Technologietransfer per Dialog

Villingen-Schwenningen

Technologietransfer per Dialog

Medizintechnikindustrie und Wissenschaftler begegneten sich auf dem ersten iNNOVATION fORUM des Netzwerks MicroMountains / Dialog fördert Impulse für Partnerschaft und Produktentwicklung

Tuttlingen, 25. Juli 2008. Eine nachhaltige Premiere erlebte jetzt das iNNOVATION fORUM des baden-württembergischen Netzwerks MicroMountains. Forscher und Medizintechnikindustrie konnten durch einen intensiven, moderierten Dialog neue Kontakte knüpfen und konkrete Chancen für kommende Innovationen eruieren. Die erste Veranstaltung dieser Art fand im Zentrum der Medizintechnik, in Tuttlingen. Weitere Treffen werden folgen und richten den Fokus unter anderem auf die Mikrotechnik.

„Der weite Weg hat sich gelohnt“, resümierte zum Beispiel Dr. Andy Wolff aus Israel, der in Tuttlingen seine Ideen zur Anwendung neuartiger oraler Medizintechnikprodukte vorgestellt hatte. Er entwickelt intra-orale Mikrosysteme für Langzeitdiagnosen, Patientenmonitoring, Medikamentendosierung und für die Elektrostimulation der Schleimhaut bei Problemen mit trockenem Mund. Die in den Mundraum bzw. ins Gebiss implantierbaren Systeme wären geeignet, Suchtkrankheiten, bestimmte Krebserkrankungen oder auch Epilepsie, Parkinson und Alzheimer zu behandeln, zeigte Dr. Wolff auf. International ist er mit seiner Firma Saliwell auf der Suche nach Industriepartnern, die seine Erfindungen zur Serienreife bringen. Spontan ergaben sich aus den von Innovationscoach Dr.-Ing. Mechthild Wolber arrangierten Gesprächen neue Kontakte zu deutschen Unternehmen und konkrete Ansätze für die weitere Produktentwicklung. Beispiele wie dieses gab es gleich mehrere auf dem iNNOVATION fORUM Medizintechnik.

Auf Interesse seitens der Industrie stieß auch der Hautchirurg Prof. Dr. med. Helmut Breuninger vom Universitätsklinikum Tübingen (UKT). Eine am UKT entwickelte Kunststoffklammer verbessert die Wundheilung der Haut nach chirurgischen Eingriffen. Form und Federwirkung der Klammer vermeiden das Zusammenquetschen der Wundränder und damit lästige Narben. Die Klammern können von einer Person allein in die Haut eingesetzt werden, was den Personaleinsatz bei Operationen reduziert. Und sie können vom Patienten selbst ohne Werkzeug schmerzlos entfernt werden. Die Klammern lassen sich kostengünstig vollautomatisch in großen Stückzahlen herstellen, ist Prof. Breuninger überzeugt. Er konnte das Forum erfolgreich nutzen, um Unternehmen aus der Kunststoffindustrie die nächsten gemeinsamen Schritte aufzuzeigen: Computersimulationen, Anwendungsentwicklung, Investitionen in Spritzgussmodelle, Lizenzen und Vermarktung.

Der Verein MicroMountains Network e.V., eine Wirtschafts- und Technologie-Initiative der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, will diese Art des dialogorientierten Technologietransfers aufgrund der positiven Erfahrungen weiter fördern. „Unser Konzept gibt beiden Seiten, der Wissenschaft und der mittelständischen Industrie, neue und nachhaltige Impulse für eine engere Partnerschaft und eine anwendungsorientierte Produktentwicklung“, stellte Vorstandsvorsitzender Thomas Albiez im Rückblick fest. Mechthild Wolber zog das Fazit: „Der Versuch war äußerst erfolgreich. Wir konnten eine besonders familiäre Situation herstellen.“ Einige der Wissenschaftler waren hoch erfreut, dass sie „endlich einmal“ mit Praktikern aus der Industrie im kleinen, persönlichen Kreis reden konnten – anstatt vor einem rein wissenschaftlichen Publikum zu berichten. Unternehmen, die sich am iNNOVATION fORUM beteiligten, lobten die teils hochkarätigen Referate. Sie konnten ihre Netzwerke durch die neu entstandenen Kontakte in einigen Fällen substantiell erweitern. Ebenso konnten die Unternehmen eine Reihe von Investitionsmöglichkeiten herausfiltern, die sie jetzt weiter verfolgen wollen. Dazu zählen die Entwicklung intelligenter Implantate und regenerativer Biomaterialien, Navigationslösungen für minimal invasive Operationstechniken, Endoskopie, Diagnostik und Dialyse, aber auch die Anwendung spezieller Software.

Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, durch den moderierten Austausch zwischen Forschern und Unternehmern einen Innovationsschub zu zünden. Um diesen Ansatz zu verbreitern, sollen für die künftigen Foren noch mehr mittelständische Unternehmen gewonnen werden. An der Premiere beteiligten sich knapp 50 Firmen. Initiator und Veranstalter ist das Netzwerk MicroMountains in Zusammenarbeit mit Innovationscoach Dr.-Ing. Mechthild Wolber, der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, dem Fachgebiet Medizintechnik im VDI und der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE. Die EU fördert das Forum im Rahmen des Enterprise Europe Networks (EEN).


Mittelständische Unternehmer und Interessenten aus Entwicklungsabteilungen der Industrie können sich über die Internetadresse www.innovation-forum.eu weiter informieren. Ansprechpartnerin für die weiteren Foren ist Dipl.-Wirtschaftsing. Sandy Jeschke, Projektleiterin bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, Romäusring 4, 78050 Villingen-Schwenningen, Telefon +49 7721 922-149, Fax +49 7721 922-182, E-Mail jeschke@villingen-schwenningen.ihk.de .

MicroMountains Network
MicroMountains Network e.V. ist die High-Tech-Initiative des Industriestandorts Schwarzwald-Baar-Heuberg. Sie richtet den Fokus ihrer Aktivitäten besonders auf Medizin-, Ultrapräzisions- und Mikrosystemtechnik und verwandte Branchen – darunter Elektronik, Informations-, Mess- und Kunststofftechnik. Ziel ist, die technologische Leistungsfähigkeit der Region nachhaltig voranzutreiben. Der Verein initiiert und betreibt Programme zur Beschleunigung von Innovationen. Er
fördert die Zusammenarbeit mittelständischer Unternehmen, begleitet Existenzgründer von der Geschäftsidee bis zum Marktauftritt und gewinnt Nachwuchskräfte u.a. durch Wettbewerbe und Patenschaften (http://www.micromountains.com ).333359