Trend zur kapitalgedeckten Altersvorsorge
Trend zur kapitalgedeckten Altersvorsorge
Allianz Global Investors, eine der weltweit größten Vermögensverwaltungsgesellschaften, veröffentlicht heute eine umfangreiche Studie, die die Entwicklung von Rentensystemen und Märkten in 17 westeuropäischen Ländern untersucht.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Im Jahr 2007 betrug das Kapital der Rentenfonds und Lebensversicherungen in Westeuropa 8,6 Billionen Euro. Auf Basis einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate von 5,3 Prozent rechnet Allianz Global Investors damit, dass dieser gewaltige Kapitalpool trotz der gegenwärtigen Finanzkrise bis ins Jahr 2020 auf 16,9 Billionen Euro anwachsen wird.
Um eine größere Balance zwischen den einzelnen Säulen der Rentensysteme zu erreichen, zielten die westeuropäischen Rentenreformen der vergangenen Jahre im Wesentlichen darauf ab, kapitalgedeckte Renten zu fördern. Traditionell überwiegt in den meisten westeuropäischen Ländern die staatliche Säule. Die Verlagerung hin zu kapitalgedeckten Renten geschieht auf vielerlei Arten. Dabei deutet die explosionsartige Entwicklung einiger freiwilliger Modelle auf eine hohe Akzeptanz kapitalgedeckter Renten in der Bevölkerung hin.
Darüber hinaus haben neun Regierungen – mehr als die Hälfte derjenigen, die in der Studie untersucht wurden – staatliche Reservefonds eingerichtet, um die staatliche Rentensäule in Zukunft zu stärken. Diese Fonds wurden im Jahr 2007 auf 515 Milliarden Euro geschätzt.
Der Allianz Pension Reform Pressure Gauge (Reformdruckindikator, der die Nachhaltigkeit von Rentensystemen misst), identifiziert Griechenland, Portugal, Spanien, Luxemburg, Belgien und Italien als Länder mit dem größten Reformdruck, während Großbritannien, Schweden, Dänemark, die Niederlande und die Schweiz über die mit Abstand nachhaltigsten Systeme verfügen.
Die Struktur der Rentensysteme wirkt sich auf generelle Muster der finanziellen Kapitalbildung in Europa aus. Je großzügiger das staatliche Rentensystem, desto geringfügiger das kapitalgedeckte Altersvorsorgevermögen. Was die Bruttofinanzanlagen betrifft, so sind die Schweizer Haushalte mit 373 Prozent des Bruttosozialprodukts die reichsten in Europa. Es folgen Großbritannien und die Niederlande.
Obwohl es in Europa einen Trend hin zu beitragsorientierten Plänen gibt, variiert dieser Trend sehr stark von Land zu Land, und mehrere verschiedene Modelle beitragsorientierter Pläne finden Anwendung.
Ungewohnte Herausforderungen für die Politik
Funded Pensions in Western Europe 2008 untersucht die noch nie dagewesenen Herausforderungen, denen sich westeuropäische Entscheidungsträger heute stellen müssen, um vor dem Hintergrund schnell alternder Bevölkerungen bezahlbare Rentensysteme zu schaffen und zu erhalten. Der Bericht legt die Ergebnisse einer Vergleichsstudie der staatlichen und der kapitalgedeckten Säulen in den Rentensysteme der 15 ‚Alt‘-EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und der Schweiz dar.
Neben individuellen Länderanalysen stellt der Bericht die neuesten Ergebnisse des Allianz Pensions- Reformdruckindikators vor, eines Ananlyseinstruments, das neben der Nachhaltigkeit der Rentensysteme auch die zukünftige Wirksamkeit gerade beschlossener Reformen misst. Dazu meint Brigitte Miksa, Head of International Pensions, Allianz Global Investors AG: „Für Großbritannien, Schweden, Dänemark, die Niederlande und die Schweiz zeigt der Indikator nur einen geringen Reformdruck. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist dort der Alterungsprozess weniger ausgeprägt als im übrigen Westeuropa. Zum anderen, und das ist noch entscheidender, verfügen diese Länder über Rentensysteme mit einer gut entwickelten kapitalgedeckten Säule und einem geringeren staatlichen Rentenanteil.“
Schnelles Anwachsen von staatlichen Rentenreservefonds
Eine weitere Ausprägung des Trends hin zu kapitalgedeckten Renten ist das schnelle Anwachsen von staatlichen Rentenreservefonds. Reservefonds gibt es in neun Ländern: Belgien, Frankreich, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden. Das Gesamtvermögen 2007 betrug 515 Milliarden Euro, was die Fonds zu wichtigen Investoren auf den Finanzmärkten macht.
