UniCredit Markets & Investment Banking: Konjunktur- & Kapitalmarktausblick 2009
UniCredit Markets Investment Banking: Konjunktur- Kapitalmarktausblick 2009
Deutsche Wirtschaft: Mitgehangen, mitgefangen
„Mitgehangen, mitgefangen – so lassen sich die Wachstumsaussichten der deutschen Wirtschaft für 2009 auf einen kurzen Nenner bringen“, erklärt Andreas Rees, Chefvolkswirt für Deutschland von UniCredit Markets Investment Banking. „Im nächsten Jahr wird das reale BIP voraussichtlich um 0,9% schrumpfen. In der Geschichte der Bundesrepublik ist dies das schlechteste Ergebnis überhaupt. Nur 1975 nach dem ersten Ölpreisschock ging das BIP ebenfalls so stark zurück.“ Die jetzt eingesetzte Rezession dürfte noch bis Jahresmitte 2009 anhalten. Auslöser ist die dramatische Abschwächung der Weltwirtschaft. Weiter fallende Hauspreise und die Rückführung des Kreditexzesses in den USA werden ebenso Wachstumspunkte kosten wie die Probleme an den europäischen Immobilienmärkten. Die nachlassende Exportdynamik wird 2009 zusehends auf die deutsche Investitionskonjunktur überschwappen. Folge ist eine wieder steigende Arbeitslosigkeit, die im Jahresverlauf um knapp 200.000 auf 3,2 Mio. Arbeitslose zulegen dürfte. Die Diskussion über eine bevorstehende Deflation wird durch stark fallende Inflationsraten weltweit weitere Nahrung erhalten. In Deutschland könnte die Inflationsrate bis Jahresmitte 2009 im Zuge eines niedrigeren Ölpreises auf null Prozent zurückgehen. Konjunktureinbruch und nachgebende Inflation werden zu weiteren Zinssenkungen der EZB führen. Bereits im nächsten Monat dürfte der Leitzins um weitere 50 Basispunkte auf dann 2,75 % reduziert werden. Im Frühjahr 2009 erwarten wir einen reduzierten Satz von 2%.
Deutlich niedrigere Geldmarktniveaus
Die Zinslandschaft profitiert zunächst von dem stark eingetrübten Wachstumsbild und damit einhergehend von der aggressiven Lockerungspolitik der EZB. Zusammen mit den Staatsgarantien dürfte dies auch den 3M-Euribor auf ein Niveau zwischen 2,5% und 3% führen. Zusätzlich beflügelt die nach wie vor extrem hohe Volatilität in risikoreichen Assetklassen das Niveau der Staatsanleihen. „Erst im Verlauf des zweiten Halbjahres 2009 ist mit einer Trendumkehr in länger laufenden Anleihen zu rechnen“, erklärt Kornelius Purps, Zins- und Währungsanalyst bei UniCredit MIB. „Eine Stabilisierung der Konjunkturerwartungen und sukzessiv fallende Volatilitäten in risikoreichen Assetklassen dürften die Renditen 10jähriger Staatsanleihen dann wieder über die 4%-Marke schieben.“ Zusätzlich sorgen erstmals seit vielen Jahren zwei Aspekte für höhere Risikoprämien jenseits des Geldmarktes: Zum einen die Unsicherheiten über die Fiskalpolitik aufgrund des Risikotransfers von den Banken auf den Staat und zum anderen Unwägbarkeiten über die Inflationsaussichten sobald sich die konjunkturelle Lage stabilisiert und der deflationäre Impuls einer globalen Rezession schwindet. Zum Jahresende 2009 erwarten wir das Niveau des 3M-Euribor bei 2,4%, die Rendite von 10jährigen Staatsanleihen bei 4,35%.
USD-Erholung bleibt keine Eintagsfliege
Hätte man vor 3 Monaten, als der EUR-USD Wechselkurs noch knapp unter 1,60 notierte, von der Quasi-Verstaatlichung der US-Immobilienfinanzierer und der Pleite von Lehman Brothers gewusst, die Erwartungen wären in Richtung 1,80 gegangen. Stattdessen erlebte der USD ein unglaubliches Revival, getrieben von dem kollabierenden Geschäftsklima im Euroraum, den konjunkturellen und finanziellen Problemen in Osteuropa und der Erkenntnis, dass der Euroraum noch keinesfalls eine Immunität gegenüber der amerikanischen Konjunkturverfassung aufgebaut hat. „Wir rechnen mit einem schnellen Zusammenlaufen der transatlantischen Zinsdifferenzen am Geldmarkt. Demnach sollte sich die US-Dollar- Befestigung nicht als Eintagsfliege erweisen und der EUR-USD Wechselkurs das Jahr 2009 auf einem Niveau von knapp über 1,20 beenden“, sagt Kornelius Purps. Die Niedrigzinswährungen werden sich, basierend auf einer Stabilisierung des Makroumfelds und damit einhergehend einem Abbau der Risikoaversion explizit im zweiten Halbjahr, erneut abschwächen. Im EUR-CHF Wechselkurs rechnen wir mit einem Anstieg auf 1,55 und im EUR-JPY Wechselkurs mit einem Anstieg auf 133.
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