Nach wie vor kaum Frauen in den Top-Gremien großer Unternehmen

Berlin

Nach wie vor kaum Frauen in den Top-Gremien großer Unternehmen

Henkel, IBM und Karstadt seltene Ausnahmen

In den Aufsichtsräten und Vorständen der Spitzenunternehmen der deutschen Wirtschaft sind Frauen nach wie vor massiv unterrepräsentiert. Vor allem die Vorstände sind eine reine Männerdomäne. Etwas höher ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie des DIW Berlin. „Insgesamt hat sich im Vergleich zu den Vorjahren an der Zusammensetzung der Spitzengremien kaum etwas verändert“, sagte DIW-Expertin Elke Holst.

In den 200 größten deutschen Unternehmen (ohne Finanzsektor) sind zur Zeit nur 2,5 Prozent der Spitzenpositionen von Frauen besetzt. Auch in den Vorständen der 100 größten Banken und 58 größten Versicherungen ist der Frauenanteil mit 1,9 beziehungsweise 2,4 Prozent verschwindend gering – obwohl die meisten Beschäftigen im Finanzsektor Frauen sind. In den Aufsichtsräten der Top-200-Unternehmen (ohne Finanzsektor) sind die Frauen mit gut neun Prozent und in den Aufsichtsräten der Banken und Versicherungen mit 15,5 beziehungsweise 13,4 Prozent vertreten. Der überwiegende Teil der Frauen in Aussichtsräten war allerdings nur aufgrund der bestehenden Mitbestimmungsregelungen und damit als Vertreterin der Arbeitnehmer dorthin gelangt.

Siemens ist das einzige Top-10-Unternehmen mit einer Vorstandsfrau

Weiterer Befund: Je größer die Unternehmen sind, desto geringer wird der Frauenanteil in den Führungsgremien. So ist in den 68 Vorstandspositionen der zehn umsatzstärksten Unternehmen ist nur eine einzige Frau vertreten: Barbara Kux bei Siemens. Sie ersetzte keinen ihrer männlichen Kollegen, sondern trat eine eigens für sie geschaffene Position an (Einkauf und Umwelt). Von den insgesamt 526 Vorstandsposten der 100 größten Unternehmen sind nur sieben von Frauen besetzt (Tabelle 2).2 Dies entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent. Insgesamt sind in den Top-200-Unternehmen 2,5 Prozent Frauen in Vorständen vertreten, das entspricht 23 von 934 Sitzen.3 In lediglich einem Unternehmen nimmt eine Frau einen Vorstandsvorsitz ein: Petra Hesser bei IKEA.

Echte Positivbeispiele gibt es kaum: So zeigt ein Best-Practice-Ranking, dass nur in neun der Top-200-Unternehmen mehr als ein Fünftel der Sitze im Aufsichtsrat von Frauen eingenommen wird (siehe Wochenbericht). Spitzenreiter sind hier die Henkel KGaA, IBM Deutschland und Karstadt mit jeweils knapp einem Drittel. Zu den Unternehmen, in denen hingegen weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau tätig ist, gehören zum Beispiel die Aldi-Gruppe und die Audi AG, die Rang 24 beziehungsweise 18 unter den umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland einnehmen.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland mit einem Frauenanteil von 13 Prozent in den Top-Gremien der Wirtschaft knapp über dem europäischen Durchschnitt von 11 Prozent. Den Spitzenplatzplatz nimmt Norwegen mit einem Frauenanteil von 41 Prozent ein, mit deutlichem Abstand folgen Schweden (27 Prozent) und Finnland (20 Prozent).

Nach wie vor kaum Frauen in den Top-Gremien großer Unternehmen. Von Elke Holst und Julia Schimeta. In: Wochenbericht 18/2009

Zum Download: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/97391/09-18-2.pdf

Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
German Institute for Economic Research
Mohrenstraße 58
10117 Berlin
Tel. +49-30-897 89 249
Fax +49-30-897 89 119
mailto:presse@diw.de

365877