Pappnasen gegen ‚höllisch bekloppten Kapitalismus‘

Frankfurt/M

Pappnasen gegen „höllisch bekloppten Kapitalismus“

Jecke Globalisierungskritiker beleben Kölner Rosenmontagszug

„Drei mol null es null es null – denn mer wore op de hühre Bänkerschull“ (für Nicht-Rheinländer: Drei mal null ist null ist null – denn wir waren auf der höheren Bankerschule): Mit Spottliedern wie diesem haben sich die karnevalistischen Globalisierungskritikerinnen und -kritiker der „G8-Pappnasen“ am heutigen Rosenmontag bereits zum dritten Mal am traditionellen „Zoch vor dem Zoch“ (Zug vor dem Zug) in Köln beteiligt. Unter dem Motto „Euer Kapitalismus – Höllisch Bekloppt“ zogen die 80 Jecken an mehreren hunderttausend Menschen vorbei. Auf ihren Schultern trugen sie aufwändig gestaltete Großpuppen wie Heuschrecken und eine „tendenziell fallende Profitrat(t)e“. Neben fair gehandelter Kamelle (Bonbons) verteilten die Pappnasen auch „Leergeld“, als Geldscheine gestaltete Flugblätter, und schmetterten ihre passend zur Finanzkrise umgetexteten Karnevalslieder wie: „Do simmer dabei, dat es prima – mer sin de Heuschreckmafia“. Zuguterletzt ließen sie den „kölschen Jung“ Karl Marx schunkelnd vom Himmel herabsteigen.

„Die Finanz- und Wirtschaftskrise war eine prima Karnevals-Steilvorlage“, sagte Thomas Pfaff von Attac Köln, einer der Initiatoren der Pappnasen. Die thematische Aufteilung des Aufzugs war schnell entwickelt: Vorne die Protagonisten des globalen Finanzmarktkapitalismus mit dem Slogan „legal-illegal-neoliberal“; weiter hinten formierte sich der Widerstand („Mach Dich vom Acker, Mann!“), und ganz am Ende schunkelte der wieder auferstandene Marx zu „Der Kommunismus, der hätt ene Rhythmus – einer fängt zu schunkeln an, bis jeder mitmuss“.

Die G8-Pappnasen beziehen sich direkt auf die obrigkeitskritische Tradition des Kölner Karnevals. So war Franz Raveaux, der wichtigste Begründer des Kölner Volkskarnevals, nicht nur enger Freund und Mitstreiter von Karl Marx in dessen Kölner Zeit in den 1840er Jahren, sondern auch ein führender Demokrat der 1848er Bewegung.

Nachdem die Kölner Staatsanwaltschaft in den zwei Jahren zuvor gegen die Pappnasen noch wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ergebnislos ermittelt hatte, verzichtete sie diesmal auf Maßnahmen gegen die kritischen Jecken. Der Leiter des Kölner Rosenmontagszuges, Christoph Kuckelkorn, hatte die Teilnahme der „G8-Pappnasen“ am Zoch vor dem Zoch schon in den Jahren zuvor ausdrücklich begrüßt.

Zuletzt hatte sich die Gruppe im September vergangenen Jahres bei den Protesten gegen den „Anti-Islamisierungskongress“ der rechtsradikalen Wählervereinigung ProKöln engagiert, wo sie unter dem Motto „Bunte Funken gegen braune Halunken“ die Blockaden rund um den Heumarkt unterstützt hatte.

Fotos:
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage-2009/index-2009-02-23-koeln-rosenmontag-attac.html

Die Pappnasen im Internet:
http://www.G8-pappnasen.de

Für Rückfragen:
Boris Loheide, Attac Köln, Tel. 0176-2322 7655
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