Nur weltweite Zusammenarbeit oeffnet den Weg aus der Krise
Nur weltweite Zusammenarbeit oeffnet den Weg aus der Krise
Zur Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute Fruehjahr 2009 erklaert der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Ludwig Stiegler:
Die Institute verheissen keine rasche Erholung. Im Gegenteil, in Uebereinstimmung mit dem Ausblick des Internationalen Waehrungsfonds und anderen Prognostikern konfrontieren sie uns mit ernuechternden Erwartungen. Nur weltweite Zusammenarbeit wird den Welthandel wieder beleben und dem Exportland Deutschland die Chance einer Erholung eroeffnen. Aber solides Wachstum wird in kleineren Schritten vor sich gehen als das nicht haltbare Wachstum auf der Grundlage von Kreditpyramiden.
Die Wachstumshebel lassen sich offenbar nicht beliebig verlaengern.
Wir werden auch umdenken muessen. Die deutsche Volkswirtschaft ist immer mehr zu einer Funktion, zu einem Derivat der Weltwirtschaft geworden. Das schlaegt jetzt zurueck wie die uebermaessigen Kredithebel in der Vertrauenskrise auf den Finanzmaerkten zurueckgeschlagen haben. Wir muessen die Abhaengigkeit von der Weltwirtschaft reduzieren und der Binnenwirtschaft wieder mehr Gewicht geben. Was die Weltwirtschaft nicht bringt, muss soweit es geht, von der Binnenwirtschaft ersetzt werden. Im Rahmen der antizyklischen Politik muessen deshalb auch Wachstumspotenziale der Binnenwirtschaft aufgebaut werden, die unsere Abhaengigkeit von der Weltwirtschaft verringern, ohne die Chancen, die wir dort auch in Zukunft haben werden, auszulassen. Der Bedarf dafuer ist da. Allerdings muss bei den Gemeinschafsguetern die Politik den Bedarf in Nachfrage umwandeln.
Die Krise ist auch eine Krise der Makrooekonomie und ihrer Hohen Priester.
Niemand hat den Absturz der Weltwirtschaft wirklich vorhergesehen. Offenbar reichen die Modelle und Konstrukte nicht aus, um jaehe Wenden („Minsky-Meltdowns“) zu erkennen und dort, wo sie erkannt sind, anzuerkennen. Offenbar deckt das theoretische Werkzeug der meisten Oekonomen die Analysenotwendigkeiten nicht ab. Die Krise ist deshalb auch eine Krise der Wirtschaftswissenschaften und ihrer Ideologien. Es ist schon erstaunlich, wie selbstverstaendlich sich auch die Gemeinschaftsdiagnose immer noch der neoklassischen Instrumente bedient, deren Begrenztheit nun ja offenbar geworden ist.
Immerhin muessen sie anerkennen, dass es ohne Staat nicht geht und dass die oeffentliche Nachfrage die private Nachfrage ergaenzen und substituieren muss, wenn wir wieder ein Gleichgewicht auf einem hohen Wohlstandsniveau erreichen wollen.
Die Damen und – ueberwiegend – Herren, werden den Keynes aus ihren verstaubten Regalecken wieder hervorholen muessen, um die Ausgangsbasis fuer einen neuen Erklaerungs- und Handlungsrahmen zu finden. Die Amerikaner sind da pragmatischer, die Unsrigen um so rigider. Aber die harte Wirklichkeit wird diese Rigiditaeten ueberwinden helfen.
Internet: http://www.spdfraktion.de
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