Neue Sichtweise: Warum sich größere Ungleichheit und geringere Umverteilung gegenseitig…
Neue Sichtweise: Warum sich größere Ungleichheit und geringere Umverteilung gegenseitig verstärken
Nationalökonom Prof. Roland Benabou setzt Vortragsreihe der Stiftungsgastprofessur ›Wissenschaft und Gesellschaft‹ fort
FRANKFURT. In der Veranstaltungsreihe ›Economic Inequality and Justice‹ (›Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit‹) hält am Montag (16. Juni) Roland Benabou, Princeton University, einen Vortrag zu ›Inequality and the Social Contract: Fundamentals and Ideologies‹. Benabou wird die jüngsten theoretischen und empirischen Fortschritte vorstellen, die sich bei der Betrachtung der Beziehungen zwischen sozioökonomischer Ungleichheit, umverteilenden Institutionen und Wachstum entwickelt haben. Zuerst geht der renommierte Nationalökonom auf die Beziehung zwischen Ungleichheit und umverteilender Politik ein: Er wird zeigen, dass die ‚traditionelle Sichtweise‘, in der größere Ungleichheit zu größerer Umverteilung führt, mit vielen empirischen Befunden nicht im Einklang steht.
Die Evidenz deutet stattdessen auf eine ’neue Sichtweise‘ hin, die auf der Wechselwirkung von Friktionen in Kreditmärkten und im politischen Prozess basiert und in der sich größere Ungleichheit und geringe Umverteilung gegenseitig verstärken. Als Folge können Gesellschaften, die sich ansonsten sehr ähneln, zu grundverschiedenen Modellen und Wachstumspfaden gelangen. Im zweiten Teil seines Vortrages geht Benabou der Frage nach, wie technologische Änderungen und umverteilende Institutionen in Verbindung stehen. Er wird hervorheben, wie der von Fähigkeiten jedes einzelnen abhängige technologische Fortschritt die Durchführbarkeit umverteilender Gesellschaftsverträge untergraben kann, und wie umgekehrt ungleichere Gesellschaften dazu tendieren, Technologien und Organisationsmodi zu entwickeln oder zu übernehmen, welche eine ungleiche Lohnentwicklung implizieren. Zum Schluss diskutiert Benabou, wie sich die Forschung in jüngster Zeit in eine ziemlich andersartige Richtung bewegt hat – eine Richtung, welche die Rolle von gesellschaftlichen Werten oder Ideologien betont und die die erheblichen Unterschiede zwischen den Ländern und ihre rätselhafte Beständigkeit über die Zeit zu erklären sucht.
Roland Benabou, französischer Staatsbürger, erhielt seinen Ph.D. 1986 vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er arbeitete zuerst am Centre national de la recherche scientifique (CNRS), einer nationalen französischen Forschungsorganisation in Paris, lehrte dann am MIT, der New York University und seit 1999 an der Princeton University, wo er Theodore A. Wells ’29 Professor für Volkswirtschaftslehre und ›Öffentliche Angelegenheiten‹ (Public Affairs) ist. Er ist Fellow der Econometric Society und war ein Mitglied vom Institute for Advanced Study und Guggenheim Fellow. Benabous Forschung umfasst sowohl makro- als auch mikroökonomische Themengebiete. In seinen frühen Arbeiten analysierte er das Wechselspiel von Inflation und unvollkommenem Wettbewerb ebenso wie Spekulation und Marktmanipulation. In seiner jüngsten Forschung beschäftigt sich Benabou hauptsächlich mit drei Themengebieten: Das erste bringt das wachsende Ungleichgewicht, gesellschaftliche Mobilität und die politische Ökonomie der Umverteilung in Verbindung. Im Mittelpunkt seines zweiten Themengebiets stehen die Erziehung, soziale Wechselbeziehungen und sozioökonomische Struktur der Städte. Das dritte Themengebiet umfasst die Ökonomie und Psychologie (›Verhaltensökonomie‹).
Ökonomische Ungleichheit kann überall beobachtet werden: beim Arbeitseinkommen, Vermögen und Konsum. Doch wie hat sie sich in den vergangenen Jahren entwickelt, in welchen Bereichen hat Ungleichheit zu- oder abgenommen? Was sind die Ursachen dieser Ungleichheit? Kann man sie beeinflussen? Kann beispielsweise Chancengleichheit durch Interventionen im Bildungssystem gefördert werden? Diese und ähnliche Fragen diskutieren international renommierte Wissenschaftler im Rahmen der Vortragsreihe ›Economic Inequality and Justice‹ (›Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit‹), die im Sommersemester im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur ›Wissenschaft und Gesellschaft‹ von Prof. Michael Haliassos, Professur für Makroökonomik und Finanzmärkte, veranstaltet wird. Alle Vorträge werden in englischer Sprache gehalten und finden montags um 18.30 Uhr auf dem Campus Westend, Nebengebäude, Raum 1.741, statt.
Vortrag
›Inequality and the Social
Contract: Fundamentals and Ideologies‹
Prof. Roland Benabou, Princeton University, USA
›Inequality and the Social
Contract: Fundamentals and Ideologies‹
Prof. Roland Benabou, Princeton University, USA
Wann?
16. Juni 2008, 18.30 Uhr
16. Juni 2008, 18.30 Uhr
Wo?
Nebengebäude, Raum 1.741a
Campus Westend
Grüneburgplatz 1
60323 Frankfurt
Nebengebäude, Raum 1.741a
Campus Westend
Grüneburgplatz 1
60323 Frankfurt
Eine Veranstaltung in der Vorlesungsreihe
›Economic Inequality and Justice‹
(›Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit‹)
im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur ›Wissenschaft und Gesellschaft‹
›Economic Inequality and Justice‹
(›Ökonomische Ungleichheit und Gerechtigkeit‹)
im Rahmen der Deutsche Bank Stiftungsgastprofessur ›Wissenschaft und Gesellschaft‹
Informationen: Prof. Michael Haliassos, Professur für Makroökonomik und Finanzmärkte, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften,
Tel. (069) 798-28274, koturic@wiwi.uni-frankfurt.de.
Tel. (069) 798-28274, koturic@wiwi.uni-frankfurt.de.
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. Vor 94 Jahren von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht derzeit für rund 600 Millionen Euro schönste Campus Deutschlands. Mit 34 seit 2000 eingeworbenen Stiftungsprofessuren nimmt die Goethe-Uni den deutschen Spitzenplatz ein. In drei Forschungsrankings des CHE in Folge und in der Exzellenzinitiative zeigt sich die Goethe-Uni als eine der forschungsstärksten Hochschulen.
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