Wirtschaften im Kreislauf mit der Natur
Unternehmer Alfred T. Ritter über Nachhaltigkeit
Banal gesagt führt nur ein Weg zum Erfolg, nämlich mit dem zu arbeiten, was die Natur hat und was die Natur bietet. Dabei geht es darum, in einem positiven Kreislauf mit der Umwelt zu wirtschaften. Man nennt das heute nachhaltig.
Nachhaltigkeit erfordert vom Menschen die Tugend des Anstands: Den Anstand zu haben, so zu wirtschaften, dass es den Menschen gut bekommt, dass es unserer Umwelt gut bekommt, dass zukünftige Generationen in dieser Welt gut leben können. Anders ausgedrückt, bedeutet nachhaltiges Handeln den Anstand zu haben, mit unserer Umwelt so umzugehen, dass die Welt nicht unmäßig ausgebeutet bzw. verseucht wird, wie das beim Gebrauch von fossilen Energien oder bei der Nuklearenergie der Fall ist. So zu wirtschaften, dass nicht der Kampf um die beschränkt vorhandenen Ressourcen zwischen den Menschen provoziert wird. Beim Klimawandel wurde diese Notwendigkeit – obwohl von Wissenschaftlern vorausgesagt – solange negiert, bis man wie heute nur noch über Schadensbegrenzung und Anpassungsstrategien reden kann.
Wir müssen in unserer Gesellschaft das Verständnis dafür wecken, dass es beim nachhaltigen Handeln um das Glück der kommenden Generationen geht. Das hat viel mit Anstand und intakter Zwischenmenschlichkeit zu tun. Diesen Bewusstseinswandel müssen wir im 21. Jahrhundert erreichen, denn wir alle wollen leben.
Es ist jetzt 20 Jahre her, dass es in Tschernobyl den Unfall gab, der den Anstoß zur Gründung von Paradigma gab. Heute ist die Problematik der Energieversorgung aktueller als damals. Damals konnte Ritter Sport für die Produktion der Voll-Nuss-Sorten auf dem Markt keine unverstrahlten Haselnüsse mehr finden, so dass mir der Gedanke zur Gründung von Paradigma kam: Die Atomenergie überflüssig zu machen und dort, wo man am meisten Primärenergie sparen könnte, nämlich beim Verbrauch von Energie für Heizungszwecke, durch die Nutzung von Solarenergie zu ersetzen. An so tolle Erfindungen wie zum Beispiel Holzpelletsheizungen haben wir damals nicht gedacht. Der Einsatz von Holzpellets in vollautomatischen Heizungen ist ein riesiger und entscheidender Schritt auf dem Weg zur vollregenerativen Heizung. Und die brauchen wir dringend.
Denn: Was Zukunftsforscher schon lange vorausgesagt haben, ist Realität geworden. Die Kriege und Machtkämpfe um Öl und Gas werden bedrohlicher: Ob Tschetschenien, Irak oder Darfur, es ist schon recht normal geworden, für fossile Energieträger zu morden. Parallel dazu nimmt der Energiehunger der Menschen immer schneller zu. China und Indien werden reicher und die Leute wollen Auto fahren, gekühlte Lebensmittel und Wohnungen, Fernsehgeräte und Waschmaschinen. Die Reisetätigkeit der Menschen in den wohlhabenden Ländern wächst in erstaunlichem Maße – Energieverbrauch, wohin man blickt.
In dieser Situation startet dann die Bundesregierung die unsägliche Diskussion um die Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke in Deutschland. Sie nimmt damit den Investoren die in Regenerativkraftwerke, die in Energieeffizienz investieren wollen, die Planungssicherheit. So vergeht für unser Land die Zeit ungenutzt, technischer Vorsprung wird verspielt, und dann muss man die Atomkraftwerke tatsächlich länger laufen lassen, weil nicht rechtzeitig investiert wurde. So wird weiter Atommüll produziert, den man 20.000 Jahre lang bewachen muss. Zur Erinnerung: Die Zeit von Jesus bis heute sind 10% davon, und in der Zeit hat sich politisch einiges bewegt, das die konstante Erfüllung einer Aufgabe unmöglich gemacht hätte.
Je mehr Häuser auf regenerative Energie umrüsten, desto geringer wird unsere Abhängigkeit von Öl und Gas. Es gibt leider immer noch Menschen, die behaupten, die generelle Umstellung auf regenerative Energie ginge nicht. Das sind die Prediger des Untergangs. Es wird gehen, denn es ist eine Überlebensfrage. Wir Menschen werden nicht in unseren Untergang einwilligen, wir werden stattdessen ein hohes Maß an Intelligenz und Kreativität aufbringen, um das Blatt zu wenden.
Waldenbuch, 8. September 2008
Über Alfred T. Ritter:
Alfred T. Ritter hat sich in vielen Bereichen einen Namen gemacht: So als Geschäftsführer der elterlichen Ritter-Sport Schokoladenfabrik, als Mitbegründer und Hauptgesellschafter der Paradigma Energie- und Umwelttechnik GmbH, aber auch als engagierter Umweltschützer.
Der Unfall im Atomkraftwerk von Tschernobyl 1986 führte im selben Jahr zur Verstrahlung der Haselnuss-Plantagen in der Türkei. Ein Großteil der Haselnussernte war damit für Ritter-Sport verloren. Alfred T. Ritters Konsequenz: Er gründete 1988 die Paradigma Energie- und Umwelttechnik GmbH Co. KG, die schon bald zum Wegbereiter für ökologische Heizsysteme wurde und heute noch ist.
Ein sparsamerer Umgang mit den natürlichen Ressourcen sowie die Entwicklung innovativer und umweltfreundlicher Technologien liegen ihm besonders am Herzen. Dieses Ziel steht im Fokus vieler Anstrengungen von Alfred T. Ritter und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Für sein Engagement und umweltbewusstes Handeln wurde Alfred T. Ritter 1997 vom ‚WWF‘ (World Wildlife Found for Nature) und der Zeitschrift ‚Capital‘ als ‚Öko-Manager des Jahres‘ ausgezeichnet. 1998 folgten: der Prognos-Zukunftspreis des schweizerischen Prognos-Instituts, 2000 das Bundesverdienstkreuz und 2003 der Sonderpreis der Deutschen Solarpreise.
Alfred T. Ritter ist Gründungsmitglied von Unternehmungen wie der Solarfabrik Freiburg und einer Schweizer Managementgesellschaft, die Investoren über die Öko-Performance von Unternehmen berät.
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