?Wertvolles Wissen geht verloren?

Hamburg

„Wertvolles Wissen geht verloren“

Achleitner kritisiert die Regulierung der Aufsichtsratsarbeit

Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner hat im Gespräch mit manager magazin die neuen Corporate-Governance-Regeln der Bundesregierung kritisiert. „Bei allem Verständnis für die politische Notwendigkeit, Handlungsfähigkeit zu beweisen“, bestünde die Gefahr, dass „das Kind mit dem Badewasser ausgeschüttet“ werde, warnt Achleitner in der aktuellen Ausgabe von manager magazin (Erscheinungstag: 26. Juni).

Die Bundesregierung hat die Vorschriften zur Unternehmensführung drastisch verschärft. Sie will unter anderem den Aufsichtsrat zu einer stärkeren Kontrolle der Managervergütung zwingen, den Wechsel vom Vorstand in den Aufsichtsrat erschweren und die Haftungsbestimmungen ausweiten.

Achleitner, der bis Mai Mitglied der Regierungskommission Corporate Governance Kodex, war, hält vor allem die sogenannte Karenzzeit für bedenklich: Vorstände sollen grundsätzlich zwei Jahre warten müssen, bis sie in den Aufsichtsrat wechseln dürfen. Es sei denn, mehr als 25 Prozent des Kapitals auf einer Hauptversammlung sind anderer Meinung. Er habe „durchaus Sympathie“ für die Argumentation, dass der Vorstandsvorsitzende nicht direkt auf den Aufsichtsratsvorsitz wechselt: „In diesem Fall ist eine Abkühlungsphase angemessen und sollte auch durchgesetzt werden“, so Achleitner gegenüber manager magazin. Durch die Ausweitung der Regelung auch auf einfache Vorstandsmitglieder schieße die Regierung allerdings „über das Ziel hinaus“. „Wertvolles Wissen“, kritisiert Achleitner, gehe dem Unternehmen verloren.

Auch die Regelung, dass künftig der gesamte Aufsichtsrat und nicht nur ein spezieller Ausschuss über die Managervergütung befinden soll, ist laut Achleitner „kontraproduktiv“.

Die Ausweitung der rechtlichen Vorschriften hält Achleitner generell für bedenklich: „Ich warne davor, dass wir uns mit diesen Auswüchsen am Ende mehr Schwierigkeiten einhandeln, als Lösungen herbeizuführen.“

Ansprechpartner: Dietmar Student
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