gefährdung der Stabilität des Finanzsystems infolge der Kreditschwemme zu groß sein. Für das Gesamtjahr 2009 rechnen die Allianz Volkswirte mit einem realen Wirtschaftswachstum zwischen 6 Prozent und 7 Prozent.
Malaysia
Malaysias Wirtschaft ist sehr stark vom Einbruch des Welthandels betroffen. Die Exporte im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt belaufen sich auf weit über 100 Prozent. Im Verlauf des vergangenen Jahres kam es zu einer konjunkturellen Vollbremsung. Nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal 2008 noch um 7,4 Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen war, stagnierte die Wirtschaft vierten Quartal. Investitionen und Exporte brachen massiv ein. Im ersten Halbjahr 2009 dürfte sich die malaysische Wirtschaft zunächst weiterhin schwach entwickeln. Erst mit einer Stabilisierung des Welthandels, die die Ökonomen der Allianz in der zweiten Jahreshälfte erwarten, dürfte sich auch die Konjunktur in Malaysia wieder beleben. Im Jahresdurchschnitt 2009 geht die Allianz von einem BIP-Rückgang um 2,5 Prozent aus (2008: +4,6 Prozent).
Thailand
Die thailändische Wirtschaft ist Ende des letzten Jahres deutlich geschrumpft. Im vierten Quartal 2008 ging das reale BIP um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. Gegenüber dem Vorquartal belief sich das Minus saisonbereinigt sogar auf 6,1 Prozent. Einen derart starken Einbruch in einem einzelnen Quartal hatte es zuvor nicht einmal während der Asienkrise 1997/1998 gegeben. Der Hauptgrund hierfür ist der eingebrochene Welthandel. Thailand ist sehr stark exportorientiert, die Ausfuhren in Relation zum Bruttoinlandsprodukt belaufen sich auf über 75 Prozent. Der starke Konjunktureinbruch zum Jahresende hatte aber auch innenpolitische Gründe. Für das Gesamtjahr 2009 prognostizieren die Ökonomen einen realen BIP-Rückgang um 3,5 Prozent.
Indonesien
Indonesien dürfte in diesem Jahr das einzige der drei großen ASEAN-Länder sein, das ein positives Wirtschaftswachstum erzielen wird. Die Inlandsnachfrage erweist sich bislang als recht robust, was angesichts der Größe des Binnenmarktes die negativen Folgen der schwachen Auslandsnachfrage auf das Wirtschaftswachstum begrenzt. Die Allianz geht in diesem Jahr von einem realen BIP-Anstieg von etwa 3,5 Prozent aus (2008: 6,1 Prozent).
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