US-Dollar: Im Bann der Geldpolitik
US-Dollar: Im Bann der Geldpolitik
Der US-Dollar dürfte zunächst unter der aggressiveren Geldpolitik der Federal Re-serve leiden, auch da die EZB vergleichsweise behutsam vorgeht.
Unter einer stabileren Konjunkturlage wird die Fed im späteren Jahresverlauf ver-mutlich erste Signale für eine weniger expansive Geldpolitik aussenden.
Auch strukturelle Verbesserungen im Außenhandel sprechen dafür, dass die US-Währung im zweiten Halbjahr deutlich zulegen dürfte.
Von der Verschärfung der Finanzkrise konnten am Devisenmarkt nur wenige Währungen profitie-ren. Entgegen mancher Prognosen wertete der US-Dollar spürbar auf und wurde seiner fast schon vergessenen Rolle als sicherer Hafen in Krisenzeiten gerecht. Der Euro-Dollar-Kurs ging 2008 von einem Hoch von rund 1,60 bis auf 1,23 US-Dollar zurück. Bis in den März hinein notierte der Wechselkurs mit 1,25 US-Dollar je Euro nahe dem Tief von 2008. Dann setzte die US-Notenbank die eigene Währung unter Druck. Der Euro erholte sich auf gut 1,37 US-Dollar, um danach wieder etwas abzuwerten.
Grund für die Dollar-Schwäche in den vergangenen Wochen war der letzte US-Notenbankent-scheid. Die Federal Reserve beschloss neben der Nullzinspolitik, ihre unkonventionellen Maß-nahmen im Rahmen einer so genannten ?quantitativen Lockerung? drastisch auszuweiten. Der Kauf von Wertpapieren soll um über eine Billion US-Dollar aufgestockt werden. Darunter fällt der geplante Erwerb von langfristigen Staatsanleihen von bis zu 300 Mrd. US-Dollar. Somit wirft die Fed quasi die Notenpresse zur Finanzierung des Staatshaushalts an.
Die avisierten Transaktionen werden die Geldmenge in den USA erhöhen. Nach monetären Wech-selkurstheorien führt solch eine Expansion zu einer Währungsabwertung. Geldmengenausweitun-gen können zu einem Überschießen des Wechselkurses führen, d.h. die Währung wertet kurzfristig sogar stärker ab als es theoretisch gerechtfertigt erscheint. Dies hängt mit der hohen Mobilität der internationalen Kapitalströme zusammen. Entscheidend für die Zukunft des US-Dollar wird sein, inwieweit die Fed die Notenpresse einsetzen wird und ob es zu einem deutlichen und nachhaltigen Anstieg der Inflation führt.
Für die weitere Entwicklung im Euro-Dollar-Verhältnis wird aber auch die Geldpolitik der Euro-päischen Zentralbank relevant sein. Die EZB geht im Vergleich zur Fed deutlich behutsamer vor. Sie senkte zuletzt ihren Leitzins nur auf 1,25 %. Zwar ist noch mit einem weiteren Schritt auf 1,0 % zu rechnen. Jedoch sind quantitative Maßnahmen wie der Aufkauf von Staatsanleihen zu-mindest auf kurze Sicht unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite steht das Kaufprogramm der Federal Reserve derzeit erst in der Anfangsphase. Die unterschiedlichen Reaktionen der Noten-banken dürften deshalb kurzfristig eher den Euro begünstigen, der Euro-Dollar-Kurs könnte bis auf 1,40 ansteigen.
Darüber hinaus hilft eine rückläufige Risikoaversion an den Kapitalmärkten insgesamt eher dem Euro, die Zuflüsse in die Fluchtwährung US-Dollar sollten zurückgehen. In den letzten Monaten sind vermehrt Sorgen um einige Länder in der Eurozone aufgetreten, die besonders stark unter der Finanzkrise und dem wirtschaftlichen Abschwung leiden. Kreditderivate hatten einen Zahlungs-ausfall von Ländern wie Irland mit einer merklichen Wahrscheinlichkeit eingepreist. Die Schwie-rigkeiten in Osteuropa, in denen Banken aus der Eurozone in erheblichem Ausmaß engagiert sind, lasteten ebenfalls auf dem Euro. Mittlerweile signalisieren die Kreditderivate eine Entspannung, die impliziten Wahrscheinlichkeiten eines Zahlungsausfalls sind sowohl in Osteuropa als auch innerhalb der Eurozone spürbar gesunken. Diese Entwicklung dürfte in der nahen Zukunft anhalten.
Wie auch Europa befinden sich die USA derzeit in einer tiefen Rezession. Die Inflation geht auch aufgrund der konjunkturellen Nachfrageschwäche zurück und dürfte in den USA 2009 sogar leicht negativ ausfallen. Das neu gedruckte Geld wird zunächst überwiegend an den Finanzmärkten verbleiben und der Effekt auf die Realwirtschaft eher gering ausfallen. Inflationäre Gefahren sind somit kurzfristig begrenzt. Konjunkturell sind in den USA erste zarte Hoffnungsschimmer aufge-treten: Auch wenn die Lage am Arbeitsmarkt desaströs bleibt, konnten sich einige Frühindikatoren etwas erholen und weisen zumindest auf eine Stabilisierung der wirtschaftlichen Lage hin. Die Abwärtsdynamik wird sich wohl verringern, und das Bruttoinlandsprodukt kann im zweiten Halb-jahr sogar wieder leicht wachsen.
Sollten sich die Anzeichen auf eine konjunkturelle Erholung im Jahresverlauf verdichten, wird dies auch Folgen für die US-Geldpolitik haben. Die Fed dürfte dann den Fuß vom Gas nehmen, d.h. ihre quantitative Politik nicht mehr ausweiten. Gegen Jahresende könnte sie sogar einige Maßnahmen allmählich zurücknehmen. Eine Trendwende in Richtung Zinserhöhungen wird aller-dings frühestens 2010 erfolgen. Die Fed sollte damit dann aufkeimenden Inflationsängsten entge-gentreten. Erste vorsichtige Signale für eine restriktivere US-Geldpolitik im späteren Jahresverlauf dürften Folgen für die Märkte haben. Am Rentenmarkt wird dann wohl der bisherige Zinsvorteil des Euro in Richtung US-Dollar drehen. Der Greenback wird dadurch merkliche Impulse erhalten und gegenüber dem Euro zulegen können.
Auch in der Bereinigung ihres Außenhandelsungleichgewichts schreiten die Amerikaner voran. Das Handelsbilanzdefizit fiel im Februar ? in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ? auf dem nied-rigsten Stand seit zehn Jahren. Gegenüber dem Hoch vor der Krise ging der Fehlbetrag um fast zwei Drittel zurück. Ein sich verringerndes Defizit im Außenhandel bzw. in der Leistungsbilanz mindert aus US-Sicht den Finanzierungsbedarf und das Dollarangebot. Damit reduziert sich die Abhängigkeit von internationalen Kapitalgebern. Mittel- und langfristig dürfte der Greenback davon profitieren.
Die Unsicherheit an den Devisenmärkten wird wohl noch längere Zeit Bestand haben, der Euro-Dollar-Kurs wird entsprechend schwanken. Nach einer vorübergehenden Schwächephase könnte der US-Dollar zulegen und der Euro-Dollar-Kurs bis zum Jahresende auf 1,20 zurückgehen. Für Überraschungen sind die Währungsmärkte immer gut, die Geldpolitik der beiden großen Noten-banken wird darauf einen maßgeblichen Einfluss haben.
www.helaba.de364104