Zinsschranke trifft vor allem Großunternehmen
Zinsschranke trifft vor allem Großunternehmen
Anhebung der Freigrenze sinnvoll
Angesichts der aktuellen Rezession wird befürchtetet, dass die Zinsschranke die wirtschaftliche Situation der betroffenen Unternehmen verschärft. Das DIW Berlin hat in einer Studie die Wirkungen der Zinsschranke untersucht. „Die Zinsschranke betrifft vor allem große Unternehmen. Die geplante Anhebung der Freigrenze kostet wenig und würde vor allem kleinen und mittleren Unternehmen helfen“, sagte DIW-Steuerexperte Stefan Bach. Die Zinsschranke könnte Anpassungskosten der betroffenen Unternehmen verursachen, die den Steuererleichterungen der Unternehmensteuerreform 2008 gegenüber stehen.
Die Zinsschranke bringt dem Fiskus Steuermehreinnahmen in Höhe von 750 Millionen Euro. 97 Prozent davon gehen auf Großunternehmen mit einer Bilanzsumme von über 43 Millionen Euro zurück. Da auch von der Zahl der Unternehmen überwiegend Großunternehmen von der Zinsschranke betroffen sind, würde eine Anhebung der Freigrenze auf einen Nettozinsaufwand von drei Millionen Euro für den Krisenzeitraum 2008 bis 2010 das Steueraufkommen nur um sieben Prozent reduzieren. Sie würde jedoch die Zahl der belasteten Unternehmen um gut die Hälfte reduzieren und kleine und mittlere Unternehmen weitgehend von der Zinsschranke befreien.
Die Zinsschranke ist eine Innovation der Unternehmensteuerreform 2008, deren wirtschaftliche und fiskalische Auswirkungen bislang noch weitgehend unklar sind. Sie begrenzt den steuerlichen Abzug von Zinskosten von der steuerlichen Bemessungsgrundlage auf 30 Prozent des Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda, siehe unten). Damit soll verhindert werden, dass international agierende Unternehmen ihre Geschäfte über Kredite finanzieren und die Zinskosten in Deutschland von der Steuer absetzen, die Gewinne jedoch ins Ausland verlagern. Das DIW Berlin errechnete auf Grundlage von veröffentlichten handelsrechtlichen Jahresabschlüssen des Jahres 2006, dass 1.100 Unternehmen von der Zinsschranke betroffen sein könnten. Davon werden 600 Unternehmen tatsächlich steuerlich belastet. Für die übrigen Unternehmen hat die Zinsschranke keinen unmittelbaren Effekt, da sie laufend zu hohe steuerliche Verluste aufweisen.
(Ebitda, Earnings before interest, taxes, depreciation and amortization, ist eine wichtige Kennzahl für Unternehmen. Da Unternehmen weltweit unter unterschiedlichen Gesetzgebungen bilanzieren, ermöglicht die Kennzahl Ebitda internationale Vergleiche.)
Zinsschranke trifft vor allem Großunternehmen. Von Stefan Bach und Hermann Buslei. In: Wochenbericht 17/2009
Außerdem im Wochenbericht:
– Erdgas für Europa: Die Importe steigen deutlich. Von Hella Engerer und Manfred Horn
http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenbericht/aktueller_wochenbericht/26991.html
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