Schweizer Kunstraub: Lektion gelernt

München

Schweizer Kunstraub: Lektion gelernt
Im Februar 2008 drangen maskierte Täter in die Sammlung Bührle in Zürich ein und raubten vier Gemälde im Wert von über 110 Millionen Euro. Es war einer der größten Kunstdiebstähle, die es je in Europa gegeben hat. Oliver Class, Kunstexperte bei Allianz Suisse äußert sich zur Schweiz als internationaler Kunststandort und vielversprechender Markt für Kunstversicherungen.
In den letzten Monaten erlebte die Schweiz etliche Überfälle auf Galerien, Museen oder Bildertransporte. Nehmen Kunstdelikte zu?
Oliver Class: Es war eine außergewöhnliche Situation, wie ich sie noch nie erlebt habe: In knapp vier Wochen ereigneten sich im Großraum Zürich fünf große Kunstdiebstähle und Überfälle – selbst in europäischer Perspektive eine auffällige Serie. Der Verdacht liegt nahe, dass dieselben Täter, die die Bührle-Sammlung überfallen haben, auch an vorherigen Taten beteiligt waren. Als Testlauf vor dem großen Coup sozusagen.
Die Schweiz scheint auf Kunsträuber anziehend zu wirken.
Class: Zweifellos verfügt die Schweiz über die weltweit höchste Dichte an Kunstobjekten. Was historisch gesehen nicht erstaunt: Je wohlhabender ein Land ist und je weniger es von Katastrophen und Kriegen betroffen war, umso größer seine Kunstdichte. Die Schweiz zählt gut 850 Museen, dazu viele Galerien und Auktionshäuser und unzählige private Sammler. Sie gilt heute als Nabel der Kunstwelt, auch was den internationalen Kunsthandel betrifft. Das lockt kriminelle Kreise an.
Die Schweiz weist generell eine sehr hohe Versicherungsdichte auf. Wie sieht es in der Kunstversicherung aus?
Class: Im Segment der Museen, Galerien und Auktionshäuser liegt die Versicherungsdichte sehr hoch, schätzungsweise bei 80 bis 90 Prozent. In diesem Verdrängungsmarkt hält sich die Allianz Suisse zurück. Wir konzentrieren uns auf Privatkunden. Die haben ihre Kunstsammlung zwar oft schon versichert, jedoch nicht in adäquatem Maß.
Ist es möglich, in diesem Segment zu wachsen?
Class: Es handelt sich um einen schwierigen Markt, aber letztlich auch um einen Erfolg versprechenden. Vor vier Jahren war die Allianz Suisse im Kunstversicherungsmarkt noch nicht präsent, heute sind wirbereits die Nummer vier.
Hat sich das schon in zählbaren Abschlüssen niedergeschlagen?
Class: Direkt nach den Überfällen verzeichneten wir eine erhöhte Zahl an Anfragen – das Problembewusstsein vieler Kunstbesitzer wurde durch die Vorfälle sicherlich geschärft. Allgemein erleben wir ein starkes Wachstum. In den ersten drei Monaten dieses Jahres hatten wir das Halbjahresergebnis vom Vorjahr bereits übertroffen.

Dieses Interview basiert auf einem Artikel aus dem Mitarbeitermagazin ‚Allianz Journal‘.

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