Alexander Boersch, Senior Pension Analyst bei Allianz GI AG, weist auf die unterschiedlichen Investmentstrategien dieser Fonds hin. „Während einige Fonds nur in inländische Anleihen investieren, verfolgen andere sehr ausgefeilte Investmentstrategien mit einem Schwerpunkt auf Diversifikation. Paradebeispiele hierfür sind die französischen, irischen und norwegischen Reservefonds. Hervorzuheben ist, dass einige dieser großen Reservefonds ihre Investments nach den Prinzipien des Socially Responsible Investing (SRI) vornehmen. Das kann dazu führen, dass sich SRI von einer Nischen- zu einer Mainstreamstrategie weiterentwickelt. In diesem Bereich sind besonders die französischen und norwegischen Fonds aktiv.“
Vielzahl neuer beitragsorientierter Rentenpläne
Die neu eingeführten kapitalgedeckten Rentenpläne haben viele Gesichter. Ein bemerkenswerter Trend ist die Einführung von mandatorischen, das heißt obligatorischen Systemen, um eine umfassende Deckung sowie eine Diversifikation des Altersvermögens zu erreichen. Österreich und Norwegen haben eine obligatorische zweite Säule eingeführt; Irland erwägt diese Option gerade. In Großbritannien plant man, im Jahr 2012 einen quasi-mandatorischen Plan durch die Personal Accounts zu schaffen. Neu eingeführte freiwillige Systeme haben breite Akzeptanz gefunden. Das Kapital des französischen PERCO, eines im Jahr 2003 neu eingeführten beruflichen Altersvorsorgeplans, ist innerhalb von drei Jahren von 77 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro angewachsen. In Deutschland stieg die Zahl der Teilnehmer an der Riester-Rente in dieser Zeit von 4,2 Millionen auf 10,7 Millionen, während das österreichische Pendant fast 1 Million Mitglieder anzog. Die Popularität dieser neuen Modelle zeigt die steigende Bereitschaft der Erwerbstätigen, individuell vorzusorgen.
Der weltweite Trend in Richtung beitragsorientierter Rentenpläne ist also auch in Westeuropa deutlich sichtbar. Die verschiedenen nationalen Regulierungen, die das angesparte Kapital schützen sollen, führen allerdings zu einer beträchtlichen Anzahl beitragsorientierter Modelle. Diese reichen von freier Anlagenwahl in der Ansparphase (Großbritannien, Italien, Frankreich) oder vorgeschriebener Mindestverzinsung ohne freie Wahl der Anlage (Schweiz) bis hin einer Garantie des Kapitalerhalts, zwangsweiser Verrentung und einem Verbot (reiner) beitragsorientierter Systeme (Deutschland). Beitragsorientierte Pläne, mit ihren Vorteilen Flexiblität und Portabilität, könnten auch zu Wegbereitern für die Entstehung paneuropäischer Pläne werden.
Dazu sagt Alexander Boersch: „Der Trend in Richtung beitragsorientierter Plänen in Europa wird anhalten; klar ist aber noch nicht, welches Konzept sich durchsetzt. Unabhängig davon ist es jedoch wichtig, dass Regulierung nicht unnötig die Möglichkeiten einer effizienten Kapitalanlage einschränkt.“
Die AllianzGI-Einheit International Pensions (München) agiert als Thought Leader bei Trends in den weltweiten Altersvorsorgemärkten. Die Einheit hat bereits zahlreiche Studien zu den Rentensystemen- und märkten verschiedener Regionen veröffentlicht, u. a. zu Asien, Osteuropa und USA.
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen oben rechts zur Verfügung gestellt wird.
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Claudia Mohr-Calliet
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