Public Relations: ‚Sektglashalter‘ im Vormarsch

Laubach

Public Relations: ‚Sektglashalter‘ im Vormarsch

Trotz fehlender Berufsinformation und Krise gibt es Job- und Arbeitschancen

Frankfurt am Main , 10.2.2009 – Sektglashalter, Hummerscherenknacker, Frühstücksdirektoren, Pressefritzen, PR-Trullas und PR-Fuzzies – PR-Profis müssen mit solchen Bezeichnungen leben – auch mit missgünstigen Bloggern. Was niemanden davon abhält, diesen Berufsweg einzuschlagen. Denn Öffentlichkeitsarbeit oder zu neudeutsch „Public Relations (PR)“ ist ein spannendes und vielseitiges Berufs- und Arbeitsfeld.

Ein PR-Profi ’stellt das Bindeglied zwischen Unternehmung und Öffentlichkeit dar‘, erklärt Dr. Ingo Reichardt, Chef des communication-college (cc), das Ausbildung per Internet und in Deutschland auch Präsenzbetreuung in diesem Bereich anbietet. Konkret kümmert sich der PR-Profi darum, dass das Unternehmen, das er vertritt, öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt wird.

Wissen verdoppelt sich zurzeit alle drei Jahre. Eine normale Tagesausgabe der New York Times enthält mehr Informationen als ein Durchschnitts-Engländer im 17. Jahrhundert im Laufe seines ganzen Lebens zu lesen bekam – wenn er denn lesen konnte. Ende der 90er-Jahre war nach Untersuchungen der Durchschnitts-US-Bürger täglich 3.000 Marketing-Botschaften ausgesetzt. Oder in der Wissenschaft: In den letzten drei Jahren sind auf dem Arbeitsgebiet der Chemie mehr Aufsätze veröffentlicht worden als in der gesamten Geschichte der Chemie bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Zahl professioneller Journalisten nimmt infolge der Medien- und Aufgabenverdichtung kontinuierlich ab – trotz zusätzlicher neuer Aufgabenfelder im Online- und Content-Journalismus.

Demgegenüber erkennen immer mehr Organisationen, Firmen, Verbände, Institutionen und auch freie Berufe die Notwendigkeit von professioneller Öffentlichkeitsarbeit. Die Zahl der PR-Fachleute nimmt somit zu, der Bedarf steigt. In den USA werden heute fast 80 Prozent des Nachrichteninhaltes von PR-Stellen initiiert, im deutschsprachigen Raum sind es im Vergleich fast 70 Prozent. In den USA und Kanada ist das Verhältnis Journalist zu PR-Fachmann heute 1:2, in Australien und West- und Nordeuropa 2,5:1, in Asien 4:1, in Afrika und den arabischen Staaten 5:1 und in den GUS Staaten fast 6:1, so Untersuchungen des cc, die die Chancen in der Aus- und Weiterbildung in Kommunikationsberufsfeldern belegen.

Das Gehalt eines Kommunikationsprofis variiert je nach Agentur, Unternehmen und Branche erheblich. Einsteiger in Agenturen verdienten ab 30.000 Euro jährlich. Bei Unternehmen, die sich PR-Profis leisten, sind die Verdienstmöglichkeit größer.

Die Wege zur Public Relations Fachkraft sind vielseitig. Die PR-Akademie Rhein-Main und das communication college kooperieren seit 2007 mit der IHK-Hanau, die Prüfungen zum „Fachwirt für Public Relations“ anbietet. Damit gehört die IHK-Fachwirt-Prüfung zu den ersten staatlichen Prüfungsinstitutionen außerhalb einer Universität im deutschsprachigen Raum.

Wenn es um die Qualitäten eines guten PR-Profis geht, sind sich die Experten einig: So genannte ‚Hard skills‘ (fachliche Qualifikation) und ’soft skills‘ (soziale Kompetenz) sind gleichermaßen wichtig. ‚Eine gute PR-Frau und ein guter PR-Mann sollten zwei Talente besitzen: Rationale sowie emotionale Intelligenz‘, fasst Reichardt zusammen. Zielorientiertes, analytisches Denken ist also genauso gefragt wie Kreativität und Teamfähigkeit. Wichtig ist außerdem rhetorisches Talent, eine schnelle Auffassungsgabe sowie die Fähigkeit, Wissen situationsübergreifend anwenden zu können, und stressresistent sollte man sowieso sein.

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